Landauf, landab müssen momentan die meisten Kitas ihre Elternbeiträge erhöhen. Viele Eltern haben in den vergangenen Wochen und Monaten mindestens einen Brief von ihrem Kindergarten, Hort oder ihrer Kinderkrippe bekommen, in dem zum Beispiel steht: "Aus wirtschaftlichen Gründen sind wir gezwungen …".

Begründet werden die neuen - mitunter doppelt so hohen - Beiträge mit gestiegenen Energie-, Sach- und Personalkosten. Aber wie finanzieren sich Kitas in Bayern eigentlich? Und weshalb sind die Kitas gerade jetzt knapp bei Kasse? Wir schauen uns die komplexe Sachlage an.

Wie finanzieren sich Kitas in Bayern grundsätzlich? 

Die Finanzierung der Kinderkrippen, Kindergärten und Horte in Bayern hat verschiedene Säulen. Sofern es sich nicht um ein rein privatwirtschaftliches Unternehmen handelt, sondern zum Beispiel von Kommunen, Kirchen oder Wohlfahrtsverbänden betrieben wird, setzen sich die Einnahmen immer aus drei Bereichen zusammen: den staatlichen Zuschüssen, den kommunalen Beiträgen und den Elternbeiträgen (Kita-Gebühren).

Laut dem "Bayerischem Gesetz zur Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern" (BayKiBiG) betragen die Zuschüsse der öffentlichen Hand gut 60 Prozent der tatsächlichen Betriebskosten. Der Rest ist laut Gesetzeskommentar "über Elternbeiträge, Trägermittel, Spenden" oder sogenannte Defizit-Verträge mit den Gemeinden zu decken. Die Deckungslücke, die über Defizit-Verträge geschlossen werden muss, wird seit Jahren immer größer.

Wie setzen sich die Zuschüsse der öffentlichen Hand zusammen?

Das ist in Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ kompliziert. Denn die Kita-Träger bekommen nicht etwa festgelegte Summen pro Kita-Gruppe oder Angestellte. Der Kita-Betrieb wird vielmehr kinderbezogen gefördert. Das heißt: Nur für die Zeit, in der ein Kind auch tatsächlich einen Platz gebucht hat, bekommt eine Einrichtung Geld.

Kitas, die ihre Gruppen nicht voll besetzt und freie Plätze haben (was derzeit jedoch selten vorkommt), oder teureres, weil berufserfahrenes Personal beschäftigen, haben finanzielle Nachteile.

Konkret setzen sich die Zuschüsse so zusammen: Der jährliche staatliche Förderbetrag an die Gemeinden errechnet sich aus dem Produkt eines sogenannten Basiswertes mit dem Buchungszeit- und Gewichtungsfaktor. Diese Summen bekommen die Kitas in Abschlägen ausbezahlt - sie müssen also oft in Vorleistung gehen.

Weshalb unterscheiden sich die Betreuungskosten einzelner Kitas?

Kaum eine Kita in Bayern ist wie die andere - selbst dann nicht, wenn der Träger derselbe ist. Das liegt zum einen an den unterschiedlichen Profilen, es gibt integrative Kitas, Sprach-Kitas und so weiter.

Und es liegt am sogenannten Personal- oder Betreuungsschlüssel. Der Gesetzgeber hat Mindeststandards festgelegt, also wie viele Kinder eine pädagogische Fachkraft maximal betreuen darf. Viele Sozialverbände halten diese Standards für zu gering und setzen daher in ihren Einrichtungen auf mehr Personal. Das allerdings wird nur teilweise refinanziert.

Auch die Mietpreise spielen eine Rolle: In Ballungsräumen sind Mieten oder auch die Unterhaltskosten wie etwa die Reinigung für Immobilien oft um ein Vielfaches höher als auf dem Land. Und natürlich sind erfahrene Kräfte in der Regel auch teurer als Berufseinsteiger kurz nach der Ausbildung.

Warum erhöhen gerade jetzt viele Kitas die Elternbeiträge?

Das ganze Leben ist in den vergangenen beiden Jahren sehr viel teurer geworden - das geht auch an den Kitas nicht spurlos vorbei: Steigende Energiepreise, die Inflation, hohe Tarifabschlüsse, explodierende Kosten bei Bastelmaterial und Spielsachen sind nur ein paar Punkte, weshalb viele Kitas nun die Elternbeiträge anpassen müssen oder in den vergangenen Monaten bereits anpassen mussten.

Die Steigerungen bei den Zuschüssen der öffentlichen Hand halten nämlich zum Beispiel schon mit den teilweise massiven Tarifabschlüssen nicht Schritt. Das Kuriose dabei: Die Länder verhandeln als Arbeitgeber zwar die Abschlüsse für den Öffentlichen Dienst mit, an dem sich die meisten Kita-Löhne orientieren - die Zuschüsse werden oft aber nicht in gleicher Höhe angepasst. Das heißt: Die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen in Kitas geht weiter auseinander.

Wie machen das dann Kitas, die ohne Elternbeiträge auskommen?

Auch das gibt es noch, wenngleich eher selten: Beitragsfreie Kindergärten. In aller Regel sind es kommunale Kindergärten, bei denen dann die jeweiligen Städte und Gemeinden die Elternbeiträge übernehmen. Das kann zum Beispiel als Standortförderung gedacht sein, damit sich möglichst viele Eltern mit Kindern in der Stadt oder Gemeinde niederlassen.

Grundsätzlich ist es so, dass Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben, ab 2026 schrittweise auch auf einen Hort-Platz in der Grundschule. Das heißt: Die Gemeinden müssen sicherstellen, dass sie selbst oder von ihnen beauftragte Träger genügend Plätze zur Verfügung stellen. Für viele Kommunen sind das ohnehin schon enorme finanzielle Herausforderungen - die zusätzliche Übernahme der Elternbeiträge würde viele Städte und Gemeinden deshalb überfordern.

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