Nadine Angerer: In aller Kürze

Nadine Angerer wird 1978 in Lohr am Main geboren. 1995 wechselt die Torhüterin in den Profibereich. 2003 und 2007 wird sie Weltmeisterin mit der deutschen Frauennationalmannschaft. 1997, 2001, 2005, 2009 und 2013 gewinnt sie die Europameisterschaft. 2013 wird sie als erste Torhüterin überhaupt Europas Fußballerin des Jahres und FIFA Weltfußballerin. Seit 2016 ist sie Trainerin in den USA.

Die Weltkarriere von Nadine Angerer ist Zufall. Klingt wie der Satz eines neidischen Kritikers, ist aber wirklich wahr. In jungen Jahren war Nadine Angerer nämlich im Handball genauso talentiert wie im Fußball. Da sich das Mädchen allerdings auf eine Sportart konzentrieren wollte, entschied es kurzerhand, zwei Lose zu basteln, die über die sportliche Laufbahn entscheiden sollten. Auf dem einen stand Fußball, auf dem anderen Handball. Gezogen wurde Fußball, und so entschied sich Angerer, ihre Karriere als Stürmerin bei ihrem Heimatverein ASV Hofstetten zu starten.

Nadine Angerer, auch unter dem populären Spitznamen "Natze" bekannt, etablierte sich schnell in der Jungenmannschaft ihres Heimatvereins. Sie wurde respektiert und von ihren Mannschaftskameraden unterstützt, erzählt sie in einer ZDF-Doku. Schnell wechselte sie in eine regional anerkannte Mädchenmannschaft.

Nadine Angerer: Ihre sportliche Karriere

Dass Angerer als Torhüterin den endgültigen Durchbruch schaffte, ist ebenfalls einem Zufall zu verdanken: In einem Talentsichtungsspiel musste die etablierte Torfrau ihrer Mannschaft verletzt passen, und "Natze" vertrat sie kurzfristig. Von jenem Tag an ist Nadine Angerer im Tor geblieben. Sie selbst betont im Blick auf ihren Werdegang immer wieder, dass es "kein geplanter Weg" gewesen sei; vielmehr sei sie "immer wieder einer großen Leidenschaft nachgegangen".

In ihrer Jugend begann Angerer eine Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin, die sie aber abbrach. Während ihrer Zeit als Fußballspielerin wurde sie Physiotherapeutin. Viele Wegbegleiter beschreiben sie als offenen, neugierigen und lebensfrohen Menschen. Angerer selbst sieht sich als "Lebemensch". So verpasste sie etwa einen Länderspiellehrgang, weil sie nach einer Party ein paar Tage lang vergessen hatte, die Post mit den genauen Daten zu öffnen. 

Spätestens 2007, als Nadine Angerer zur Nummer 1 der Nationalmannschaft wird, im Finale der Weltmeisterschaft einen Strafstoß pariert und die Mannschaft somit zum Titel führt, ist sie in der Weltspitze angekommen. Auf Vereinsebene wechselt sie nach Schweden und später in die USA. In der deutschen Nationalmannschaft wird Angerer zu einer Führungspersönlichkeit und etabliert sich als Weltklassetorhüterin. Aus dieser Entwicklung resultiert 2011 ihre Ernennung als Spielführerin der Frauennationalmannschaft. 

2013 räumt Nadine Angerer ab

2013 wird sportlich Nadine Angerers großes Jahr. Nach einem Vereinswechsel von Brisbane in Australien nach Portland in den USA gewinnt sie als Kapitänin mit der Frauennationalmannschaft die Europameisterschaft zum fünften Mal. "Natze" ist der große Rückhalt der Mannschaft, sie pariert im Finale zwei Elfmeter und macht den Titelgewinn so erst möglich. Nadine Angerer wird zur Spielerin des Turniers gewählt und im selben Jahr Europas Fußballerin des Jahres. 

Im Januar 2014 schafft Nadine Angerer dann Einzigartiges: Als erste Torhüterin überhaupt gewinnt die Deutsche den Titel "Weltfußballerin des Jahres" und steht neben dem Weltstar Cristiano Ronaldo auf der ganz großen Bühne. Als Torhüterin ist es besonders schwierig, den prestigereichen Titel für sich zu entscheiden. Rückblickend gibt Angerer bescheiden zu, dass sie "eine lange Zeit gar nicht wusste, dass es diesen Titel überhaupt gibt".

Nadine Angerers Engagement gegen Krebs und für den Nachwuchs

Auch jenseits des Platzes gilt Nadine Angerer als Frau, die sich zu gesellschaftlichen Themen deutlich positioniert und ihre Ansichten überzeugt vertritt. Im Februar 2021 zieht sie sich im Rahmen der Fernsehsendung "Stars gegen Krebs" aus, um auf Krebsvorsorge aufmerksam zu machen. Es liegt ihr zudem daran, viele ihrer Erfahrungen mit anderen zu teilen: Sie hält Vorträge, gibt Coachings und engagiert sich in Form von Fußballcamps aktiv für den Frauenfußball.

"Natze" hat Legendenstatus erreicht und gilt weit über Deutschland hinaus als Identifikationsfigur für den Frauenfußball, dessen Image noch immer nicht an das des Männerfußballs heranreicht. Angerer wird zur Rekordnationalspielerin und ist am Ende ihrer aktiven Laufbahn als Torhüterin 19 Jahre für die Nationalmannschaft im Einsatz gewesen. Dem Fußball ist Nadine Angerer weiterhin treu: als Trainerin in Portland, wo sie mit ihrer Frau Magdalena Angerer lebt.

 

Weitere Informationen über Nadine Angerer

"Rebellinnen": Die Ausstellung über starke Frauen

Dieser Text ist Teil der Wanderausstellung "Rebellinnen". Sie stellt Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die für ihre Überzeugungen und Rechte kämpften, die Gesellschaft prägten, sie verändern wollten.

Als Medienpartner von "Rebellinnen" veröffentlicht sonntagsblatt.de Porträts und weiterführende Informationen zu allen Frauen, die in der Ausstellung gezeigt werden.

Sie haben Interesse daran, die Ausstellung zu besuchen oder auszuleihen? Auf ausstellung-leihen.de finden Sie künftige Termine sowie die Online-Buchung.