"Ich will schlanker werden!"
"Ich muss mehr Sport machen!"
"Ich will mehr Zeit mit der Familie verbringen!"
"Ich verzichte im nächsten Jahr auf die sozialen Medien!"
So oder so ähnlich lauten sie oft, die Neujahrsvorsätze, die sich viele Menschen Jahr für Jahr zum Jahreswechsel auferlegen. Der Übergang vom alten ins neue Jahr wird oft als der ideale Zeitpunkt angesehen, um schlechte Angewohnheiten abzulegen und einen Neustart zu schaffen. Meiner Meinung nach ist das aber ein falscher Ansatz.
Neujahrsvorsätze zeigen fehlende Entschlossenheit
Das Problem liegt im Zeitpunkt. Wieso muss der Jahreswechsel herhalten, um den "Turnaround" zu schaffen? Wieso kann ein solcher Entschluss nicht im Laufe des Jahres gefasst werden. Für mich zeigt der Zeitpunkt ausgerechnet zum neuen Jahr fehlende Entschlossenheit. Wenn der absolute Wille besteht, ein schlechte Angewohnheit abzustellen, dann wird ein Beschluss unabhängig von einem gewissen Datum gefasst und umgesetzt. Den Jahreswechsel als Grund "vorzuschieben" kann man also als mangelnde Überzeugung einordnen.
Persönliche Ziele sind wichtig
Nur weil Neujahrsvorsätze nicht effektiv sind, heißt es aber nicht, dass Vorsätze insgesamt nicht nötig sind. Wenn man eine persönliche Weiterentwicklung antreiben will, ist es absolut sinnvoll, sich persönliche Ziele zu stecken. Diese dürfen aber nicht von einem gewissen Datum abhängig sein, sondern viel mehr davon, ab wann man sich selbst bereit fühlt, die Ziele mit Entschlossenheit anzupacken. Außerdem müssen die persönlichen Ansprüche klar definiert sein.
Neujahrsvorsätze sind oft sehr allgemein formuliert und lassen somit viel Interpretationsspielraum. Die Ziele diszipliniert zu verfolgen ist dann deutlich schwieriger. Es ist leichter Ausreden zu finden und die Bedingungen zu verändern. Den Vorsätzen "Ich will schlanker werden!" oder "Ich will mehr Sport machen", müssen klare Konditionen verpasst werden. "Ich will 5 Kilogramm abnehmen!" oder "Ich mache ab jetzt pro Woche 3 Stunden Sport"!, erhöhen die Motivation und bieten konkrete Anhaltspunkte, an denen man Fortschritte messen kann.
Der Zeitpunkt zum Jahreswechsel ist fragwürdig
Sich Ziele zu setzen, sich verbessern zu wollen und sich klare Ansprüche aufzeigen zu wollen, ist lobenswert und wichtig für die individuelle Entwicklung. Man sollte seine Ziele klar definieren, sich Fehler eingestehen und auch nicht bedrückt sein, wenn mal nicht sofort alles klappt. Aber es ist nicht hilfreich und wirkt nicht überzeugend, den Jahreswechsel als Anlass zu wählen - und sich Jahr für Jahr Neujahrsvorsätze aufzuerlegen, die spätestens Anfang Februar wieder vergessen sind.