Was tun, wenn uns jemand begegnet, der rechtspopulistische Parolen vertritt? Wir haben acht Tipps und Empfehlungen für eine gute Argumentation.

1. Parolen sind unbewiesene Behauptungen

Rechtspopulistische Parolen sind deswegen so eingängig, weil sie unbewiesene Behauptungen sind. In ihrer Argumentation stützen sie sich oft auf Vorurteile. Stammtischparolen sind jedoch nicht per se rechtsextreme Meinungsäußerungen. Meist richtet sich die Diskriminierung nur gegen eine Bevölkerungsgruppe wie Frauen oder Ausländer. Ob sich hinter der Aussage ein rechtsextremes Weltbild verbirgt lässt sich erst in der Diskussion erkennen.

2. Zuhören und nicht direkt alles als unsinnig abtun

Nur wenn es einen Dialog mit dem Gegenüber gibt, können auch Beweggründe erkannt werden. Den Gesprächspartner sofort wegen seiner Einstellung zu verurteilen, hilft nicht weiter. Wichtiger ist es, die Argumente des Gesprächspartners herauszuarbeiten. Suchen Sie den Dialog und knüpfen Sie an konkrete Parolen an. Geben Sie Ihrem Gegenüber ihr Gehör - und argumentieren Sie dann dagegen.

3. Argumentationsstrategie

Mit strukturierten Aussage können Sie den Dialog auf eine Sachebene führen. In einem ersten Schritt können Sie die Kernaussage der Parole wiederholen. Damit beugen Sie Missverständnissen vor. Auf dieser Basis können Sie dann klar Position beziehen: "Der Aussage stimme ich nicht zu."

Rechtspopulisten arbeiten oft mit schwammigen und diskriminierenden Sätzen und Verallgemeinerungen. Eine konkrete Reaktion hilft dabei, sich von diesen Verallgemeinerungen zu differenzieren. Die eigene Position muss belegt und erklärt werden, denn nur dann wird die Aussage überprüfbar oder wahr. "Aus diesem Grund ist Dein Argument falsch" - der letzte Schritt Ihrer Argumentation ist es, ein klares Fazit zu ziehen und danach den Gesprächspartner wieder zu Wort kommen zu lassen.

4. Äpfel nicht mit Birnen vergleichen

Scheinargumente sollen manipulieren. Äpfel mit Birnen zu vergleichen, von Einzelfällen auf die Allgemeinheit schließen oder scheinbar rational argumentieren – auf Scheinargumente kann man sehr gut eingehen, wenn man sie erkennt. Genauso wichtig ist es aber, selbst nicht in die gleichen argumentativen Muster zu verfallen. 

Unsere Sprache kann viel vermitteln, dass nicht direkt angesprochen werden soll. Der Umgang mit Killerphrasen und Totschlagargumente ist natürlich schwierig, da diese auf den Abbruch der Argumentation abzielen. Ein Versuch wäre auf zwischenmenschlicher Ebene die sachliche Argumentation von den Emotionen zu trennen. Wenn jedoch kein gemeinsamer Umgangston gefunden werden kann, bleibt nur die Möglichkeit, das Gespräch an diesem Punkt zu beenden.

5. Nicht auf die persönliche Ebene ziehen lassen

Nah dran an den Totschlagargumenten ist der Übergang auf eine persönliche Ebene. Ziel der Gesprächspartner ist es meistens, das Gespräch zu unterbrechen, um das eigentliche Argument nicht mehr behandeln zu müssen. Das gelingt dem Gesprächspartner, wenn man sich auf die nun angesprochene persönliche Ebene ziehen lässt. Beleidigende Aussagen müssen aber nicht hingenommen werden. Sie können - losgelöst von der restlichen Diskussion - kurz auf der persönlichen Ebene  problematisiert werden. Der anschließende Wechsel zurück zur Sachebene führt zurück zur Diskussion.  

6. Zwischen den Zeilen lesen

Wenn in einer Aussage Äpfel mit Birnen verglichen werden, lässt sich im Hintergrund oft ein unterschwellig formulierter Sinneszusammenhang erkennen. Das in der Aussage nicht explizit angesprochene klingt an, wird aber nicht offen kritisiert. Implizite und unterstellte Zusammenhänge in Parolen werden von denjenigen, die der Parole zustimmen, problemlos akzeptiert und verbunden. Diesen vermeintlichen Zusammenhang offensiv zu wiederlegen ist eine Chance des Argumentierens. Nur auf konkrete Aussagen kann man eingehen und diese auch widerlegen. Sprechen Sie implizite Zusammenhänge an und machen sie dadurch zum Teil des Gesprächs.  

7. Wertschätzend im Umgang, hart in der Sache

Einen wertschätzenden Umgangston beizubehalten ist eine Herausforderung. Beim Argumentieren gegen Stammtischparolen geht es darum, die Schädlichkeit der Einstellung und insbesondere auch die praktischen Konsequenzen deutlich zu machen. An bestimmten Thesen hängen viele Emotionen und auch Vorurteile.

Wichtig ist es, Störungen der emotionalen Ebene sofort auszuräumen, bevor sie zum Problem werden können. Sagen Sie nicht zu viel auf einmal, sondern benennen Sie ein Argument nach dem anderen. Orientieren Sie sich an der Lebenswelt des Gegenübers, indem sie Ihre anschaulich wählen. Greifen sie Fehler in der Begründung des Gegenübers auf und binden sie diese in die eigene Argumentation ein.

8. Manchmal muss man es sein lassen

Man findet nicht immer die richtigen Worte. Möglicherweise fehlen auch die nötigen Hintergrundinformationen, um gut zu argumentieren. Es ist legitim, eine Diskussion auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Die konkrete Situation sollte bestimmen, ob sich ein Gespräch lohnt. Ist dem Gegenüber an einem ehrlichen Austausch gelegen? Fühlen sie sich  in der Lage, ein Gespräch zu führen? Das Ziel des Gespräches muss nicht immer sein, das Gegenüber zu überzeugen. Festgefahrene Überzeugungen können nicht immer gelöst werden. Wichtiger ist es, bei weniger eingefahrenen Auffassungen anzusetzen. Oft hilft es schon, neue oder andere Denkanstöße zu geben oder Irritation beim Gegenüber zu erzeugen.