Das meiste, was der Zirndorfer Spielzeughersteller zu bieten hat, hat Klaus Stolz bereits. Ritter mit Ritterburg, Piraten mit Piratenschiff, Arche Noah mit Tieren, Kirche mit Bischof, Pfarrer und Nonnen. Der evangelische Theologe aus Bad Griesbach im Landkreis Passau hat von Playmobil alles, was sein Herz begehrt.
Gerade hat er Teile der ursprünglichen Ritterburg aufgebaut. "Bei mir ist das natürlich die Wartburg", sagt er. Auch die Originalfeder, mit der Luther die Bibel übersetzt hat, habe er. Oder die Bibel, die Luther in der Hand hält. "Aber der Luther ist jetzt in einer anderen Kiste, fürchte ich."
Im Keller türmt sich das meiste, was Stolz aus der Welt der kleinen Figuren besitzt. Er kann sie nicht mehr zählen, deshalb herrsche kreatives Chaos dort unten. Drei Regale und mehrere Umzugskartons sind voll damit. Auch wenn Stichworte auf den Kartons stehen wie "Römer", "Piraten", "Ägypten" oder "Advent", meistens müsse er trotzdem suchen.
Fehlender Mönch
"Ich wusste zum Beispiel, dass ich einen Mönch habe. Ich brauchte ihn für den Reichstag von Worms, konnte ihn aber nirgends finden." Also habe er ihn ersteigern müssen. "Das war eine der teuersten Figuren, die ich je gekauft habe", erzählt er. 30 Euro habe er für einen einzigen Mönch hinlegen müssen.
Stolz teilt seinen Spleen mit vielen Menschen. Rund 2,7 Milliarden der kleinen Männchen bevölkern die Kinderzimmer auf der ganzen Welt. "Im Playmobil-Land in Zirndorf gibt es ein riesiges Geschäft. Das ist sehr gefährlich für mich", sagt Stolz, weil man dort viel Geld ausgeben könne.
Aber natürlich hat Stolz mehrere Lutherfiguren, die er sich extra für das Lutherjahr besorgt habe und jetzt zur Wartburg stellen könne. Eine andere steht derzeit im Fenster seines Büros. Das ist inzwischen so etwas wie das Schaufenster des Pfarrers geworden. Derzeit hat er Luthers Hochzeit in Wittenberg auf der Fensterbank stehen. Die Kirche gebe es ja schon lange bei Playmobil. Seine Aufbauten zeigten die Trauung, "und nebenan wird schon gefeiert", erklärt Stolz. Begonnen mit dem Sammeln habe alles, als er vor mehr als 25 Jahren seinem Patenkind ein Puppenhaus schenkte. "Ich selbst kannte Playmobil bis dahin gar nicht, in meiner Kindheit gab es nur Lego", erinnert sich Stolz, der aus Fürth stammt, der Wiege der Playmobil-Figuren. Inzwischen sei sein Patenkind erwachsen geworden, "und mir ist das dann irgendwie geblieben. Ich bekam immer wieder Sachen geschenkt, und es wurde stetig mehr."
Kreatives Umrüsten
Vor allem gefalle ihm, dass man mit den Spielfiguren kreativ sein könne. Seine Lieblingsfigur ist dabei der Nikolaus, den er schon oft umgerüstet habe, zum Beispiel als er einen Bischof für den Wormser Reichstag gebraucht habe. Denn Bischöfe gebe es bei Playmobil nicht. "Ich habe dann einen römischen Kaiser genommen, der die Bischofsmütze vom Nikolaus bekommen hat. Schon war der Bischof fertig", sagt Stolz. "Das ist es, was mich dabei reizt: dass man improvisieren kann."
Im Lutherjahr wechsle er alle zwei Monate die kleine Welt im Schaufenster aus. So könne er spielerisch etwas von Luthers Welt vermitteln. Er nehme die Figuren sogar mit in den Religionsunterricht.
Hin und wieder verschenkt er sogar eine Figur, wie jüngst den Luther an den katholischen Bischof Stefan Oster. Dieser sei sehr beeindruckt gewesen, meinte aber, dass er das Plastikteil nie wieder losbringen würde, weil Kunststoff "unkaputtbar" sei. Darauf Stolz: "Jetzt hat er den Luther am Hals."