Noch einige Wochen lang wird der Langenzenner Kantor Markus Simon in den Gottesdiensten die Truhenorgel im Chorraum der Langenzenner Stadtkirche spielen. Dort nimmt der 61-Jährige schon seit letztem Herbst Platz, als nach rund drei Jahren erstmals wieder in der Stadtkirche gefeiert werden konnte.

Hier startete er am Valentinstag auch seine Spendenaktion mit dem "Verkauf" des wohl berühmtesten Orgelstückes überhaupt, der "Toccata und Fuge in d" von Johann Sebastian Bach.

Spender konnten Takte erwerben, die in den kommenden Wochen nach und nach als Eingangsmusik zu den Gottesdiensten erklingen sollen. Damit soll die Säuberungsaktion für die Wiegleb-Orgel aus den Jahren 1719/20 bezahlt werden, damit sie wieder bespielbar ist.

Spendenaktion für Langenzenner Orgel

Diese Orgel war 2017 im Zuge der großen Renovierung fachgerecht ein- und Ende 2019 wieder enthaust. Kurz danach fielen in der Kirche allerdings noch einmal Arbeiten an. Im Februar 2020 schließlich wurde die Verschmutzung festgestellt. Markus Simon streicht mit dem Finger über den Spieltisch und zeigt seinen vom Staub weißen Finger. "Mindestens genauso dick liegt der Staub über jedem Element in der Orgel", sagt er.

Man habe mehrere Gespräche mit dem staatlichen Hochbauamt, den Architekten und den Handwerkern geführt, wer die anfallenden Kosten übernehmen würde, sagt Simon. Die blieben ohne Ergebnis. Dies ist auch heute noch der Status quo.

Dekan Friedrich Schuster, auch erster Pfarrer in Langenzenn, erklärt, dass diese Frage immer noch Gegenstand sogenannter "Kultusgespräche" zwischen dem Landeskirchenamt und dem bayerischen Kultusministerium seien. Eine Langenzenner Besonderheit, weil das um 1280 als Klosterkirche des Augustiner-Chorherrenstifts erbaute und seit 1533 evangelische Gotteshaus eine von zwei bayerischen Kirchen ist, die zu 100 Prozent dem Freistaat Bayern gehören. Die andere ist das Münster in Heilsbronn.

Geld eintreiben auf eigene Faust

Doch Markus Simon, der als Pfarrerssohn quasi in und um die Kirche aufgewachsen ist, wollte nicht warten, bis sich die Behörden notfalls vor Gericht einig werden, wer die geschätzten Kosten von 15.000 Euro übernehmen muss. So verkaufte er die 143 Takte der "Toccata". Innerhalb von nur vier Wochen waren sie "bezahlt".

Die Resonanz sei überwältigend gewesen. Gespendet hätten neben einigen Firmen und Institutionen der Region auch viele Gemeindemitglieder. Mancher habe sich dabei einen für seine finanziellen Verhältnisse hohen Betrag abgespart, stellt der Organist fest.

So habe er schon nach wenigen Wochen das Spendenziel erreicht. Spendengelder, die über den gewünschten Betrag hinaus noch eingenommen wurden, sollen für die Pflege und Wartung der anderen im Gottesdienst verwendeten Instrumente gespart werden - neben der erst vor wenigen Jahren angeschafften Truhenorgel noch ein über 100 Jahre alter Flügel.

Sanierung der Orgel

Jörg Maderer, Chef der gleichnamigen Nürnberger Orgelbaufirma, der für die Wartung der Wiegleb-Orgel zuständig ist, hat die Säuberung von Pfeifenstöcken, Windladen und sonstigen Teilen für vor Pfingsten eingeplant. "Wir hatten das Instrument erst 2013 generalsaniert", erzählt er.

Die intensive Reinigung sei kein Luxus. "Mauerstaub ist ein idealer Nährboden für Schimmel, der letztlich jedes Holzteil angreifen kann", so Maderer. Die Orgel könnte innerhalb weniger Monate zum echten Sanierungsfall werde, wenn man sie in diesem Zustand bespiele.