Die Situation an der Grenze zwischen dem EU-Staat Polen und Belarus ist dramatisch. Seit Wochen bereits sind dort Menschen auf der Flucht Kälte und Hunger ausgesetzt. Die Europäische Union zeigt bislang keinerlei Bereitschaft, zur Linderung der Not beizutragen. Stattdessen unterstützt man die rechtspopulistische Regierung in Warschau, die auf Abschottung und teilweise auch gewaltsame Abschreckung setzt.
Die Lage an der Grenze werde jeden Tag schwieriger, sagte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm kürzlich unter Berufung auf Kontakte zur Kirche in Polen: "Menschengruppen, darunter Familien mit kleinen Kindern, verharren im Freien, suchen Schutz und Hilfe." Schlechte Wetterbedingungen verursachten starke Erkältungen. Zudem verwies er auf bekannt gewordene Todesfälle. Man könne nicht gleichgültig sein gegenüber dem Schicksal derjenigen, "die ein neues Leben weitab von Konflikten, Verfolgung, Ungleichheit und sozialer Ungerechtigkeit beginnen wollen".
Da die Bundesregierung sowie die übrigen EU-Staaten offenbar nicht gewillt sind, den Menschen ernsthaft zu helfen, stellen sich viele von uns die Frage: Was kann ich tun? Wir haben einige Hilfsorganisationen und NGOs zusammengestellt, die ihr bei ihren Bemühungen für die Menschen vor Ort unterstützen könnt.
Diakonie Polen
Die Diakonie Polen ruft zu Spenden für die Flüchtlinge an der polnisch-belarussischen Grenze auf. Der Aufruf wurde gemeinsam vom Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche und dem Präsidenten der Diakonie verfasst. "Als Christen sind wir aufgerufen Menschen in Not Barmherzigkeit zu erweisen, sie aktiv zu unterstützen und und konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Die Hilfe für denjenigen, der sich in einer schwierigen Lage befindet, ist in diesem Zusammenhang von übergeordneter Bedeutung; sie ist ohne Rücksicht auf Herkunft, Religion, oder soziale Stellung zu gewähren", schreiben Bischof Jerzy Samiec und Bischof Ryszard Bogusz.
Geldspenden für die Flüchtlingshilfe können über die evangelischen Gemeinden in Polen oder individuell bis zum 15. November 2021 auf des Konto der Diakonie Stichwort "Fluchtlinge" überwiesen werden. Weitere Infos zum Spendenaufruf gibt es auf der Webseite der Diakonie.
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Bank PEKAO S.A., I O/Warszawa
Pl. Bankowy 2, 00-950 Warszawa Diakonia Kościoła Ewangelicko-Augsburskiego w RP 00-246 Warszawa, ul. Miodowa 21 PL 56 1240 1037 1978 0000 0693 1401 (EUR) PKOPPLPW |
Seebrücke und Leave No One Behind: Mauerfall jetzt
Die Menschenrechtsorganisationen "Seebrücke Deutschland" und "LeaveNoOneBehind" machen mit einem Bus voller Hilfsgüter für die Flüchtlinge an der polnisch-belarussischen Grenze auf deren Notlage aufmerksam. Die Lieferung umfasst nach Angaben der Organisatoren winterfeste Schuhe, Socken, Stirnlampen und Akkus zum Laden von Handys.
Das Bundesinnenministerium habe noch keine Antwort auf die Bereitschaft von insgesamt 270 Kommunen zur Aufnahme von Flüchtlingen gegeben, beklagte Livia Pflaum von der Hilfsorganisation. Es sei ein "Armutszeugnis", dass die Parteien bei ihren Verhandlungen über eine mögliche Ampelkoalition um Ministerposten stritten, anstatt auf die humanitäre Krise an der polnisch-belarussischen Grenze zu reagieren.
Beide Organisationen forderten das Bundesinnenministerium auf, dem Bus zu erlauben, an der Grenze gestrandete Flüchtlinge nach Deutschland zu bringen.
Wir packen's an e.V.
Der gemeinnützige Verein "Wir packen's an" aus Berlin und Brandenburg leistet Nothilfe für Menschen auf der Flucht, laut eigenen Angaben "vorwiegend da, wo niemand hinschaut". Sein Haupteinsatzgebiet sind die EU-Außengrenzen.
Während die deutsche Regierung und die Europäische Union wegschaue, wolle der Verein "schnell und unkompliziert helfen", heißt es. "Der Winter naht, und die Katastrophe ist schon unübersehbar." Was im Moment am dringendsten gebraucht werde, sei Wärme. "Die Menschen frieren zu Tode. Schlafsäcke, Isomatten, Zelte, Schuhe, Handschuhe und Nahrungsmittel werden dringend benötigt."
Medico International
Seit über 50 Jahren leistet medico international Hilfe für Menschen in Not und arbeitet laut eigenen Angaben an der Beseitigung der strukturellen Ursachen von Armut und Ausgrenzung. 1997 wurde die von medico initiierte Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
medico unterstützt die Helfer:innen des polnischen Netzwerks Grupa Granica (dt. Grenze). Diese besorgen etwa Handys und SIM-Karten für Geflüchtete – sichere Kommunikation sei in einer solchen Situation unerlässlich. Anwält*innen des Netzwerks leisteten zudem juristischen Beistand für die Angehörigen von Todesopfern an der Grenze und helfen bei Asylanträgen. In Planung sei außerdem ein Krankenwagen, mit dem Ärzt*innen die Grenzregion abfahren und direkt medizinische Hilfe leisten können.