Promis hat Moderator Achim Bogdahn seit rund 30 Jahren vor dem Mikro für seine Sendungen im Bayerischen Rundfunk. Nun hat der 57-Jährige das warme Studio verlassen und die Wanderschuhe geschnürt. Mit Menschen wie Fußballer Mehmet Scholl, der Theologin Margot Käßmann oder Sportlerin Kati Wilhelm hat er den höchsten Berg des jeweiligen Bundeslandes erklommen.

Für den in einem Pfarrershaushalt aufgewachsenen Moderator boten die 16 Reisen, die es nun auch in Buchform gibt, viele spirituelle Momente. Von rund 30 bis 3000 Metern reicht die Spanne der höchsten natürlichen Erhebungen im Land. Achim Bogdahn, Sohn von Martin Bogdahn, von 1990 bis 2001 evangelischer Regionalbischof im Kirchenkreis München-Oberbayern, hat sie alle erwandert. Die Erfahrungen hat Bogdahn in 16 Reisereportagen für sein Buch "Unter den Wolken" verarbeitet, mit dem er derzeit auf Lesereise ist. "Ich habe mir einen lange gehegten Traum erfüllt", sagt der in Erlangen geborene ehemalige Theologiestudent.

Öffentliche Verkehrsmittel und "Couchsurfing"

Die Maxime dabei lautete: Jedes Ziel möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen, Schlafplätze werden über das Gastfreundschaftsnetzwerk "Couchsurfing" organisiert. Auch die damit verbundenen Erfahrungen flossen in das Buch über Deutschland und über Menschen und deren Leben mit vielen Umwegen, Anekdoten und Exkursen mit ein.

"Jetzt weiß ich, wie die Saarländer darunter leiden, wenn ihr Land wegen seiner passend kleinen Fläche immer als Vergleich bei Naturkatastrophen herangezogen wird oder die Sachsen mit ihrem Dialekt hadern",

beschreibt Bogdahn seine Erfahrungen.

Intensive Porträts

Ganz unterschiedliche Portraits kamen dabei heraus. Bogdahn erklomm mit dem 90 Jahre alten Benno Schmidt den Brocken in Sachsen-Anhalt, verlief sich mit Autor Manuel Andrack im Saarland am Schimmelkopf oder entlockte Sängerin Judith Holofernes auf dem Weg zum Berliner Müggelberg so manches offene Wort, das vielleicht im Radiostudio im Herzen geblieben wäre, beim Marsch an der frischen Luft aber freigesetzt wurde.

Dem Schauspieler Devid Striesow entlockte Bogdahn so erst spät das "Du", nachdem er mit dem erst etwas reservierten Star die Helpter Berge in Mecklenburg-Vorpommern bestiegen hatte. Ihm aber vertraute wiederum Bogdahn an, dass er als kleiner Junge immer eine Bibel auf den Gepäckträger seines Fahrrads geschnallt hatte.

Bei Margot Käßmann ging es ganz schnell

Manchmal dauerte es ewig, einen Termin für die Wanderung zu ergattern. Bei einer ging es ganz schnell: Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Margot Käßmann meldete sich umgehend auf die Anfrage, ob sie mit Bogdahn auf den 971 Meter hohen Wurmberg in Niedersachsen steigen möchte.

"Gerade bei ihr spürte ich eine enorme Tiefe im Gespräch, sie hat mich in ihr Leben blicken lassen",

erinnert sich der Moderator. Tief beeindruckt habe ihn die Offenheit, mit der Käßmann auch noch einmal über die schon oft zitierte Alkoholfahrt sprach, die sie im Februar 2010 zum Rücktritt zwang.

Fast Pfarrer geworden

Fast wäre Bogdahn selbst Pfarrer geworden. 1991 hatte er dann doch noch die Richtung gewechselt und beim Bayerischen Rundfunk begonnen, wo die Mutter bereits als Tontechnikerin gearbeitet hatte. Sie und Vater Martin hatten ihm neben der Begeisterung für die Bibel auch die für die Medien mitgegeben, war der heute 86-Jährige doch lange landeskirchlicher Beauftragter für Rundfunk und Fernsehen. Das evangelisch geprägte Elternhaus spielt in seinem Buch und auch in der eigenen Darstellung aber nur am Rande eine Rolle.

"Ich bin generell eher derjenige, der jemanden befragt und gebe dabei von mir selbst wenig preis."

Die Seiten zu wechseln und selbst als Literat aufzutreten, zu lesen und zu seinem Buch befragt zu werden, ist für Bogdahn ein spannender Perspektivwechsel. "Jetzt kann ich viel besser mit den Leuten fühlen, die manchmal vor mein Mikrofon treten", meint er. Ausprobiert hat Achim Bogdahn schon vieles. Ende der 1990er-Jahre sang und spielte er Gitarre bei der Band "Isar 12". Der Fan des TSV 1860 München spielte 2019 eine kleine Rolle in Marcus H. Rosenmüllers Biografie des deutschen Torwarts Bernd Trautmann.

Wie es mit seiner literarischen Karriere weitergeht, weiß Bogdahn noch nicht. Aber: "Das hat jetzt wirklich was in mir ausgelöst, ich hoffe sehr, dass ich noch weiter schreibe." Und verrät, dass sein erster gedruckter Text vor rund 45 Jahren ein Erfahrungsbericht über ein Jugendzeltlager in Bad Tölz war. Der erschien damals: im Sonntagsblatt.