Die Werbung der Blumengeschäfte ist nicht mehr zu übersehen. An allen Ecken wird für den perfekten Blumenstrauß zu Muttertag geworben. Und auch in der Schule laufen die Vorbereitungen für diesen Tag auf Hochtouren: es werden die schönsten Kunstwerke gebastelt und nette Worte für die Mama geschrieben.

Nur wenige Tage nach dem Muttertag steht dann auch schon der Vatertag vor der Türe. Dann beginnt das gleiche Spiel von vorne. Viele Kinder haben große Freude sich eine Überraschung für ihre Eltern auszudenken. Auch wenn die Vorbereitungen und das Basteln für diese beiden Tage eher weniger im Religionsunterricht passieren, merke ich doch immer wieder, dass auch wir Religionslehrkräfte zu diesen Tagen eine sehr wichtige Rolle spielen können.

Muttertag und Vatertag: Nicht für alle Kinder ein Grund zu feiern

Denn nicht für alle Kinder und Jugendliche sind diese beiden Tage zu Ehren ihrer Mütter und Väter Tage der Freude. Nicht alle Kinder und Jugendliche haben jemanden zum Ehren oder vielleicht auch keinen Grund zum Ehren ihrer Eltern.

Ich denke an Trennungskinder, die  von einem Elternteil getrennt leben. Es gibt Schüler und Schülerinnen deren Mama oder Vater verstorben sind oder nicht bei ihren leiblichen Eltern leben, weil sie adoptiert wurden oder in Pflegefamilien oder Wohngruppen leben.

Ich habe hier Kinder und Jugendliche im Blick, die eine schwierige Beziehung zur Mutter oder zum Vater haben und keine liebende oder fürsorgliche Beziehung zu ihren Eltern haben. Ich denke an Kinder, die durch ihre Eltern Gewalt erleben mussten – körperliche oder seelische Gewalt. Und es gibt Schüler und Schülerinnen, die mit gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen oder in anderen Familienkonstellationen leben.

Trauer, Zorn, Enttäuschung und Neid

Manche dieser Kinder und Jugendlichen können mit dem Muttertag und Vatertag dennoch gut umgehen und finden ihre eigenen Lösungen und Möglichkeiten. Aber uns allen muss klar sein: nicht für alle Kinder und Jugendliche sind der Muttertag und der Vatertag mit positiven Emotionen verbunden.

Hier können die Muttertagsbasteleien in der Schule noch so toll und kreativ sein. Trauer, Zorn, Enttäuschung und Neid können sich breit machen, wenn Kinder merken, dass ihre Situation anders ist oder sie jemanden schmerzlich vermissen.  Und hier können wir unsere Schüler und Schülerinnen auffangen und trösten. Oftmals dürfen wir unsere Relikinder über mehrere Jahre begleiten und wissen so genau mit welchen familiären Hintergründen sie diese beiden Tage erleben.

Religionsunterricht kann Kinder auffangen

Der Religionsunterricht kann ein Ort sein, an dem die Kinder mit ihren Emotionen aufgefangen werden. Gespräche in der Gruppe oder mit den Kindern unter vier Augen oder Gebetsrunden mit Sorgensteinen, einer Klagemauer oder Sorgenzettel im Feuer verbrennen wären mögliche und hilfreiche Angebote in dieser Situation, um den Kindern und Jugendlichen die Last ihrer Emotionen zu nehmen.

Aber auch der Zuspruch ist in diesen Tagen wichtig: Du bist gut so wie du bist. Du bist ein geliebtes Kind Gottes. Unseren Religionsunterricht macht aus, dass wir die Kinder im Blick haben und ihnen einen Platz für ihre Bedürfnisse und Gefühle geben – auch an vermeintlichen Tagen der Freude und Glücks wie dem Muttertag und Vatertag.

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