Peter Bales ist ein Mann mit Visionen. "Wir wollen die Weltmeere entmüllen", sagt er zum Beispiel. Oder: "Der Generationenvertrag darf nicht nur mit Blick auf die Rente gelten - vielmehr noch muss er für unseren Planeten gelten." Bales ist aber nur einer von drei Männern mit Visionen. Zu den Gründern und Gesellschaftern des neuen Instituts für Ozean Plastik Recycling (ifopr) gehören auch der Unternehmer Herbert Hornung und Steuerberater Balthasar Höhn. Sie wollen mit Hilfe von Experten und Financiers schaffen, woran Aktivisten bislang gescheitert sind: Sauber(er)e Meere.
Die Idee der drei ifopr-Köpfe klingt bestechend einfach: Müll soll mit Schiffen aus dem Meer gefischt und anschließend in Häfen sortiert, recycelt oder notfalls auch thermisch verwertet werden. "Silicon Harbour" nennen sie ihr Pilotprojekt, mit dem sie in 2021 durchstarten wollen. An diese Häfen, die letztlich auf der ganzen Welt entstehen sollen, sollen sich Industriegebiete bilden. Dort sind dann Recycling-Unternehmen angesiedelt, aber auch andere Industriezweige, die mit der Müll-Energie aus dem Meer versorgt werden. Das Ziel: ein CO2-Fußabdruck, der gegen Null geht.
"Mit Idealismus alleine kann man das Problem der vermüllten Meere nicht lösen", sagt Steuerberater Balthasar Höhn. Es gebe viele Firmen, Organisationen und Aktivisten, die bereits Müll aus dem Meer fischen oder auch Technik zum Kunststoff-Recycling entwickelt haben. Doch am Ende seien diese Projekte und Ideen nie ganzheitlich genug gewesen, resümiert Bales. Das soll beim ifopr anders sein - auch, weil namhafte Experten als Berater mit an Bord sind, etwa die Fraunhofer Gesellschaft, das Süddeutsche Kunststoffzentrum und die Hochschule Würzburg-Schweinfurt.
Das Süddeutsche Kunststoffzentrum bewertet die Ziele des ifopr als "unbestritten sehr ambitioniert" und komplex. Das Thema sei von ungeheuerlicher Relevanz und mit großen Herausforderungen verbunden, sagt der Geschäftsführer für Forschung und Bildung, Thomas Hochrein. Aktuell gebe es zwischen dem Zentrum und ifopr "keine aktive Zusammenarbeit", weder direkt und bilateral, noch im Sinne eines öffentlich geförderten Projektes. "Sofern aber absehbar ist, dass mit dem Vorhaben nennenswerte Fortschritte für die Umwelt erzielt werden", begleite man das ifopr gerne.
Konkret plant das neue Institut Folgendes: In den kommenden Monaten sollen insgesamt 1,8 Millionen Euro gesammelt werden. Für das Geld soll ein Schiff in den weltweit größten Müllstrudel zwischen Hawaii und Kalifornien, dem "Great Pacific Garbage Patch", geschickt werden, um etwa drei Tonnen Müll zu sammeln. Dazu arbeitet ifopr auch mit der Ozeanschutzvereinigung 4ocean zusammen. Der Müll soll dann auf den Würzburger Volksfestplatz, die Talavera, geliefert und dort von Helfern sortiert werden. "Wir wollen wissen: Was genau schwimmt da eigentlich", sagt Bales.
Diese Frage sei bislang nämlich nur unausreichend beantwortet, sagen die Instituts-Gesellschafter. "Geklärt werden soll: Welcher Müll ist im Strudel enthalten, in welchem Zustand befindet er sich und was davon lässt sich recyceln", erläutert Bales. Bisher sei es nämlich oft so, dass Aktivisten ein komplettes Recycling des Mülls anstreben - aber etliche Teile des Meeres-Mülls dürften nur noch zur Stromgewinnung in Müllheizkraftwerken verwendbar sein. All jener Müll aber, der sich wieder in Granulat recyceln lasse, solle auch auf alle Fälle wiederverwertet werden, stellt Bales klar.
Einen Knackpunkt hat aber auch das ganzheitliche Konzept von ifopr. Nämlich: Selbst wenn sich der Kunststoffmüll aus dem Meer recyceln und zu Granulat verarbeiten lässt - er wird preislich nicht konkurrenzfähig zu neuem Granulat sein. Jedenfalls nicht, solange Rohöl derart günstig ist. "Die komplette Marktfähigkeit werden wir mit diesem Granulat wohl nie erreichen", erläutert Finanzexperte Höhn. Aber das Trio ist zuversichtlich, dass es genügend Firmen und auch Kunden weltweit sind, die für Meeres-Recycling-Plastik einen höheren Preis zu zahlen bereit sind - aus Überzeugung.
Diese Überzeugung ist es auch, die die drei Unterfranken leitet: "Man kann, das zeigt sich doch jeden Tag anderswo aufs Neue, nicht alles der freien Wirtschaft überlassen", sagt Bales. Um den Müll aus dem Meer zu fischen, brauche es Zuschüsse - etwa von Staaten, am besten von internationalen Gemeinschaften wie den Vereinten Nationen. Selbst Müll-Schiffe zu schicken oder auch ins Recycling einzusteigen, das plant das ifopr nicht: "Wir sind eine Projektierungsgesellschaft", sagt Höhn: "Wir wollen den Rahmen bieten, Experten zusammenbringen. Für saubere Ozeane."