Eine Geschichte über das evangelische Dekanat Heidenheim muss mit dem Ende beginnen. Denn vermutlich wird es das kleine mittelfränkische Dekanat nicht mehr lange geben, es steht davor, seine Eigenständigkeit zu verlieren.

Evangelisches Dekanat Heidenheim vor der Auflösung

Nach der Auflösung könnten die 17 Kirchengemeinden aus dem Dekanat Heidenheim in den benachbarten Dekanaten Gunzenhausen und Pappenheim eine neue Heimat finden. So zumindest sehen es erste Pläne vor, die im vorigen Herbst bekannt geworden waren.

Seit dem Wechsel des langjährigen Heidenheimer Dekane-Ehepaars Annette und Klaus Kuhn zum Januar 2021 nach Brunnenreuth im Dekanat Ingolstadt ist die Stelle an der Spitze des Dekanats Heidenheim unbesetzt. Ohne Erfolg wurde per Ausschreibung ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht.

Vertretung durch Dekan Hermann Rummel aus Wassertrüdingen

Und so ist im Dekanat Heidenheim im evangelischen Altmühlfranken derzeit einiges im Umbruch: Die Vertretung der Heidenheimer Dekanatsspitze hat Dekan Hermann Rummel aus Wassertrüdingen übernommen. Mit seinen kaum 6000 Gemeindemitgliedern sei das Dekanat Heidenheim zu klein, um als eigenständige Einheit fortzubestehen, hieß es im Herbst.

Die 17 Kirchengemeinden lassen sich demnach von der Gemeindeakademie der Rummelsberger Diakonie beraten und seien mit Blick auf die "mittelfristige Zukunft" zu ersten Ergebnissen gekommen, berichtete der Evangelische Pressedienst (EPD).

So könnte die Zukunft aussehen

Die mittelfristige Zukunft könnte so aussehen: 15 Gemeinden des Dekanats Heidenheim wollen sich Dekan Rummel zufolge dem Dekanat Gunzenhausen anschließen. Die beiden Gemeinden Windischhausen und Auernheim tendierten dazu, unter das Dach des Dekanats Pappenheim zu schlüpfen. Damit würden sie auch die Kirchenkreis-Zugehörigkeit wechseln – vom Kirchenkreis Ansbach-Würzburg zum Kirchenkreis Nürnberg.

Doch die Auflösung eines Dekanats ist juristisch gesehen keine triviale Angelegenheit. Trotz dieser Schwierigkeiten gehe er aber davon aus, sagte Dekan Rummel der EPD, dass alle Fragen bis zum Oktober 2023 geklärt seien. Dann verabschiedet sich Rummel in den Ruhestand.

Kloster Heidenheim als Schmuckstück im Dekanat

Was die Sache etwas knifflig macht, ist ein wahres  Schmuckstück des Dekanats Heidenheim: das Kloster. Präziser: Die Mitgliedschaft des Dekanats im Zweckverband Kloster Heidenheim, dem ansonsten nur die Marktgemeinde Heidenheim angehört. Dem Zweckverband ist es zu verdanken, dass dieses "fränkische Urkloster" mit dem Münster St. Wunibald vor einigen Jahren zu einem attraktiven Zentrum "für geistliches und kulturelles Leben" sowie ökumenische Begegnungen modernisiert worden ist, samt Museum und Klosterladen – mit Strahlkraft weit über die Grenzen Frankens, Bayerns gar, hinaus.

Doch Corona hat die finanzielle Lage auch für das Kloster schwierig gemacht. Ziel sei es, den Klosterbetrieb "in eine gute Zukunft zu führen", sagte die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski dem EPD. Dafür müsse das ambitionierte Projekt dauerhaft finanziell solide dastehen.

Keine Ampel, kein Zebrastreifen – dafür: Ruhe

Ländlich, "am Rande des Geschehens", eine Gegend der "verträumten Beschaulichkeit" – so beschwärmte vor einiger Zeit das langjährige Dekane-Ehepaar Kuhn den Dekanatsbezirk Heidenheim rund um den Hahnenkamm (nicht zu verwechseln mit dem berühmten Namensvetter in Kitzbühel) im Altmühltal. Da sei es locker zu verkraften, was es im Dekanat Heidenheim alles nicht gebe: keinen Bahnhof, keine höhere Schule, noch nicht einmal eine Ampel oder einen Zebrastreifen.