Armut schränkt das Leben der Betroffenen stark ein. Was dabei oft vergessen wird, sind die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf ein Land. Doch welchen Einfluss hat Armut genau und gefährdet sie unsere Demokratie?
Was ist Armut?
Armut bedeutet, dass Menschen nicht über die Teilhabemöglichkeiten verfügen, die in einer Gesellschaft als normal gelten, und gleichzeitig unter materiellem Mangel leiden. Soziale Ausgrenzung und Diskriminierung sind häufig die Folge.
Ein erhöhtes Armutsrisiko haben häufig gesellschaftlich benachteiligte Gruppen wie Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinlebende oder ältere Frauen.
Auch die Region spielt eine Rolle: So ist die Armutsquote in Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland in den neuen Bundesländern höher.
Folgen der Armut: Gefahr für die Demokratie
Menschen in Armut haben einen eingeschränkten Zugang zu Bildung und Kultur, ihre sozialen Netzwerke sind oft schwach. Zukunftsängste, Hilflosigkeit und Perspektivlosigkeit prägen ihr Leben. Die Gesellschaft wird zunehmend von immer größeren Unterschieden geprägt, es kommt zu einer sozialen Spaltung.
Dies kann extremistisches Denken fördern und damit die Demokratie gefährden. Armut ist nur einer von vielen Faktoren, die einen Nährboden für demokratiefeindliche und rechtsextreme Parteien bieten, die häufig von Frustration und Unzufriedenheit der Menschen profitieren.
Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass Menschen in den unteren Einkommensschichten ein unterdurchschnittliches Vertrauen in staatliche Behörden und demokratische Institutionen haben.
So haben deutlich weniger als 10 Prozent der Besserverdienenden, aber 37 Prozent der Ärmeren kein oder nur geringes Vertrauen in Justiz und Polizei.
Politische Radikalisierung
Es ist auch ein Rückgang der Wahlbeteiligung und eine Zunahme von Protestwahlen bei armen Menschen zu beobachten. Menschen in Armut wenden sich häufig von den traditionellen politischen Parteien ab und neigen dazu, sich radikaleren oder antidemokratischen Parteien zuzuwenden.
Je mehr Menschen von Armut bedroht sind, desto mehr Stimmen erhalten rechtsextreme Parteien in den jeweiligen Regionen. Das hat das Münchner Ifo-Institut kürzlich errechnet.
Steigt der Anteil der Haushalte unterhalb der Armutsgrenze um einen Prozentpunkt, erhöht sich der Stimmenanteil rechtsextremer Parteien bei Bundestagswahlen um 0,5 Prozentpunkte.
Angst vor sozialem Abstieg
Die Angst vor Armut fördert den Rechtsextremismus. Sie basiert auf der Wahrnehmung von regionaler Benachteiligung und Armut. Dies begünstigt den Aufstieg rechtsextremer Parteien, die vermeintlich einfache Lösungen für die Menschen anbieten.
Gewählt werden rechtsextreme Parteien aber keineswegs nur von der Unterschicht. Vielmehr sind es oft Menschen, die den Zustand der Ungleichheit erleben und Angst entwickeln, selbst einmal benachteiligt zu werden, die dort ihr Kreuz machen.
Ein gespaltenes Land
Armut wirkt sich also viel stärker aus, als man auf den ersten Blick denken mag. Sie prägt das Vertrauen der Menschen in die Demokratie, in die politischen Parteien und treibt die Gesellschaft auseinander. Statt mehr aufeinander zuzugehen, entfernen sich die Menschen immer weiter voneinander und geraten leicht in die Extreme.
In einer Gesellschaft, in der Armut weit verbreitet ist, wird es immer schwieriger, eine stabile und funktionierende Demokratie zu erhalten. Deshalb ist es eine wichtige Aufgabe, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen und Ungleichheit und Armut zu bekämpfen.
Was du selbst gegen Armut tun kannst, kannst du hier nachlesen.
Lagois-Fotowettbewerb 2025: Was macht uns reich?
Weltweit nimmt die ungleiche Vermögensverteilung zu. Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung besitzen etwa 85 Prozent des Vermögens - Tendenz steigend. Die Ärmeren hingegen besitzen zusammen nur etwa ein Prozent des Vermögens. Auch in Deutschland werden die Reichsten immer reicher - hier wuchs das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen 2024 auf rund 155 Milliarden US-Dollar an. Wie können wir die Kluft zwischen Arm und Reich überwinden? Was bedeutet denn Reichtum überhaupt für uns Menschen?
Der Lagois-Fotowettbewerb 2025 widmet sich dem Thema Reichtum und der Frage, wie wir gesellschaftliche Teilhabe und Verteilungsgerechtigkeit erreichen können. Gesucht werden Fotoreportagen und Porträts von Menschen, die sich dafür einsetzen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Gesucht werden aber auch Arbeiten, die sich damit beschäftigen, was Reichtum noch bedeuten kann - auf persönlicher, kultureller oder gesellschaftlicher Ebene. Wie sind Wohlstand und Glück, Überfluss und Gier mit Reichtum verbunden? Welche anderen, neuen Form von Reichtum sollten wir in den Blick nehmen?
Alle Infos zum Wettbewerb unter diesem Link.
Unser Dossier mit Artikeln, Interviews, Hintergrundinformationen zum Thema Armut & Reichtum unter diesem Link.
Teilnahme
Der Wettbewerb verleiht drei Preise: einen Fotopreis für Erwachsene & Profis, einen Fotopreis für Jugendliche und ein Fotografie Stipendium. Alle Einreichungen werden gesammelt über den unten stehenden Link abgegeben.
Fotoprojekt hier einreichen und am Wettbewerb teilnehmen
Einsendeschluss Fotografie Stipendium: 15. Februar 2025
Einsendeschluss Fotopreise: 15. April 2025
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