Die Ampelregierung will das Familienrecht modernisieren. Das hatte sie im Koalitionsvertrag Ende 2021 angekündigt. Nun soll es bald so weit sein. Nach der Sommerpause will Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ein Eckpunktepapier für die sogenannte Verantwortungsgemeinschaft vorlegen: für Menschen, die Verantwortung füreinander übernehmen, ohne eine Liebesbeziehung zu führen.

Zugutekommen soll sie zum Beispiel älteren Menschen: Eine alleinstehende Seniorin zieht mit Freundinnen in eine WG. Die eine hat einen Unfall und muss ins Krankenhaus. Bisher haben die anderen keinerlei Rechte, über ihren Zustand Auskunft zu erhalten. Das soll sich nun ändern.

Die Verantwortungsgemeinschaft soll laut Koalitionsvertrag zwei oder mehr Erwachsenen offenstehen, die dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen wollen. Keine Bluts-, sondern eine Wahlverwandtschaft.

Das klassische Familienbild wird infrage gestellt

Selten ist das klassische Familienbild so sehr infrage gestellt worden. Über Generationen hieß es Vater, Mutter, Kind: Das ist eine Familie. Für die meisten gilt das bis heute, selbst für die Jüngeren. Aber immer häufiger gibt es daneben auch Alleinerziehende, Patchwork- und Regenbogenfamilien.

Hinzugekommen sind Eltern, die ein Kind gemeinsam großziehen, ohne zusammenzuleben oder einander zu lieben. Neue Lebensformen werden ausprobiert, alternative Familienformen gelebt.

Die Union warnte: Es könnte eine "Ehe light" werden, mit Rechten, aber ohne Verpflichtung. Außerdem wird am Sinn gezweifelt: Wer Verantwortung übernehmen will, braucht kein neues Familienmodell, sondern lediglich unbürokratische Reformen, hieß es.

Die Ehe ist vom Grundgesetz her besonders geschützt

Auch die Kirchen äußern sich in Teilen skeptisch. Dabei überwiegt ein normatives Verständnis von Ehe als "göttliche Schöpfung". Die Bibel bietet eine Vielzahl von Bildern zum Thema Familie an. Und die EKD gibt darauf eine klare Antwort: Familie sind Gemeinschaften, in denen Menschen verlässlich füreinander und andere Verantwortung übernehmen.

In Deutschland ist die Ehe vom Grundgesetz her besonders geschützt. Aber ein Garant für Stabilität ist sie nicht mehr, was man an den Scheidungsraten sieht. Nicht wenige Ehen zerbrechen. Das liegt auch am Druck, der auf den Familien lastet.

Es braucht die Verantwortungsgemeinschaft

Einer trage des anderen Last, heißt es im Galaterbrief (6, 2). Die Sehnsucht nach Nähe und Verbindlichkeit bleibt, der Glaube an die Gemeinschaft lebt weiter – gegen Isolation und Vereinzelung. Das ist vorerst das Entscheidende. Damit die neuen Modelle rechtlich abgesichert sind, braucht es die Verantwortungsgemeinschaft.

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