Mit einer Konzertandacht erinnert die Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau am Sonntag (20. Juni) an den Überfall von Hitler-Deutschland auf die Sowjetunion vor 80 Jahren.

Nikola David, Kantor der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom, werde das Gedenken musikalisch gestalten, teilte Pfarrer Björn Mensing mit. Neben Gästen aus der Politik würden auch Holocaustüberlebende und Veteranen der Roten Armee aus den Münchner jüdischen Gemeinden erwartet.

Von kirchlicher Seite kam viel Zustimmung zum Überfall

Mensing betonte, dass es in der NS-Zeit aus den deutschen Kirchen viel Zustimmung zum Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 gegeben habe.

Kirchlicher Antikommunismus und Antisemitismus hätten viele Christen anfällig für den "Kreuzzug gegen den jüdischen Bolschewismus" gemacht. "Die verständliche Ablehnung von stalinistischen Kirchenverfolgungen machte blind für die deutschen Kriegsverbrechen", so der Kirchenhistoriker.

Mehr als 25.000 Sowjetbürger sind ins KZ Dachau verschleppt worden

Mehr als 25.000 Sowjetbürger seien als Häftlinge ins KZ Dachau verschleppt worden, die meisten aus der Ukraine, Belarus, Litauen und Russland. Jeder vierte sei unter 19 Jahre alt gewesen.

Die Andacht erinnere auch an die über 4.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die zur Ermordung durch Dachauer SS-Männer auf den Schießplatz Hebertshausen gebracht wurden, unter ihnen viele Juden.

Zahl sowjetischer NS-Opfer wird auf 27 Millionen geschätzt

Auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion wurden während des Zweiten Weltkriegs laut Mensing mehr als zwei Millionen jüdische Kinder, Frauen und Männer ermordet.

Insgesamt werde die Zahl der sowjetischen NS-Opfer auf 27 Millionen geschätzt.
Die Andacht findet unter Einhaltung der Corona-Regeln in und vor der Versöhnungskirche statt. Zusätzlich wird die Gedenkveranstaltung via Livestream übertragen. 
 

Livestream

Die Andacht wird als Livestream auf dem YouTube-Kanal der Versöhnungskirche Dachau übertragen.