Wenn bei uns noch Schnee liegt und winterliche Temperaturen herrschen, beginnt in Israel schon der Frühling. Das wird gefeiert: Dieses Jahr am Montag, den 10. Februar. Genau genommen am Sonntagabend ab Sonnenuntergang. Dann findet das Neujahrsfest der Bäume statt: Tu Bischwat. Der Name bezeichnet das Datum des Festes im jüdischen Kalender und heißt übersetzt: der 15. Tag des jüdischen Monats Schwat.
Der eigentliche Jahreswechsel des jüdischen Jahres ist im Herbst, also im September oder Oktober. Von diesem Zeitpunkt an wird das Jahr des Menschen gezählt. Im Februar dann beginnt das Jahr der Bäume und Pflanzen. Und sie bekommen ihr eigenes Neujahrsfest.
"Das ist die Zeit des letzten Regens in Israel, der Winter geht zu Ende, die Natur fängt an zu blühen, alles wird neu geboren", erzählt die Münchnerin Katja Tsafrir, die mit einem Israeli verheiratet ist und viele Jahre in Jerusalem gelebt hat.
Jetzt ist in Israel die beste Zeit zu pflanzen. Deshalb gehen alle Kinder und auch die Erwachsenen an Tu Bischwat auf die Plantagen und in die Wälder, um Baumsetzlinge einzupflanzen. Schon den kleinen Kindern wird vermittelt, wie wertvoll Bäume im Heiligen Land sind. Denn fast die Hälfte Israels besteht aus Wüste und die Bäume verhindern, dass diese sich weiter ausbreitet. Außerdem spenden sie Schatten bei der großen Hitze in den Sommermonaten und liefern wertvolle Früchte wie Avocados, Orangen, Datteln und Granatäpfel.
Juden, die nicht in Israel leben und keine Möglichkeit haben, an Tu Bischwat selbst einen Baum zu pflanzen, spenden ihren Baum über den Jüdischen Nationalfonds.
Die Organisation ist zuständig für die Aufforstung der Wälder in Israel. Für 18 Euro kann man einen Baum kaufen, der dann im Land gepflanzt wird. Katja Tsafrir ist die Delegierte des jüdischen Nationalfonds für Süddeutschland (www.jnf-kkl.de) und weiß warum Bäume und Wälder in Israel teurer und wertvoller sind als bei uns.
"In Israel wächst der Wald nicht wie hier in Deutschland, wo automatisch ein Wald nachwächst. Wälder müssen gepflegt werden, angelegt werden, das Wasser ist nicht da, man muss alles aufforsten".
Auch bayerische Juden feiern Tu Bischwat
Ob man Geld spendet oder selbst einen Baum pflanzt, gefeiert wird Tu Bischwat in Israel genauso wie bei bayerischen Juden. Auch Katja Tsafrir macht ein Fest mit ihrer Familie und Freunden. Der Tisch ist schön gedeckt, mit Feigen, Granatäpfeln, Trauben und Datteln aus Israel. Diese werden dann mit den vorgeschriebenen Segenssprüchen zuerst gesegnet und dann gegessen.
Während des Tu-Bischwat–Seders - so nennt man die Mahlzeit - wird dann auch über die Früchte philosophiert. "Sehr schön sind auch immer die Bilder zu den Früchten, die Parallelen zum Menschen: Zum Beispiel wenn man eine Frucht mit einer Schale nimmt, wo man das Innere isst und die Schale wegwirft so lernt der Mensch das Wichtige von dem Unwichtigen zu unterscheiden", erklärt Katja Tsafrir.
Am Neujahrsfest der Bäume kommt der Mensch der Natur wieder näher. Es geht um die bewusste Wahrnehmung der Schönheit der Natur und um die Verantwortung ihr gegenüber. Ein Fest, das seit Jahrtausenden gefeiert wird und heute noch so aktuell ist wie damals. In Israel wie in der ganzen Welt.