Als Auftrag der Kirchen für Europa sieht der evangelische Politikbeauftragte Dieter Breit die Pflege der Erinnerungskultur. Denn die Europäische Union sei als Friedensprojekt ausgehend von den Erfahrungen mit den Katastrophen und Diktaturen des 20. Jahrhunderts entstanden, sagte Breit in einem Interview mit der Evangelischen Funkagentur (efa). Da es kaum noch Zeitzeugen gebe, die diese furchtbaren Epochen selbst miterlebt haben, sollten die Kirchengemeinden und die kirchlichen Bildungswerke verstärkt mit Veranstaltungen dazu beitragen, dass diese Geschehnisse im Gedächtnis der Menschen bleiben.
Dieter Breit: EU als wirtschaftlicher Zusammenschluss und Wertegemeinschaft
Wie der Politikbeauftragte der bayerischen Landeskirche weiter sagte, muss bei der anstehenden Wahl deutlich werden, "dass Europa nicht nur ein Wirtschafts-, sondern auch ein Wertebündnis ist, das sich den Menschenrechten verpflichtet wissen muss". Deshalb müsse der Zusammenhalt der demokratischen Gesellschaften in Europa gestärkt werden, was auch eine Aufgabe der Kirchen sei. Diese hätten sich nicht zuletzt in der "Charta Oecumenica" von 2001 dazu verpflichtet, für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten sowie die Zusammenarbeit der Kirchen in Europa zu verbessern.
Anlass zur Sorge sei nicht nur in Deutschland die Spaltung der Gesellschaften, "die Polarisierung und das Aufblühen von populistischen Bewegungen", die auf Schwarz-Weiß-Lösungen setzten und zum Teil mit totalitären Ideologien liebäugelten.
Europa hat nach der Überzeugung des Theologen dann Bestand, wenn es aktuelle Herausforderungen annehmen und strittige Themen diskutieren könne. Dazu zählte Breit die zunehmende Digitalisierung. Europa brauche eine eigene Digitalstruktur, auf der europäisches Recht gelte, etwa im Datenschutz. Im Moment bestimmten einige US-amerikanische Konzerne wie Facebook die "Rahmenbedingungen und die Spielregeln der sozialen Medien, auf denen sich Milliarden Menschen austauschen".