Um die Zeit zwischen Passion und Ostern rankt sich von alters her ein vielfältiges Brauchtum, das vor allem in Franken weit verbreitet ist und nicht selten auch eine christliche Bedeutung hat. Der Kreisarchivpfleger Adrian Rossner erläutert Brauchtum und Volksglauben rund um Ostern.

Die Tage rund um Ostern symbolisieren seit jeher einen Neubeginn nach dem langen Winter: Die Natur treibt aus und die Arbeit auf den Feldern geht wieder los. Doch Ostern steht oft auch für die Jugend, erläutert Rossner. Denn die Kraft im Laufe eines Menschenlebens wird immer wieder der Jugend zugeschrieben.

Und die Jugend sei es auch, die an Ostern besonders viel feiert und auf die auch der Brauch des Osterfeuers zurückgeht. Doch nicht nur am Osterfest selbst, sondern auch an Gründonnerstag und Karfreitag kommt dem Brauchtum eine große Bedeutung zu.

Pflanzen am Gründonnerstag

"Verbreitet ist natürlich der Brauch, am Gründonnerstag etwas Grünes zu essen und auch den Kühen Grünes zum Fressen zu geben", erklärt Adrian Rossner, "der Volksglaube besagt aber auch, dass Pflanzen, die an diesem Tag gesät werden, besonders gut gedeihen." Auch das Wetter kommt beim Volksglauben nicht zu kurz, denn eine gern zitierte Wetterregel lautet: "Gründonnerstag trüb und ohne Regen bringt dem Landmann Glück und Segen."

Weniger bekannt ist das Brauchtum um die sogenannten Gründonnerstagseier. Dabei wurde ein Ei, das an diesem Tag gelegt wurde, zunächst in einem Misthaufen verscharrt und dort vier Tage liegengelassen. Danach hatte man es einer beliebigen Henne untergeschoben, in dem Glauben, sie würde davonlaufen und mit einer Wurzel zurückkommen. Legte man diese schließlich in den Geldbeutel, floss der Geldsegen.

Oft wurde am Gründonnerstag auch das Eierschmeißen praktiziert: Wenn man ein Ei über das Haus wirft, ist es für ein Jahr vor Feuer und anderen Gefahren beschützt, so der Volksglaube.

Ruhen am Karfreitag

Der Karfreitag war zunächst einmal von alters her der Tag der Ehrerweisung: An dem Tag, an dem Christus gestorben ist, ließ man alle Arbeit liegen. Auch sollte man kein Wirtshaus betreten, da sonst die Seele Schaden nehmen würde. Der Volksglaube besagte auch, dass dem, der am Karfreitag strickt oder flickt, die Unwetter hinterherziehen.

Ostereier am Ostersonntag

"Gerne praktiziert wurden am Ostersonntag die sogenannten Kinderspiele wie das Härteln und Petzen", erzählt Adrian Rossner, "doch die haben heute leider ihre Bekanntheit und Bedeutung weitgehend verloren."

Beim "Härteln" wurden die Eier zunächst einmal im Wasserbad auf eventuelle Luftblasen überprüft und entsprechend sortiert. Anschließend stieß man sie gegen die Schneidezähne, um die Schalendicke festzustellen, und machte sich schließlich mit den Eiern auf den Weg. Traf man unterwegs auf einen anderen Jugendlichen, wurde dieser zum Wettkampf herausgefordert. Die beiden Kontrahenten mussten die Eier an einer bestimmten Stelle, die zuvor benannt wurde, aneinanderschlagen. Gewonnen hatte der, dessen Ei heil blieb.

Eier, die nicht zum "Härteln" taugten, wurden für das "Petzen" verwendet. Dabei musste der Gegner mit einer Münze auf ein Ei schleudern, das man vor sich her hielt. Brach die Schale nicht, musste der Werfer ein Geldstück abgeben. Brach die Schale entzwei, bedeutete das ein Unentschieden. Blieb die geschleuderte Münze allerdings im Ei stecken, musste der Eierhalter bezahlen.

Das wichtigste Symbol des Osterfestes ist nach wie vor das Osterei. Das Ei steht dabei für ein neues Leben mitten im Tod und schließlich für die Auferstehung Jesu Christi. Mitten durch die Eierschale, die den Tod symbolisiert, blitzt neues Leben hindurch, das sich letztlich über den Tod erhebt. Das Ei hatte im Volksglauben aber auch die Bedeutung des Segensspenders.

Eine besondere Rolle kam dabei den Paten zu, die die Bürgschaft für das Leben ihrer Patenkinder übernahmen. Am ersten Osterfest legten sie 12 unterschiedlich gefärbte Eier auf den Tisch - ein Symbol für die zwölf Stämme Israels. Jede Farbe stand für einen anderen Segenswunsch. Am Osterfest trug der Pate das Kind nun zum Tisch und beobachtete, nach welchem Ei und damit nach welchem Segensspruch es griff. Auch in den folgenden Jahren war es Brauch, dass die Paten Eier schenkten und so erneut den Segen weitergaben.

Osterbrunnen in der Osterzeit

Die Tradition der Osterbrunnen hat ihren Ursprung in der Fränkischen Schweiz. In zahlreichen Dörfern und Städten werden jedes Jahr zur Osterzeit Brunnen oder Quellen mit tausenden buntbemalten Eiern, Blumen, Kränzen und Girlanden geschmückt und meist in der Form einer Krone angeordnet. Mündlichen Überlieferungen zufolge gab es den ersten Osterbrunnen 1909 in der Gemeinde Aufseß in der Fränkischen Schweiz. Dahinter steht die Überzeugung, dass das Wasser, das an einem bestimmten Tag geschöpft wird, eine besonders hohe Heil- und Segenskraft besitzt.

So schmückt man auch heute noch die Osterbrunnen aus Dankbarkeit für das Wasser. Der Volksglaube besagte laut Kreisarchivpfleger Adrian Rossner zudem, dass das Wasser, das man an Ostern noch vor Sonnenaufgang holt, ohne mit jemandem ein Wort zu sprechen, eine besondere, heilende Wirkung für Krankheiten haben kann.