Ich kann mich nicht erinnern, jemals in einer so bewegten und sich verändernden Zeit gelebt zu haben wie im Moment. Gerade haben wir eine Pandemie einigermaßen in den Griff bekommen, da beginnt ein brutaler Krieg mitten in Europa und bedroht unsere Freiheit und unseren Frieden. Wir sind konfrontiert mit der Aufnahme von Hunderttausenden Flüchtlingen und einer massiven Inflation. Wir sitzen alle im gleichen Boot und dennoch reagieren Menschen völlig unterschiedlich auf diese Belastungen.
Für viele brechen gerade ihre Lebenspläne zusammen, andere erkranken schwer, müssen Tote beklagen oder erleben alte Kriegstraumata.
Die Frage ist nun, wie wir es schaffen, an diesen Problemen nicht zu verzagen, nicht in der Verbitterung und Depression zu enden, sondern wie können wir uns aus dem Schlimmen herausarbeiten, an ihm wachsen und versuchen, die Situation zu bewältigen und zu überwinden.
Was uns hilft bei der Bewältigung belastender Ereignisse
Bei der Bewältigung von belastenden Umständen helfen uns Zuversicht und Vertrauen in eine gute Zukunft. Zuversichtliche Menschen blicken optimistisch nach vorn und sehen die Krisen und Probleme als Herausforderung.
Um das zu erreichen, helfen uns zwei Mechanismen: das Loslassen und das Dranbleiben.
Es hat nämlich keinen Sinn, am Alten festzuhalten, das vorüber ist. Das beschwert uns nur und macht uns unflexibel. Lassen wir das Vergangene dagegen los, dann öffnen wir uns dem Neuen und der notwendigen Veränderung. Der erste Schritt dafür ist die Akzeptanz dessen, was ist. Statt dagegen anzukämpfen, nehmen wir die neue Situation hin, auch wenn wir sie nicht wollen und gutheißen. Dann aber können wir dranbleiben an der Lösungsfindung, an unseren Vorstellungen wie wir die Veränderung gestalten wollen, an unseren Wünschen, und an uns. Wir verzagen nicht, sondern stellen uns auf das Neue ein.
Für die momentane Situation würde das heißen, Katastrophenphantasien loszulassen, was noch alles Schlimme passieren wird, wo das alles noch hinführen könnte und wie schön doch alles war! Je negativer wir die Zukunft ausmalen, umso schlechter geht es uns in der Gegenwart. Stattdessen könnten wir dran bleiben an dem, was immer noch gut ist in der jetzigen Zeit und unser Leben trotzdem bejahen und genießen.
Loslassen ist nicht leicht
Loslassen ist jedoch nicht leicht, es macht Angst, weil wir nicht wissen, ob wir genug gerüstet sind für das, was kommt. Dabei unterstützt uns das Dranbleiben an unseren Stärken und unserer Kraft, mit dem Schlimmen umgehen zu können. Machen wir uns bewusst, welche Herausforderungen und widrigen Ereignisse wir in unserem Leben schon gemeistert haben. Das gibt uns Zuversicht, es auch dieses Mal zu schaffen.
Und zugleich ist jede Veränderung auch eine Chance für die Weiterentwicklung unserer Persönlichkeit, indem wir neue und bisher nicht gekannte Seiten in uns entdecken. Am Ende finden wir manchmal sogar etwas Positives und einen Sinn in dieser Auseinandersetzung.
Nach dem Motto: Das Leben gibt dir Zitronen, mach Limonade draus. Die Zitronen bekommen wir nicht weg, aber wir können sie in etwas Genießbares umwandeln.
Loslassen und dranbleiben
Veränderungen und Umbrüche gehören zum Leben - auch wenn wir dazu neigen, sie lieber auszublenden. Und dennoch bleibt nichts wie es ist. Sowohl wir selbst verändern uns permanent, als auch unsere Umwelt. Wir sind daher immer wieder herausgefordert, uns auf neue Situationen einzustellen. Sogar positive Veränderungen wie eine bevorstehende Hochzeit, eine Beförderung oder ein herausforderndes Engagement können uns verunsichern.
Kösel-Verlag | 18 Euro | ISBN 978-3466347032
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