Vorschläge zur Umsetzung der Forderung

Spätestens im zweiten Lebensjahr müsse damit begonnen werden, den Kindern digitale Kompetenzen zu vermitteln, sagte der Gründer und langjährige Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

"Die Kinder haben ohnehin in diesem Alter bereits Zugang zu diesen Geräten."

Allerdings bräuchten die Kitas dafür nicht nur ausreichend Geräte, funktionierendes W-Lan und eine kontinuierliche Wartung, sondern auch einen entsprechenden Bildungsplan. Notwendig seien zudem gut professionalisierte Fachkräfte und gut informierte und kooperierende Eltern, sagte Fthenakis, der am Mittwoch Gastredner beim Kita-Kongress der Diakonie Niedersachsen in Hannover war.

Der Ehrenpräsident des Didacta-Verbands plädierte dafür, in jedem Gruppenraum ein "Fenster zur Welt" zu installieren. Diesen Bildschirm mit Internetverbindung sollten die Kinder nutzen dürfen, um gemeinsam und im Austausch mit den Fachkräften ihren Wissensdurst zu stillen. Erzieherinnen und Pädagogen in den Grundschulen müssten sich heutzutage als Mitlernende und Mitgestaltende verstehen.

"Wenn man etwas nicht weiß, sagt man dem Kind: ‚Komm, wir werden das gemeinsam herausfinden.‘"

Zusammen Lernen

Lernen sollte künftig nach dem Modell der Ko-Konstruktion ermöglicht werden, sagte Fthenakis.

"Das bedeutet, dass Kinder, Fachkräfte und Eltern gemeinsam an der Konstruktion von neuem Wissen arbeiten. Dafür seien neue Räume nötig, die Interaktion, Austausch, Kommunikation und das Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven ermöglichten. Wir müssen die Kitas und Grundschulen entsprechend umbauen."

Kritik des Pädagogen

Der Pädagoge kritisierte, dass all diese Veränderungen nicht längst eingeleitet worden seien. Das müsse jetzt nachgeholt werden.

"Wer das heute nicht tut, versündigt sich an der Zukunft der Kinder."

Das Know-how, die Erfahrung und die Instrumentarien seien in vielen Ländern verfügbar. "Was fehlt, ist der politische Wille und das Verständnis, dass man so nicht weitermachen kann." Die Politik habe es zudem versäumt, mehr Fachkräfte besser auszubilden. Stattdessen werde jetzt versucht, den Fachkräftemangel mit Quereinsteigern zu kompensieren.

Fthenakis forderte ferner, den Förderalismus im Bildungssystem zumindest teilweise abzuschaffen:

"Wir brauchen nicht 16 Bildungspläne in Deutschland, die so unterschiedlich sind, dass sie de facto unterschiedliche Chancen anbieten."

Notwendig sei eine zentrale Instanz, die einen bundesweit einheitlichen Bildungsplan entwerfe.

Auch die Professionalisierung der Fachkräfte, die Finanzierung und die Evaluation müssten zentral gesteuert werden. Das sollte über einen Staatsvertrag geregelt werden. Den Bundesländern bleibe dann noch, den Bildungsplan jeweils bestmöglich umzusetzen.

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