1955 war kein gutes Jahr für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Im Jahr zuvor waren elf deutsche Männer überraschend Fußballweltmeister geworden. Nur neun Jahre nach dem verlorenen Krieg spielte Deutschland wieder eine Rolle in der Welt. Im Überschwang des Sieges beschlossen die alten Männer an der Spitze des Deutschen Fußballbunds (DFB), den Frauenfußball auf deutschem Boden ein für alle Mal zu verbieten. Die Begründung damals: "Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand."

Glücklicherweise wurde das Verbot 15 Jahre später aufgehoben. Einen Olympiasieg, zwei Weltmeister- und acht Europameistertitel später – allein für die Frauen – erinnert man sich beim DFB nur noch ungern an dieses Intermezzo. Seit dem Nachmittag des 10. September 2017 wird es glücklicherweise von einem anderen Ereignis überstrahlt: Exakt um 15.31 Uhr hat im Berliner Olympiastadion zum ersten Mal eine Schiedsrichterin ein Bundesligaspiel der Männer angepfiffen. Bibiana Steinhaus heißt die Frau, deren Einsatz in ganz Europa aufmerksam verfolgt wurde. Sie scheint ihre Sache gut gemacht zu haben. Vom Fachpublikum wurde ihr "professionelle Unauffälligkeit" attestiert.

Ganz gewiss hat Bibiana Steinhaus einen wichtigen Beitrag für die Gleichstellung der Geschlechter geleistet. Womöglich aber hat sie nur die alten Verhältnisse wiederhergestellt: Vor einem Jahrtausend zum Beispiel, bei den Wikingern, spielten Frauen eine viel wichtigere Rolle als bisher angenommen. Das hat die Genanalyse von Knochenfunden ergeben, die jahrzehntelang einem bedeutenden Wikingerkrieger zugeschrieben wurden. Der Mann war eine Frau. Der Krieger eine Kriegerin.