Kommunikation ist das Thema von Christina Frey-Scholz: Sie verantwortet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der evangelischen Jugend in Bayern. In ihrem Gastbeitrag schildert sie die Veränderungen in der Jugendarbeit und erfolgreiche Konzepte der digitalen Kommunikation in Zeiten von Corona.
Wie sich die Jugendarbeit durch die Corona-Pandemie verändert
"Komm mit mir ins Abenteuerland" tönt es aus meinem PC. Auf meinem Bildschirm weht die Fahne der Evangelischen Jugend. Es ist Landesjugendkonvent. 170 Ehrenamtliche aus ganz Bayern versammeln sich – anders als in den Vorjahren, anders als seit etwa 70 Jahren- nicht physisch, in keinem Haus und ohne Umarmung, einfach nur online.
Den Jingle zur Begrüßung kennen die meisten Delegierten vom Vorjahr. Es soll das Wir-Gefühl herstellen, erklärt Marlene Altenmüller, Vorsitzende des Delegiertentreffens der Ehrenamtlichen. Jeder Konvent ist einzigartig, doch dieser ist etwas besonders, weil er via Internet stattfinden musste. Die meisten Teilnehmer sitzen zu Hause, manche im Büro des Jugendwerks und nutzen dort die vorhandene Technik. Aber alle sind versammelt und auf dem Bildschirm sichtbar. "Für uns ist das ein Experiment und Pilotprojekt", gibt die Vorsitzende offen zu.
"In Zeiten von physical distancing war es für uns eine besondere Herausforderung, nicht bei social distancing zu landen", sagt die 26-jährige Ehrenamtliche aus München. Vorträge, Gruppenarbeit und Diskussionen fanden engagiert über verschiedene Internetformate statt. Beim offenen Abendprogramm konnten sich die Teilnehmenden "sozial austoben" und auf einer extra Plattform in flexiblen "Räumen" plaudern, spielen oder gemeinsam feiern.
Ein besonderes Ereignis war der Gottesdienst.
Videokonferenzen mit zwischenmenschlicher Dynamik
Melanie aus Hersbruck fand es ungewohnt, alleine oder zu zweit vor den Laptop im Zimmer zu sitzen und mit anderen das Agapemahl zu feiern. "Die Gemeinschaft kam definitiv rüber" schwärmt sie. Der Ablauf war vertraut und zu wissen, dass so viele Menschen mit dir gemeinsam Agape feiern, auch wenn sie sich nicht in einem Raum sind, ist schon besonders.
"Die zwischenmenschliche Dynamik konnte sich toll und online entfalten und wir haben die Herausforderung gut gemeistert", so das Fazit von Marlene Altenmüller. Nicht nur der Landesjugendkonvent stand vor dieser neuen Aufgabe, Jugendarbeit online zu gestalten. Ob digitales Kaffeetrinken, Spieletreffs, Basteltipps und Rezepte, Gottesdienste und Andachten, Nachbarschaftshilfe, Challenges oder Hashtag-Aktionen, die vielfältigen
Ersatzveranstaltungen zeigen, dass Jugendarbeit auch in schwierigen Zeiten für die Kinder und Jugendlichen da ist.
Digitale Ideen von Jugendlichen für Jugendliche
Besonders schmerzhaft für die vielen Engagierten ist es, die Kinderfreizeiten, Zeltlager oder Konfi-Camps absagen zu müssen, sind sie doch ein Herzensanliegen der EJB. Viele haben bereits eine lange Tradition und die Teams in den Kirchengemeinden oder Dekanaten freuen sich schon das ganze Jahr darauf.
Zum Beispiel die Evangelische Jugend im Dekanat Traunstein. Auch hier werden jährlich Freizeiten für Kinder und Jugendliche angeboten. Die ehrenamtlichen Jugendleiter/innen, unter Leitung von Diakonin Veronika Pummerer, wollten auch in diesem Jahr nicht darauf verzichten und laden zu einer @home Pfingstfreizeit zu Hause ein.
Unter dem Motto "Märchenchaos" wird den Kindern und ihren Familien ein buntes Freizeitprogramm präsentiert. Dieses können sie bequem zu Hause, im Garten, im Wohnzimmer, auf dem Balkon, im Kinderzimmer und der näheren Umgebung umsetzen. Spiele, Geschichten, Action, Besinnliches, Sportliches und Gemeinschaftliches gibt es live über eine Videoplattform zum Nachschauen und Nachahmen. Die Jugendreferentin Pummerer ist überzeugt: "Fantasie, Gespräche, Hoffnung und Evangelische Jugend sind nicht abgesagt. Wir genießen die freie Zeit halt anders."
In Neustadt/Aisch gibt es ein "Fishlifemobil". Die Jugend hat sich Aktionen für Kinder, Konfis und Jugendliche überlegt, um "kontaktlos Kontakt halten" zu können. Dazu gibt es einen "Lieferservice", um Material oder Unterstützung für den Umgang mit den Apps und Tools aus dem Internet.
So wie Neustadt und Traunstein bieten landauf landab viele Jugendwerke neue Online-Formate an. Evangelische Jugend lebt aber vom persönlichen Kontakt und Erleben. Deswegen wird die EJ niemals eine reine Online-Jugend werden. Doch die Erfahrungen, die zurzeit online gemacht werden, zeigen viele neue Möglichkeiten auf. Besonders Online-Sitzungen und die Unterstützung von Präsenzveranstaltungen durch Online-Tools werden in Zukunft sicher eine größere Rolle spielen.
Evangelische Jugend Bayern (EJB)
Die Webseite der Evangelischen Jugend findet sich unter ejb.de.
Die Webseite für Reisen und Freizeiten für Jugendliche findet sich unter ej-unterwegs.de
Tipps gegen die Corona-Langeweile gibt es in unserer Übersicht zu Podcasts und Youtube