Im Regensburger Alumneum, in den Räumen des Evangelischen Bildungswerks (EBW), ist neuerdings ein Raum zum Filmstudio umgestaltet worden. Von dort aus sendet der Fachbereich "Familienbildung" sein Angebot ins Internet. "Es war ein ziemlicher Kaltstart für uns" sagt EBW-Leiter Carsten Lenk.
Seit Mitte März ist wegen der Corona-Pandemie das Bildungswerk für Besucher von Veranstaltungen geschlossen, doch Fördermittel für das Projekt "Digitale Formate in der Familienbildung" machten es möglich, dass das Bildungswerk für seinen Fachbereich schnell das Internet als neues Arbeitsfeld entdeckte.
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"Digitale Formate in der Familienbildung"
Nun beherrschen Online-Videos, Streaming-Angebote und YouTube-Kanäle die tägliche Arbeit. Alle Fachbereiche erproben aktuell Online-Formate, um zu sehen, wie es bei den Interessenten des EBW ankommt. "Die Resonanz ist gut", erklärt Lenk zufrieden.
Das Online-Angebot, das er mit seinem Team innerhalb kurzer Zeit aus dem Boden gestampft hat, ist beachtlich. Es reicht von Musikgärten für Babys, Beratungsangeboten für Familien, Eltern-Kind-Gruppen-Treffen, Rückbildungsgymnastik über Tanzseminare, Kurzvorträgen zu Gebetshaltungen bis hin zu ganzen Vorträgen und Auftritten von Schriftstellern mit musikalischer Begleitung.
Zum Teil können die Angebote als Filme auf dem neuen YouTube-Kanal des EBW angesehen werden. Andere Veranstaltungen werden live gestreamt.
Live-Streaming und Online-Diskussionen
Das bedeutet, dass die Zuschauer in Echtzeit den Kursleitern oder Referenten im Internet zuhören und zuschauen können. Zudem können sie per Chat mit ihnen diskutieren. "Das ist dann allerdings schon aufwändig für uns", gibt Lenk zu. Die Veranstaltung muss mit mehreren Kameras begleitet werden. Im Nachgang soll alles veröffentlicht werden.
"Es ist für uns spannend zu erfahren, was bei den Nutzern ankommt und was nicht", beschreibt Lenk die neuen Arbeitsfelder seiner Kolleginnen. Die Angebote im Bereich "Familienbildung" sind zum Teil kostenpflichtig. "Trotzdem werden sie sehr gut angenommen", sagt Lenk.
In den Sparten Verbraucherbildung und Theologie kann das Bildungswerk auch kostenfreie Angebote machen.
"Es ist eine ganz neue Art zu arbeiten",
sagt seine Kollegin Bettina Hahn vom EBW Oberpfalz für die Regionen Amberg und Weiden. "Erst hat uns alles überrollt", erinnert sie sich. "Doch dann sind wir schnell hinein gewachsen.
"Während vor der Corona-Pandemie noch lange über die Notwendigkeit von Facebook- und Instagram-Accounts diskutiert wurde, war plötzlich klar, dass das nun die einzige Möglichkeit sei, um mit den Interessenten in Verbindung zu bleiben. "Durch die Online-Angebote konnten sogar neue Interessenten gewonnen werden", erklärt Hahn.
Neue Zielgruppe
Zum einen seien nun verstärkt jüngere Menschen auf das Angebot aufmerksam geworden und zum anderen entpuppe sich das Online-Angebot als gute Variante für das räumlich große Einzugsgebiet. "Zu einer Veranstaltung in Weiden ist jemand aus Amberg selten gefahren", erklärt Hahn. "Online ist das einfacher."
Beide Leiter der Bildungseinrichtungen betonen zudem, dass die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen in Bayern verstärkt wurde. "Wir haben nun eine gemeinsame Plattform, auf der wir uns austauschen und an einem Strang ziehen", sagt Hahn. "Davon profitieren alle", ergänzt Lenk.
"Man nimmt intensiver wahr, was die anderen Bildungswerke machen."
Schwierig sei für alle Einrichtungen, dass aktuell ungeklärt sei, wie die finanzielle Lücke aufgefangen werden könne, die durch die Schließungen entstanden sind. "Wir hoffen auf Gelder aus einem Hilfsprogramm der Regierung", sagt Lenk. Trotz der Aussicht auf Wiedereröffnung der Bildungswerke für Besucher wollen Lenk und Hahn an einem Online-Angebot festhalten.
Finanzielle Lücken
"Kurse, bei denen der persönliche Kontakt entscheidend ist, werden wir wieder einstellen", kündigt Lenk an. Aber er könne sich gut vorstellen, dass zum Beispiel Vorträge künftig vor Publikum stattfinden und gleichzeitig im Internet übertragen werden. Seine Kollegin Hahn ergänzt: "Wir erreichen dadurch viel mehr Menschen."