Das Wahrzeichen Nördlingens ist schon aus der Ferne zu sehen: Groß, schlank und stolz ragt der Kirchturm der evangelischen Stadtkirche St. Georg in den Himmel. "Langer Daniel" nennen die Nördlinger den 90 Meter hohen Kirchturm. Dass er bereits von Weitem so schön zur Geltung kommt, ist kein Wunder, kein anderes Bauwerk macht ihm Konkurrenz, die Landschaft drumherum liegt dem "Daniel" zu Füßen, eingerahmt wird er von einer Hügelkette am Horizont. 

Dekanat Nördlingen: St. Georg prägt das Stadtbild

Denn die Kreisstadt Nördlingen in Bayerisch-Schwaben liegt mitten in einem Einschlagkrater, dem Nördlinger Ries. Den Kessel mit 25 Kilometer Durchmesser hat ein gigantischer Meteorit in den Erdboden gerissen, der vor 15 Millionen Jahren in die Alb eingeschlagen ist. Die kosmische Bombe hat, das sollte sich eine unvorstellbar lange Zeit später zeigen: die perfekte Bühne geschaffen für den Kirchturm von St. Georg, den "Daniel".

Perfekt auch, weil die spätgotische Hallenkirche St. Georg das Stadtbild prägt, das evangelische Leben in der Kreisstadt im Landkreis Donau-Ries sowieso. Das Büro des Dekanats Nördlingen, Amtssitz von Dekan Gerhard Wolfermann, liegt gleich um die Ecke. Rund 6000 evangelische Christ*innen leben in Nördlingen, der größten Kirchengemeinde im Dekanatsbezirk. Insgesamt hat das Evangelisch-Lutherische Dekanat Nördlingen rund 15.500 Mitglieder, die zu 20 Kirchengemeinden gehören.

Der "Daniel" bietet einen Panoramablick

Einige der Gemeinden sind vom Nördlinger Kirchturm "Daniel" aus gut zu sehen. Der Blick reicht kilometerweit. An föhnigen Tagen soll man, so heißt es, von hier oben aus 99 Dörfer sehen können. Doch auch unten lohnt die St. Georgskirche einen Besuch. Der spätgotische Bau wurde 1505 fertiggestellt. Keine 20 Jahre später, 1522, schloss sich Nördlingen der Reformation an. Ein Jahr später wurde St. Georg mit dem langen, lichtdurchfluteten Kirchenschiff zur evangelischen Stadtkirche. Bei einem Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile der imposanten Kirche zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut.

Besonders sehenswert in St. Georg ist der Hochaltar mit seinen orignalen Kreuzigungsfiguren aus dem Jahr 1462, angefertigt von dem Niederländer Nicolaus Gerhaert von Leiden, einem der bedeutendsten Bildhauer der Spätgotik. Diese Kostbarkeit wird eingerahmt von barocken Putten, die Ummantelung stammt aus dem Jahr 1683 und ist damit über 200 Jahre jünger als die Kreuzigungsfiguren.

Als das Sakramentshaus fertig war, wurde es nicht mehr gebraucht

Eine weitere Besonderheit in St. Georg ist das spätgotische Sakramentshaus, das mit 16 Metern Höhe deutschlandweit eines der höchsten ist. Der Namenspatron der Kirche, der Heilige Georg, thront auf der Spitze. Als Aufbewahrungsort für Hostien wurde das Sakramentshaus übrigens nie genutzt. Um 1511 begann der Bildhauer Ulrich Creycz mit der Arbeit daran, die 14 Jahre in Anspruch nehmen sollte. 1525 war das Sakramentshaus fertig. In der Zeit hatte sich die Welt verändert, die "Freie Reichsstadt" Nördlingen war da bereits evangelisch.

Apropos Reformation. Nördlingen gehörte auf dem Reichstag zu Speyer 1529 zu den Unterzeichnern der "Protestationsschrift". Mit dieser Protestnote erklärten sich sechs  evangelische Fürsten und 14 Reichsstädte nicht einverstanden mit dem Reichstagsbeschluss, der die Ächtung von Luther und dessen Lehre vorsah. Seit dieser Aktion werden evangelische Christ*innen als "Protestant*innen" bezeichnet.

Jahrhundertelang war Nördlingen eine rein evangelische Stadt

Gut zehn Jahre später, 1538, arbeitete der Nördlinger Reformator Kaspar Kantz die erste evangelische Kirchenordnung. Jahrhundertelang war Nördlingen eine rein evangelische Stadt. 1802 verlor die bis dahin freie Reichsstadt ihre Selbstständigkeit und wurde ein Teil des Staates Bayern. Die erste katholische Gemeinde der Stadt bildete sich 1825.

In der traditionell protestantischen Stadt habe sich ein "reiches evangelisch-kirchliches Leben mit großer Tradition entwickelt", so Dekan Gerhard Wolfermann, der damit auch auf das "vielfältige und hochkarätige kirchenmusikalische Angebot" anspielt, für das Nördlingen weithin bekannt ist.  "Als Trägerin mehrerer Kindertagesstätten und der Liselotte-Nold-Schule", so Dekan Wolfermann, "weiß sich die Kirchengemeinde dem reformatorischen Bildungsgedanken verpflichtet".

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