"Danke Franz"-Schals und ein Banner mit dem Schriftzug "Die Lichtgestalt geht auf die letzte Reise - Ruhe in Frieden, Kaiser!": Zehntausende Menschen haben am Freitag in der Münchner Allianz Arena Abschied von der Fußball-Legende Franz Beckenbauer genommen. Bereits vor dem offiziellen Beginn um 15 Uhr waren zahlreiche Menschen, viele von ihnen mit Bayernschal, ins Stadion geströmt. "Ein toller Fußballer, eine große Persönlichkeit, ein netter Mensch", sagt Monika Meinel aus Höhenkirchen bei München über Beckenbauer. Sie sei 77 und habe schon Beckenbauers Anfänge als junger Spieler bei den Bayern miterlebt.

Während sich an diesem eiskalten Nachmittag langsam die Ränge füllen, gibt es ein Vorprogramm: Eine Blaskapelle spielt, der Tölzer Knabenchor singt Bayern- und Beckenbauer-Hymnen: "Stern des Südens", "Gute Freunde kann niemand trennen" oder "Fußball ist unser Leben". Es gibt Einspieler von Franz Beckenbauer, im Mittelkreis ist ein Bild von ihm mit der Rückennummer 5 zu sehen, weiter hinten am Strafraum eine 5 aus hunderten zusammengesteckten roten Rosen.

Steinmeier: Beckenbauer war ein "großer Deutscher"

Uli Roth und seine Frau sind extra aus Bamberg angereist, um Beckenbauer würdig zu verabschieden. Er sei seit 40 Jahren Bayern-Fan, als Jugendlicher habe er sich Beckenbauer-Poster an die Wand gehängt. "Klar wollen wir hier dabei sein", sagen die zwei. So herzlich, wie die Fans von Beckenbauer sprechen, der am 7. Januar im Alter von 78 Jahren gestorben ist, genauso herzlich tun das auch die zahlreichen Prominenten bei der rund eineinhalbstündigen Gedenkfeier.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigt Beckenbauer als "großen Deutschen" und "Weltklasse-Fußballer". Auf der ganzen Welt habe man Beckenbauer gekannt, bewundert, verehrt und geliebt. "Niemand vermag wohl wirklich abzuschätzen, wie positiv Franz Beckenbauer für unser Land gewirkt, welche Sympathien er uns weltweit eingebracht hat. Er hat sich um unser Land verdient gemacht."

Beckenbauer habe Deutschland mit der WM 2006 nicht nur ein Fußball-Sommermärchen geschenkt, sondern einen neuen, freundlichen Blick auf sich selbst. "Danke, Franz Beckenbauer, danke für alles", sagt Steinmeier. Bayern-Präsident Herbert Hainer sagt, dass Franz ein Freund für jeden gewesen sei. Außerdem habe er nie vergessen, wo er herkomme: "Vom Münchner Kindl zum Weltbürger".

Söder: Beckenbauer war "Fußballgott"

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnet Beckenbauer als einen der "allergrößten Bayern und Deutschen", eine "Ikone", eine Art "Fußballgott". Er habe den deutschen Fußball neu erfunden - hin zum leichten, schnellen Spiel. Und er sei ein freundlicher Mensch gewesen. "Erfolge auf dem Platz sind das eine, aber Erfolge als Mensch sind beeindruckend."

Im Stadion selbst tummeln sich noch viele weitere Prominente aus Politik, Gesellschaft und Sport, unter ihnen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), Delegationen von Real Madrid und dem FC Barcelona sowie frühere Bayern-Spieler und Wegbegleiter Beckenbauers.

Beckenbauer wurde am 11. September 1945 in München geboren und wuchs im Arbeiterviertel Giesing auf: Er spielte von 1964 bis 1977 beim FC Bayern München, mit dem er viermal Deutscher Meister wurde und dreimal den Europapokal der Landesmeister holte. Zweimal wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister: 1974 als Spieler im eigenen Land, 1990 als Teamchef der DFB-Elf. Wegen seiner eleganten Spielweise erhielt er den Beinamen "Kaiser". Sein Lebenswerk erhielt Jahre später Risse wegen Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2006, die er mit nach Deutschland holte.

Hoeneß: Stolz auf die Heim-WM

Der Ehrenpräsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, erinnert in seiner Rede an die WM 2006, für die Beckenbauer "sich den Hintern aufgerissen" habe, um sie nach Deutschland zu holen, und wie stolz die Menschen damals auf die Heim-WM gewesen seien. "Da müssen wir wieder hinkommen in unserem Land. Dass alle stolz sind", ruft Hoeneß und betont, dass er die AfD bei diesem Prozess nicht dabeihaben wolle. Im Stadion brandet tosender Applaus auf.

Für Gänsehautmomente während der Gedenkfeier sorgt auch der Münchner Star-Tenor Jonas Kaufmann. Er singt "Time to say goodbye", während mehrere Beckenbauer-Weggefährten um Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner, Günther Netzer und Bertie Vogts zum Mittelkreis laufen und rote Rosen ablegen. Der nächste Gänsehautmoment dann zum Ende, als Kaufmann "Nessun dorma" singt.

Kurz zuvor hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx als letzter Redner und Überraschungsgast Grüße von Papst Franziskus überbracht, zu einem Augenblick der Stille aufgerufen und mit den Zehntausenden Gästen ein Gebet gesprochen. Er danke Gott für das Leben von Franz Beckenbauer, das so viele Menschen glücklich gemacht habe, sagt Marx. "Wir bitten dich, nimm ihn jetzt in deine Arme."

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