Im August 2023 hat Caroline Gibisch die Leitung übernommen. Ihr Team und sie müssen ständig kreativ sein – bei der Gestaltung des Angebots ebenso wie bei der Finanzierung der gemeinnützigen Einrichtung. Seit das Familienhaus Ende 2019 vom ursprünglichen Standort im evangelischen Gemeindezentrum aus- und in die frei gewordenen Räume einer ehemaligen Arztpraxis in zentraler Lage in der Nachbarschaft eigezogen ist, sei man noch näher an den Menschen.

"Manche fragen aber immer noch, ob sie mal vorbeikommen können, auch wenn sie nicht evangelisch sind", lacht Gibisch. Die Elementar- und Familienpädagogin ist bereits seit 2011 eng mit dem Familienhaus verbunden, hat in Lauf schon das Café Kunterbunt und das Projekt "wellcome" für Hilfe nach der Geburt ins Leben gerufen und wohnt auch noch in dem Gebäudekomplex des Familienhauses.

Hier sind die Büroräume des kleinen Teams untergebracht, im von einer raumhohen Spiegelwand gesäumten Kursraum finden die regelmäßigen Mutter-Kind-Kurse, PEKiP oder ähnliche Angebote für Eltern und die Kleinsten statt. Weitere Kurse wie Schattentheater für Kinder, Babysitterausbildung für Jugendliche ab 14 Jahren, Yoga, Qigong oder Gymnastik finden auch in anderen, meist kirchlichen Räumen in Lauf statt.

Für alle Altersgruppen und Gesangbücher

Das Familienhaus versteht sich ganz dem Namen entsprechend als Haus für alle Altersgruppen. Und Caroline Gibisch will ein möglichst breites Spektrum anbieten. So findet sich vom Koch- oder Nähkurs mit Kindern, Workshops zur Mediennutzung des Nachwuchses oder Leseförderung bis hin zum Erste-Hilfe-Kurs eigentlich für jeden etwas.

Träger der Institution ist ein Verein, an dessen Spitze mit David Geitner ein Diakon mit Erfahrung in Sozialökonomie steht, der die komplizierte Bürokratie erledigt. "Wir müssen jedes Jahr aufs Neue schauen, wie die Finanzierung unserer Angebote zustande kommt, es ist leider kein reiner Selbstläufer", sagt Geitner. Zuschüsse gibt es seitens der Kirche ebenso wie von der Kommune und vom Staat – das Familienhaus ist seit Oktober 2022 einer von vier Familienstützpunkten im Landkreis Nürnberger Land und wird vom bayerischen Familienministerium unterstützt. Das bedeutet mehr finanzielle Mittel für mehr Stunden der Hauptamtlichen.

Viele Angebote wären aber ohne Ehrenamtliche nicht denkbar. Und manchmal werden auch mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. So wie im Fall von Maryna Borsenko. Die 35-Jährige kam auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine nach Lauf und wollte sich hier gleich "nützlich machen". Als lizensierte Zumba-Trainerin bringt sie regelmäßig den Kursgästen das Tanzen zu lateinamerikanischen Rhythmen bei, bei dem der gesamte Körper trainiert wird. Das Familienhaus kann also integrativ wirken.

"Vor Corona waren die Zeiten noch ganz andere", sind Gibisch und Geitner überzeugt. Immer noch ist die Normalität nicht ganz zurückgekehrt. Und auch wenn die Preise für den Teil der kostenpflichtigen Angebote dank der Fördermittel im Durchschnitt immer noch unter denen von kommerziellen Einrichtungen liegen, will man im Familienhaus stets das Ohr am Puls der Zeit haben – um relevant zu bleiben, aber letztlich auch, um den ursprünglichen Gedanken weiterzuleben, der vor fast einem Vierteljahrhundert am Anfang des Hauses stand: Anlaufpunkt für alle Menschen sein und Begegnungen ermöglichen.

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