Aus einem "Schatz, kannst du noch schnell Sonnenblumenöl holen?" wurde für mich ein Irrlauf durch Lebensmittelgeschäfte. Als ich auch im dritten Laden nur leere Regale vorfand, nahm ich doch einmal allen Mut zusammen und fragte eine Verkäuferin, ob denn vielleicht noch was im Lager wäre.
Mit einem leicht genervtem Blick und dem Hinweis, dass auch schon 30 Kunden vor mir die Frage gestellt hätten, wurde mir klar:
Die Hamster sind wieder unterwegs und plündern sich durch Deutschlands Supermärkte.
Nach Klorollen im Jahr 2020 folgt nun Sonnenblumenöl
Jetzt also Sonnenblumenöl. Während im ersten Corona-Lockdown 2020 Heerscharen von Klorollenfanatikern die Supermärkte überrollten, baden wir 2022 anscheinend in Sonnenblumenöl. In Insiderkreisen wird bereits vom flüssigen Gold gesprochen.
Auf Internetplattformen werden schon Sonnenblumenölflaschen für den 20-fachen Preis angeboten. Zugegeben, das ist natürlich eine Ausnahme, und ob tatsächlich jemand diese Flasche X erwirbt, erscheint mehr als fraglich; trotzdem kann man die leeren Supermarktregale nicht wegdiskutieren.
Wenn man Statistiken glauben darf, verbraucht ein Deutscher durchschnittlich 0,7 Liter Sonnenblumenöl pro Jahr. Manche Deutsche haben Kistenweise das Öl gekauft, also 12 Liter Öl. Machen locker 17 sonnenblumenölreiche Jahre. Die Gründe für diese Hortung sind vielfältig.
In Deutschland wird nur zehn Prozent des Sonnenblumenölbedarfs produziert
Viele treibt die Angst um, dass die Vorräte zur Neige gehen. Klar, der Krieg in der Ukraine spielt eine große Rolle. Die Ukraine ist schließlich eines der wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl. In Deutschland werden gerade einmal zehn Prozent des Sonnenblumenölbedarfs selbst produziert.
Die leeren Regale sind aber eine direkte Folge des übermäßigen Konsums, unsinnigen Hortens. Das wiederum setzt die Lieferketten unter Druck.
Hamsterkäufe bedeuten nicht viel mehr, als nur an sich zu denken. Der Egoismus macht sich mal wieder breit in Deutschland. Hauptsache ich.
Der Unterschied zwischen "Vorrat halten" und "hamstern"
Das Bemerkenswerte ist jedoch die Ignoranz, nicht aus Fehlern zu lernen. Vielmehr fühlen sich die "Hamsterer" in ihrer Milchmädchenrechnung bestätigt, denn die Regale sind ja schließlich leer.
Also alles richtig gemacht. Da wird mit stolz geschwellter Brust auf die gebunkerten 15 Liter Öl im Keller verwiesen. Daneben befindet sich wohl auch noch der Rest der 200 Klorollen, die man vor zwei Jahren gehamstert hat.
Dabei darf der Unterschied zwischen "Vorrat halten" und "hamstern" nicht außer Acht gelassen werden. Es spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, einen gesunden Vorrat an Lebensmitteln daheim zu haben. Schlecht sind nur die panikartigen Einkäufe.
Und noch ein kleiner Tipp: Auch Speiseöl hält nicht ewig, die Verzehrempfehlung liegt bei zwölf Monaten.