Was ist guter Sport? Gute Frage. Wahrscheinlich scheiden sich an dieser Frage die Geister. Und womöglich verläuft genau an der Trennlinie die Front der politischen Verwerfungen in unserem Land. Apropos Kampf. Da sind die Einen, für die guter Sport ein Kampf um den Sieg ist, der auf höchstmöglichem technischen Niveau ausgetragen wird. Und da sind die Anderen, für die guter Sport die Demonstration moralisch favorisierter Haltungen, also die Fortsetzung des Identitäts- und Kulturkampfs mit anderen Mitteln ist.

Nichts gegen Fairplay

Für mich ist die Sache klar. Ich würde mir keine Sekunde Olympia und kein einziges Fußballspiel im Fernsehen anschauen, wenn ich dabei nur Zurschaustellungen von Fairplay, Toleranz, Vielfalt und Freude an körperlicher Bewegung zu sehen bekäme. Die Vorstellung, Olympische Spiele könnten primär Spiele der besseren Moral sein, bei denen der Kampf um den Sieg sekundär wäre, finde ich bizarr. Ebenso bizarr wie die Auffassung, es dürfe um des Friedens, der Rücksicht und der Achtsamkeit willen keine Verlierer geben – es sei denn, aus bestimmten Gewinner*innen ließe sich Kapital für die eigene ideologische Agenda schlagen.

Nichts gegen Fairplay, weiß Gott nicht! Fairplay ist großartig. Sport ohne Fairness wäre genauso furchtbar, wie eine Gesellschaft ohne Fairness menschen­verach­tend wäre. Und man kann es nur als ungut bezeichnen, dass die Welt-Antidoping­-Agentur einen so zaudernden, inkonsequenten und unglaubwürdigen Eindruck hinterlassen und alles andere als ein gutes Bild abgeben. Angesichts dessen bin ich manchmal versucht, es mit "Asterix bei den Olympischen Spielen" zu halten und eine Lanze für die Lösung des Zaubertranks für alle zu brechen.

Aber sei es, wie es sei: Der Sport lebt nicht allein von Ethik und von Moral. Er lebt davon, dass er als Sport vital und interessant ist. Weil er als Sport interessant ist, beschert er kollektive Glücksgefühle und lässt – so die "Welt"-Journalistin Martina Meister – den grassierenden Rassismus vergessen, der die Farbe der Haut für wichtiger hält als die Farbe des Edelmedalls.

Und vital und interessant ist der Sport, wenn es Sieger und Verlierer gibt. Ich kann mich an keinen Fußball- oder Tennisnachmittag meiner Jugend erinnern, an dem ich damit zufrieden gewesen wäre, einfach nur friedlich und elegant Bälle hin und her zu spielen. Zwar blieb aus Trainingszwecken manchmal nichts anderes übrig. Aber irgendwann schlug dann die Stunde der Wahrheit. Und ich konnte ich es kaum erwarten, dass sie schlug.

"Opfer" ist kein Ehrentitel

Im Fußball sah die Wahrheit so aus, dass ich Tore schießen und verhin­dern wollte und dass der gegnerische Stürmer, der im Strafraum allein vor dem Torwart auftauchte, zu Fall gebracht wurde. Punkt. Im Tennis sah die Wahrheit so aus, dass es nur ein Ziel gab. Alles zu tun, damit mein Gegner es nicht schaffte, meine Bälle zu retournieren. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, einen Schwächeren gewinnen zu lassen. "Opfer" war schon zu meiner Zeit kein Ehrentitel, sondern ein Schimpfwort. Niemand wollte an den Provinznachmittagen meiner Jugend Opfer sein. Und ich bin sicher, es ist bis heute so – und zwar nicht nur auf den Spielfeldern in der Provinz.

Über Leichtathletikerfahrungen verfüge ich mangels Talent und mangels Lust nicht. Aber bei den wenigen Skilanglaufrennen, an denen ich konditionsschwach teilnahm, ging es mir selbst auf dem untersten Leistungsniveau nur um das Eine: darum, ein paar Hundertstelsekunden schneller zu sein als ein paar Andere, die noch langsamer waren als ich. Getreu dem schönen Witz, in dem zwei Männer in der Savanne sitzen und plötzlich einen Löwen brüllen hören. Während der Eine der beiden Männer wegzurennen beginnt, packt der Andere seine Laufschuhe aus dem Rucksack und zieht sie sich an. "Meinst du, damit bist du schneller als der Löwe?" "Nein", sagt der Andere, "aber schneller als du."

ABBA sangen: "The winner takes it all. The loser’s standing small." Oder er wird gefressen. Glücklicherweise nicht beim Sport, der trotz aller Härte und trotz allen Kampfes nur ein Spiel, also einige Augenblicke lang das Allerernsteste, aber so ernst auch wieder nicht ist.

Großes Drama macht Sport am schönsten

Für mich als Zuschauer ist das Spiel des Sports dann am schönsten, wenn es ein großes Drama ist. Je mehr Spannung, je mehr Tragik, je mehr unerwartbare Geniestreiche und unverdiente Niederlagen, desto grandioser. Man stelle sich vor, es hätte im WM-Viertelfinale 1986 Argentinien gegen England im Aztekenstadion von Mexico City einen Videobeweis gegeben, der Diego Maradonas Tor als Handspiel detektiert und zunichte gemacht hätte! Niemals wäre die "Hand Gottes" in die Geschichte eingegangen, so sehr man das aus englischer Sicht sicher begrüßt hätte. Andererseits wäre den Engländern 1966 in Wembley gegen die deutsche Elf dann auch nicht das berühmteste (Nicht-)Tor aller Zeiten zugesprochen worden. (Die Fußballgötter scheinen also auch ohne Schiedsrichter und ohne Videobeweise zu wissen, was sie tun.) Und man denke nur an Zinedine Zidanes Kopfstoß in den Brustkorb von Marco Materazzi in der Verlängerung des WM-Finales 2006 im Berliner Olympiastadions. Großes Kino. Stierkampf vom Feinsten. Ein mythischer Augenblick für die Ewigkeit.

Lange Rede, kurzer Sinn. Sport, das ist Drama und Kampf, Sieg und Niederlage, Leidenschaft und Kontrollverlust, Ungerechtigkeit und Benachteiligung, Unerwartbares und Unglaubliches. Und Sport muss all das sein. Wenn Sport das alles nicht wäre, wäre er nichts. Es gäbe es keine Tränen, keinen Kummer der Fans, keine Alltagsverzauberung, keine Ekstase und keinen Exzess. Sportliche Wettkämpfe wären öde und fad, wenn sie keine Wettkämpfe wären.

Ach, und eins noch: Seit zehn Jahren bin ich Begleiter bei den bayerischen Special Olympics, also bei den Olympischen Spielen von Menschen mit geistiger Behinderung. Das Klischee will es ja, dass es gerade bei diesen Spielen nur ums Dabeisein und nicht ums Siegen geht. Von wegen! So sehr sich alle zweifellos freuen, dabei zu sein, so sehr steht doch das Glück gerade denjenigen Athletin­nen und Athleten ins Gesicht geschrieben, die mit stolz geschwellter Brust und einer hart umkämpften Medaille um den Hals über das Olympische Gelände schreiten. Es ist jedesmal wieder ein Bild für Götter.

The Loser takes it all?

Warum ich so kampfbetont schreibe? Weil ich ein bisschen unter einem gesellschaftlichen, politischen, medialen und vielleicht auch kirchlichen Geist leide, in dem der Sport seines Lebenselixirs beraubt wird, indem sein Spirit ins zahnlose Gegenteil seiner selbst verkehrt wird. Ich empfinde ein Klima, in dem nichts so umkämpft scheint wie die Verliererrolle und in dem es geradezu zu einem Statussymbol geworden ist, einem Opferkollektiv anzugehören, als drückend.

Und als drückend empfinde ich es auch, wenn diejenigen, die mit Gewinnern und Leistungsträgerinnen sympathisieren und Einsatz­bereitschaft, Fleiß, Konkurrenz, vielleicht sogar Sozialneid als Motiva­tions­booster gut finden, schnell in den Verdacht geraten, Verlierer zu verachten und die legitimen Anliegen von Opfern und Benachteiligten nicht wahrhaben zu wollen. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, als sei der ABBA-Song längst umgedichtet worden und als laute er faktisch: "The Loser Takes It All." Wenn dieses Gefühl nicht trügt, dann ist allerdings etwas faul. Denn wenn niemand mehr gewinnen soll, werden am Ende alle verlieren. Wenn Menschen sich nur noch als Opfer sehen und sich nur noch mit der Opferrolle identifizieren, endet das entweder toxisch für sie selbst oder für Andere. Jede Wette.

Das Ganze hat übrigens auch eine theologische Dimension, die mir seit langem Kopfzerbrechen bereitet. Und zwar deshalb, weil ich glaube, dass mit einer Theologie etwas nicht stimmt, durch die der Geist des Nichtmehrsiegensollens um der potenziell Verlierenden willen auch in die Kirche Einzug hält. Genau das allerdings ist seit vielen Jahrzehnten, genauer gesagt seit der Kulturkatastrophe des Nationalsozialismus der Fall.

Nach 1945 wurde die sogenannte Theodizee­frage vor allem in den menschenrechtssensiblen kirchlichen und theologischen Milieus geradezu zum Gotteskiller – und zwar aus bester humanistischer, humanitärer und humaner Absicht. Öffentlichkeitswirksame evangelische Theologinnen und Theologen, allen voran Dorothee Sölle und der jüngst verstorbene Jürgen Moltmann, propagierten im Kielwasser Dietrich Bonhoeffers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Überzeugung, man könne angesichts des Grauens und angesichts der Opfer bestialischer Gewalt nicht mehr an einen allmächtigen Gott glauben, allenfalls noch an einen Gott, der mit den Opfern und mit den Ohnmächtigen solidarisch ist.

Man verabschiedete also die Macht Gottes zugunsten von Gottes Güte. Oder anders gesagt: man verabschiedete die Macht Gottes zugunsten seiner Ohnmacht und zugunsten der Macht menschlicher Güte und Liebe. So wurde eine Theologie nach dem Tod Gottes geboren. Polemisch gesagt erblickte eine Theologie der Verliererinnen und Verlierer das Licht der Welt. Man erkennt diese Theologie daran, dass sie insbesondere auf einen theologischen Satz allergisch reagiert, weil sie ihn und die, die sich zu ihm bekennen, für zynisch hält. Der Satz lautet: "Jesus ist Sieger."

Fast hätte ich Lust auf eine Umfrage. Ich könnte mir vorstellen, dass denselben Menschen, die Kampf und Sieg im Sport eher problematisch finden und daher größere Sympathien für die Unterlegenen hegen, der gekreuzigte Jesus sympathischer ist als der auferstandene Herr. Eigentlich ist das ehrenwert, weil es von hoher Empathie für diejenigen Menschen zeugt, die in einer erbarmungslosen Welt immer wieder unter die Räder von Stärkeren kommen. Womöglich zeugt es ja auch von einem echten Ringen des Glaubens mit Gott.

Vielleicht können viele Christinnen und Christen einfach nicht glauben, dass der Auferstandene am Ende das Geschick der Gescheiterten, Geschlagenen und Besiegten wenden wird. Vielleicht erscheint ihnen ein Gott, der ohnmächtig auf der Seite der Ohnmächtigen steht, glaubwürdiger als der Glaube an einen göttlichen Helden, der all seine Gegner in Grund und Boden spielt. Und vielleicht schütten sie daher das Kind mit dem Bade aus und halten einen starken Gott prinzipiell für problematisch, suspekt und verwerfenswert, weil er ja vielleicht grundsätzlich auf der Seite von Unterdrückung und Gewalt, von Terror und Missbrauch steht.

Jesus ist Sieger

Ich glaube allerdings, dass der christliche Glaube ein trostloser Glaube wäre, wenn er nicht mehr glauben könnte, dass Jesus Sieger ist. Der große römisch-katholische Theologe Karl Rahner hat dazu alles gesagt, was dazu zu sagen ist: "Um – einmal primitiv gesagt – aus meinem Dreck und aus meinem Schlamassel und meiner Verzweiflung herauszukommen, nützt es mir doch nichts, wenn es Gott – um es einmal grob zu sagen, genauso dreckig geht. Es gehört", so Rahner, "doch zu meinem Trost, dass Gott, wenn und insofern er in diese Geschichte selber als in seine eigene eingestiegene ist, jedenfalls auf andere Weise eingestiegen ist als ich. Denn ich bin von vornherein in diese Grässlichkeit hineinzementiert, während Gott in einem wahren und echten und mich tröstenden Sinne der Gott ist, der unwandelbar über allem Leid steht."

Der christliche Glaube wäre kein christlicher, sondern nur ein verstümmelter, um nicht zu sagen ketzerisch zu Fall gebrachter, also sozusagen von sich selbst gefoulter Glaube, wenn er nicht daran glauben würde, dass ABBA Recht haben. "The winner takes it all." Der Sieger nimmt alles. Aber es zeichnet den Kämpfer Jesus Christus aus, dass er nicht nur für sich, sondern für uns und für alle kämpft, die den Kampf um ihr Leben, um ihre Würde und um ihr Recht verlieren. Und es zeichnet den Sieger Jesus Christus aus, dass er am Ende nicht nur mit der Trophäe seines eigenen geretteten Lebens aufwarten kann, sondern dass er alle Mitgenommenen aller Zeiten mit sich auf sein Siegerpodium nimmt. Dass Jesus Sieger ist, heisst, dass er dereinst alle Opfer, alle Verlierer, alle Besiegten und alle vom Leben Zerstörten, also jeden und jede von uns mit sich ins Licht seines Reiches führen wird. Dass Jesus Sieger ist, heisst, dass die Olympischen Spiele Gottes mit seinem Widersacher gut ausgehen werden.

Das macht das große Drama des Weltlaufs etwas weniger dramatisch, aber dafür vielleicht etwas erträglicher. Ich muss ja zugeben, dass ich – Weichei, das ich bin – nervenzerreißende Sportereignisse manchmal sowieso lieber im Nachhinein anschaue. Also dann, wenn ich schon weiß, dass mein Lieblingssportler oder meine Lieblingsmannschaft gewonnen hat. Mit dem wirklichen Leben verhält es sich so, dass man es leider nicht von vornherein im Nachhinein anschauen kann, sondern dass man es live, mit seiner ganzen Unentschiedenheit und mit all seinen Niederlagen durchleben und durchleiden muss. Aber vielleicht kann man es als Christenmensch etwas gelassener und etwas getrösteter durchleben und durchleiden, wenn und weil man weiß, dass kein anderer als Jesus Sieger ist.

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Klennfix am So, 11.08.2024 - 09:45 Link

Lieber Herr Frisch,

Sie sprechen mir aus der Seele! Toller Beitrag. Und nach Olympia ist vor der Fußball-Bundesliga. Deshalb diese Anmerkungen:
In meiner Jugend musste ich immer ins Tor. "Der Runde muss ins Eckige!" Schon bald nannten sie mich die „Katze“. Vielleicht dachten sie an die Comicfigur Garfield. Mir egal. Ich fühlte mich eher wir der kleine dicke Diego Maradona, nur mit Torwart-Handschuhen.
Am Ende wurden wir Kreisliga-Meister. Im entscheidenden Spiel brachte der Gegner das Runde nicht ins Eckige, obwohl vor meinem Tor mehrmals dicke Luft herrschte. Aufgrund meiner Körpermaße "Quer-Schlank" schaffte ich es leider nie in eine Auswahlmannschaft. Aber als die Trainer wussten, dass ich Theologie studieren werde, nannten sie mich die „Faust Gottes“. Ich wollte immer gewinnen. Als Dicker habe ich mir die Gier nach Gewinnen nicht vermiesen lassen. Und bis heute denke immer daran: Im Fußball ist Gott auch rund! Und wohnt (leider) oft an der Säbener Strasse in München...

Florian Meier am Sa, 10.08.2024 - 01:00 Link

So gerne ich die Forderung des Autors nach mehr Weihrauch gehört habe, so zweifelhaft finde ich diesen Artikel, da er Dinge vermengt, die so einfach nicht zusammengehören. Gegen einen spielerischen sportlichen Wettkampf ist im Prinzip nichts einzuwenden und auch im Spitzensport sieht man gerade bei Randsportarten, dass der Kampf hinter der Ziellinie endet und manche Freundschaft wieder beginnt. Der geistige Umschwung im 20. Jh. basiert aber nicht auf so einem Spiel sondern millionenfachem Tod, weil die Fürsten der Welt nicht verstanden, dass moderne Technik aus Kriegsspiel leicht einen Massenmord macht, bei dem es dann eben nur noch Verlierer gibt. Das sprichwörtliche wie tatsächliche Abrüsten wird damit überlebenswichtig und zwar für die ganze Menschheit. Der Autor übersieht außerdem, dass aus Leistungssport längst eine menschenverachtende Industrie mit viel Chemieeinsatz geworden ist, die selbst noch Unerwachsene malträtiert, dass gewisse Ähnlichkeiten zur Passion augenfällig sind, wenn man die Leidensgeschichten mancher Sportler verfolgt, die zwar härter trainieren und talentierter als 99% der Bevölkerung sind, aber doch nur einen zerstörten Körper ernten. Dies kritisch zu betrachten und nach neuen Wegen zu suchen, ist keine Absage an Leistung und Ehrgeiz sondern Rettung derselben und vor allem die Erkenntnis, dass es auch ein Leben nach Olympia gibt für das man noch ein paar Träume aufsparen sollte und ein paar funktionierende Hände haben sollte um sie zu realisieren. Natürlich hat selbst der pervertierte Spitzensport noch Momente die über ihn hinausweisen, die begeistern und im Gedächtnis bleiben. Die Frage nach dem Preis ist aber erlaubt und keine Miesepeterei sondern eine, die auf die Zukunft und das gute Leben ausgerichtet ist. Längst ist die Lebenserwartung vieler Spitzensportler verkürzt und Essstörungen, Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle der "Helden" nur zu häufig. Ist das diese Nebensache der Welt - selbst wenn sie manchmal schön ist - wert?

Florian Meier am Sa, 10.08.2024 - 01:15 Link

Jesus ist Sieger? Ja sicher, sonst wäre er kein Herrscher, aber nicht immer. Denn wer immer siegt, der ist ein Unsympath, der sich meist wie ein Holzhammer durchs Leben schlägt und angesichts der realen Welt, ist zwar die Hoffnung, dass Jesus irgendwann siegen wird und bereits über den Tod gesiegt hat tröstlich, aber dass er immer siegt eher zynisch. Ich habe kürzlich Theresienstadt besucht. Die dort gezeigten Kunstwerke z. T. von Menschen, die zu jung für Olympia waren sind ein Sieg von Geist über Ungeist und Tod, aber ein schauriger, sehr bitterer Sieg, den es besser nicht gebraucht hätte. Bonhoeffer und die Menschen nach 1945 haben unter diesen Eindrücken geschrieben. Deshalb mag ich auch die fröhliche Melodie zu "Von Guten Mächten" so gar nicht mehr. Es ist die Hoffnung, die tröstet und stärkt nicht der gegenwärtige Sieg. Dafür ist die Welt zu unheil.