Gisela Matthiae mag Clowns. Clowns stolpern, stehen auf, schütteln sich und versuchen ihr Glück neu, sagt die evangelische Theologin dem Evangelischen Pressedienst. Diese freundliche Haltung gegenüber Fehlern - den eigenen und denen anderer - will sie den Menschen nahebringen. Daher wirbt sie als Humortrainerin und Kirchenclownin für mehr Leichtigkeit und Augenzwinkern. Aktuell bringt die fröhliche Hessin aus Gelnhausen ihren Humor auch nach Bayern.
Frau Matthiae, auch wenn viel unsinniges Treiben in diesem Jahr wegen der Pandemie erneut ausfällt - warum ist es dennoch wichtig, das Lachen nicht zu kurz kommen zu lassen?
Matthiae: Das Lachen gehört zum Menschen - so wie das Weinen und so wie viele andere emotionale Körperreaktionen. Aber nicht jedes Lachen ist humorvoll. Wenn Menschen gemeinsam über Missgeschicke, Pannen und Fehler lachen können, indem sie darin noch etwas Komisches entdecken können, dann ist es humorvoll. Und da uns so etwas ständig passiert, sind Humor und Lachen erleichternd und sogar befreiend, das ganze Jahr über.
Sie bilden seit vielen Jahren Clowns aus und stehen selbst als Clownin auf der Bühne. Wie lautet Ihr Tipp für mehr Lachen im Alltag?
Matthiae: Humor ist nicht in erster Linie die Fähigkeit, andere zum Lachen zu bringen. Es ist keine Methode, sondern eine Haltung. Was tun wir Clowns auf der Bühne? Wir zeigen unsere Komik, unsere Schwächen. Wir trauen uns, peinlich zu sein. Aber gerade so ändern wir etwas: Da sind die vielen tragischen Dinge und wir verwandeln sie in komische. Meine Ermutigung für den Alltag fängt daher bei jedem selbst an: Gehen Sie beim nächsten Spaziergang mal so ihre vertrauten Wege als wäre es das erste Mal. Staunen Sie über alles, was Sie entdecken. Wenn Sie Lust haben, singen Sie oder balancieren über einen Baumstamm. Es fängt bei der Offenheit und der Aufmerksamkeit an und endet dann vielleicht damit, auch andere zu unterhalten.
Sie sind nicht nur Humortrainerin, sondern auch Theologin. Dass Humor oder Glaube sich ähnlich sind, ist eine Ihrer Kernbotschaften. Können Sie uns die einmal erklären? Und wieso gibt es in der Kirche trotz der vielen negativen Schlagzeilen der letzten Zeit rund um Missbrauch, Mitgliederschwund und Sparzwänge dennoch Grund für Fröhlichkeit?
Matthiae: Humor und Glauben sind beides Haltungen dem Schwierigen und Ungelösten gegenüber - und seien es die großen Krisen der Gesellschaft und der Kirchen derzeit. Mit Humor und Glauben bleibe ich hoffnungsvoll, ich resigniere nicht gleich oder werde bitter. Ich bin so blauäugig, auf ein gutes Leben und Gerechtigkeit zu vertrauen und daran selbst mitzuwirken. Das gilt für mich ganz grundsätzlich, ob nun in oder außerhalb der Kirchen. Clowns stolpern, stehen auf, schütteln sich und versuchen ihr Glück neu. Und haben sogar Spaß daran.