Über vier Monate tobt nun schon der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Unzählige Menschen, darunter viele Frauen mit Kindern, sind aus ihrer Heimat geflohen und haben in Deutschland Zuflucht gefunden.

Für Pfarrerin Uschi Aschoff ist der Krieg täglich präsent

Auch im Gemeindegebiet der Kirchengemeinde Bayreuth/St. Johannis sind viele Geflüchtete angekommen und beinahe wöchentlich kommen neue dazu. Für Uschi Aschoff, Pfarrerin der Kirchengemeinde St. Johannis, ist der Krieg seither täglich präsent, denn gemeinsam mit einem Helferkreis kümmert sie sich um die geflüchteten Frauen mit ihren Kindern, die in einem großen leerstehenden Haus im Gemeindegebiet oder auch in Wohnungen untergekommen sind. 

Als Pfarrerin Uschi Aschoff davon hörte, dass auch auf dem Gebiet der Kirchgemeinde St. Johannis Flüchtlinge untergebracht werden sollen, zögerte sie nicht lange und organisierte spontan einen Helferkreis aus Gemeindegliedern, Mitgliedern der lokalen Wählergemeinschaft Bayreuther Gemeinschaft sowie zwei Frauen aus der Ukraine, die schon lange hier leben und ihre Kinder in St. Johannis haben taufen lassen.

Es gibt viel zu tun

Zu tun gab und gibt es schließlich viel: Putzen und Kochen, Klamotten und Spielzeug organisieren, sich um Arzttermine kümmern und Kinder an Schulen und Kindergärten vermitteln.

"Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht früh am Morgen schon um die 30 WhatsApp-Nachrichten mit großen und kleinen Problemen der ukrainischen Frauen auf meinem Handy habe", sagt Uschi Aschoff, "dann versuche ich, Leute aus dem Helferkreis zu organisieren oder fahre zum Beispiel auch mal selbst in die Schule, wenn es einem Kind schlecht geht."

Und immer wieder gilt es aufs Neue, die neu angekommenen Flüchtlinge zu begrüßen, die Kinder zu versorgen und sie in Schulen und Kindergärten unterzubringen. Doch es gibt einfach immer noch zu wenig Kindergartenplätze, sodass die Kirchengemeinde kurzerhand einen kleinen "Kindergarten" nur für die geflüchteten Kinder eingerichtet hat, in dem sich Leute aus unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich um die Kinder kümmern. Auch ehemalige Lehrerinnen und Lehrer haben sich bereit erklärt zu helfen, die Kinder bei Mathe oder anderen Fächern zu unterstützen und Deutschkurse zu organisieren.

Glaube ist den Ukrainerinnen sehr wichtig

Doch das ist noch lange nicht alles: Den ukrainischen Frauen ist vor allem ihr christlich-orthodoxer Glaube sehr wichtig und so war eine ihrer ersten Fragen, wo sie für ihre Männer, die in den Kriegswirren zurückbleiben mussten, beten können. "Die Ukrainer sind uns vom Glauben her sehr nahe", erklärt Uschi Aschoff:

"Sie glauben fest daran, dass Gott ihre Gebete erhört, dass er Wunder tut und dass sich letztlich alle im Himmel wiedersehen. Das Gebet ist sozusagen ihre stärkste Waffe."

So hat die Pfarrerin gemeinsam mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden in der Pfarrkirche St. Johannis eine Gebetsecke eingerichtet, an der die Frauen beten und eine Kerze anzünden können, sogar eine kleine Ikone hat sie aufgestellt. Schon von Anfang an bemühen sich viele Helfer darum, die Geflüchteten in die Kirchengemeinde zu integrieren.

Kindergottesdienst auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch

Sie bringen sie zu Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen und sind mit ihnen an Pfingsten in einem extra bestellten Bus zur "Pfingsttagung" nach Bobengrün gefahren, die dort alljährlich vom christlichen Verein junger Menschen (CVJM) veranstaltet wird. Ein Highlight ist zweifelsohne auch der von Uschi Aschoff organisierte Kindergottesdienst in deutscher, englischer, ukrainischer und russischer Sprache mit Popcorn, Spielen, Filmen, biblischen Geschichten und vielem mehr.

"Die Verständigung ist dank des Google-Übersetzers kein Problem und das Beten auch nicht", sagt die Pfarrerin lächelnd, "und für die Kinder ist es so wichtig, dass sie einfach mal Spaß haben und glücklich sein können. Kürzlich haben sie mir stolz gezeigt, dass sie auf Deutsch schon bis Zehn zählen können, und sich darüber so sehr gefreut." 

Resonanz auf Hilfsbereitschaft überwältigend

Die Resonanz der ukrainischen Frauen auf die Hilfsbereitschaft und die Aktivitäten in der Kirchengemeinde sei überwältigend, sie freuten sich sehr über die Hilfsbereitschaft der deutschen Christen, die sich so liebevoll um sie kümmern. Als sie zum Begrüßungsgottesdienst in der Pfarrkirche die schön gestaltete Gebetsecke sahen und an der Orgel spontan die ukrainische Nationalhymne erklang, habe eine ukrainische Frau gesagt:

"Zum ersten Mal fühle ich mich wieder sicher."

Und Uschi Aschoff ist sich sicher: Zur Traumabewältigung helfen Vertrautes und Struktur, aber auch einfach mal jemand, der die Frauen und Kinder in den Arm nimmt und für sie betet. 

Wie es weitergehen soll

In der Zwischenzeit ist vieles geschehen: Die Geflüchteten wurden registriert, die Kinder an die verschiedenen Schulen verteilt und einigen Frauen mit ihren Kindern sogar eine eigene Wohnung vermittelt, auch manche Babys hat die Pfarrerin schon getauft. Manche Geflüchtete wollen nach dem Krieg unbedingt wieder in ihr Heimatland zurück, manche wollen sich hier eine neue Existenz aufbauen und auch arbeiten und einige sind noch unentschlossen.

Wie es weitergeht, weiß keiner, aber eines ist sicher: Die Arbeit und die Bemühungen von Pfarrerin Uschi Aschoff und ihrem Helferkreis werden so schnell wohl nicht enden.