Das politische Abendland zerfällt. So, wie Elementarteilchen in einem Teilchenbeschleuniger unter Beschuss durch andere Teilchen zerfallen. Die Zerfallsprodukte sind Moralisten und Antimoralisten, und zwischen beiden gibt es eine Wechselwirkung. Diese Wechselwirkung sieht so aus, dass der Moralismus den Antimoralismus und der Antimoralismus den Moralismus verstärkt und die Ressentiments einander überbieten.

Je ausgestreckter der moralische Zeigefinger der Einen, desto länger der Stinkefinger der Anderen. Durch diese Emotionalisierungsspirale gerät eine Politik ins Hintertreffen, die unaufgeregt dafür sorgt, dass es möglichst vielen Menschen möglichst gut geht und dass diese Menschen möglichst wenig davon merken, dass es überhaupt so etwas wie Politik gibt.

Vor der Bundestagswahl

Wieder einmal haben wir die Wahl. Und wie immer ist es auch die Wahl, ob und von wem wir uns emotionalisieren und verführen lassen und wie naiv wir sind. Mein Großonkel war ein überzeugter Sozialdemokrat, der seinen Mund gerade dann nicht halten konnte, wenn es klüger gewesen wäre, still zu sein. Im Dritten Reich wurde er nur deshalb vor dem Konzentrationslager bewahrt, weil er auch auf der falschen Seite die richtigen Freunde hatte. So politisch engagiert er war, so illusionslos pflegte er jedem, der es nicht hören wollte, zu sagen: "Die Politik is a Hur‘."

In letzter Zeit muss ich des öfteren an diesen Satz denken. Denn wenn ich durch die Städte fahre, beschleicht mich angesichts der Wahlplakate hin und wieder der Eindruck eines Straßenstrichs. Die zahllo­sen, allüberall aufgestellten und aufgehängten Pappkameraden und Wesselmänner scheinen mir nur einen einzigen Wettbewerb auszutragen.

Wer erreicht die meisten Bildungsfernsten? Und wer hält das Volk am erfolgreichsten für am dümmsten? Interessanterweise sind die intelligentesten Wahlplakate die, bei denen man erst auf den zweiten Blick erkennt, dass es gar keine Wahlplakate sind.

Was sagen die Wahlplakate aus?

Nun kann man sich natürlich fragen, ob die Spin-Doktoren und Plakatemacher hinsichtlich der Reflexions- und Erkenntnisfähigkeit der Wählerinnen und Wähler irren oder ob es vielleicht eben doch stimmt, dass das Volk betrogen werden will und das Denken längst seinen Smartphones überlassen hat. Aber sei es, wie es sei. Werfen wir lieber einen zweiten Blick in den Teilchenbeschleuniger und auf die darin umhergeisternden Zerfallsprodukte.

Angesichts der Myriaden von Moralisten und Antimoralisten frage ich mich, wo die Christen sind – oder besser gesagt: wo sie sein sollten.

Die Rolle der Christinnen und Christen

Augenzwinkernd gesagt ist Moralisierung ja eine der Lieblingsbeschäftigungen der evangelischen Kirche. Es macht den Eindruck, als seien die öffentlich am deutlichsten sichtbaren und am lautesten hörbaren Christen Moralisten. Auf vielen Kanzeln und in vielen kirchlichen Verlautbarungen werden Probleme mit erhobenem Zeigefinger, genauer gesagt mit einem rhetorischen Fingerschnippen gelöst, das Menschen appellativ in Wärmflaschen verwandelt.

Zweifellos ist das humanistisch rührend, allerdings auch eine politikuntaugliche Pippi-Langstrumpf-Strategie. Pippi macht sich die Welt widdewidde wie sie ihr gefällt. Und wenn Pippi predigt, macht sie aus Christen den Christus und die Realität zum Reich Gottes.

Immerhin hat die Kampagne der evangelischen und der katholischen Kirche zur Bundestagswahl der Versuchung widerstanden, zum Slogan "Jesus würde Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt wählen" zu greifen. Die Verantwortlichen haben sich mit der Aufforderung "Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt wählen" begnügt. Das ist sicherlich kein schlechter Rat.

Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt wählen

Ich gestehe allerdings, dass ich stutzig werde, wenn ich auf Wahlplakaten zuckerwattige Begriffe wie "Menschenwürde", "Zusammenhalt" oder "Nächstenliebe" sehe. Mich beschleicht dann der Verdacht, dass die Flucht ins Pathos der ganz großen Worte und der hehren Symbolpolitik womöglich von den politischen Unzulänglichkeiten im Blick auf das ganz Konkrete ablenken soll.

So ehrenwert also dieser moderne Hirtenbrief der Kirchen ist, so skeptisch bin ich im Blick auf den Traum, den er träumt. Dieser Traum sieht ja doch wohl so aus: Wenn alle Men­schen erst einmal zu Freun­den aller anderen Menschen geworden sind und von ihrem Ärger und ihren Eigeninteressen absehen, dann lösen sich alle Probleme von selbst, und dann verschwindet auch die AfD von der Bildfläche.

Statt "Menschenwürde, Nächstenliebe, Zusammenhalt wählen" hätte man also einfach "Fuck AfD!" schreiben können. Das wäre natürlich weniger wärmflauschig und etwas riskanter, dafür brutal ehrlich gewesen.

Ein Blick in die USA

Wobei das Zum-Teufel-Jagen oder Verbieten der AfD nicht die Probleme zum Verschwinden bringen wird, die fatalerweise immer mehr Menschen in die Arme dieser Partei treibt. Außerdem bewirken moralische Aufforderungen eben leider oft das Gegenteil von dem, was sie bewirken sollen. Siehe oben. Als Trotz- und Protestphänomen entsteht Antimoralismus ja vor allem dort, wo Menschen anderen Menschen zu verstehen geben, dass sie eigentlich nicht mehr zur menschlichen Gemeinschaft gehören, wenn sie sich aus einem bestimmten politisch-moralischen Gesinnungskorridor entfernen.

Ein Blick in die USA zeigt, was uns in Deutschland in vier Jahren blühen könnte, wenn auch das nächste Kabinett aus welchen Gründen auch immer am Willen der Mehrheit vorbeiregiert. Der Erdrutschsieg eines programmatischen Antimoralismus nämlich, der das Gesetz des Tabu­bruchs als Evangelium der Befreiung des gesunden Menschenverstands verkündigt und im Gestus schamloser Disruption alles attackiert und anpinkelt, was Anderen wichtig, ja heilig ist.

Soziologe Niklas Luhmann: "Vor Moral warnen"

Apropos Lulu. (Von Pippi war ja schon die Rede.) Angesichts der Moralismus-Antimoralismus-Schaukel werde ich zu einem immer größeren Fan von Niklas Luhmann, dem vielleicht scharfsinnigsten Soziologen des 20. Jahrhunderts. "Aus ethischen Gründen", so sagte der, "ist vor Moral gerade zu warnen." Auch aus politischen Gründen. Wer moralisch, genauer gesagt moralistisch kommuniziert, entzieht oder gewährt Anerkennung. Er achtet oder ächtet. Er zieht Demarkationslinien zwischen Freund und Feind, zwischen "Wir" und "Die" und zwischen Guten und Bösen. Er schließt Menschen aus Diskursgemeinschaften aus.

Ihre Stimme soll nicht mehr gehört werden und niemanden mehr irritieren. Das erleichtert es, sich in der gut gegen die Wirklichkeit isolierten Wärmestube der eigenen Gesinnungsechokammer auf dem richtigen, von Andersdenkenden nicht mehr verstellbaren Weg zu fühlen. Aber es ist nun einmal so, dass die Demokratie auch von der möglichen "Konfrontation mit beunruhigenden Meinungen lebt, auch wenn sie in ihrer gedanklichen Konsequenz gefährlich und selbst wenn sie auf eine prinzipielle Umwäl­zung der geltenden Ordnung gerichtet sind. Das gehört zum freiheitlichen Staat."

Wem angesichts dieser Sätze jetzt der Atem stockt, dem sei gesagt, dass es sich um ein Zitat aus einem im Jahr 2018 gefassten Beschluss des Bundesverfassungsgerichts handelt.

Martin Luther als Realpolitiker

Der Zweite, dessen Fan ich eigentlich immer schon gewesen bin und immer mehr werde, ist Martin Luther. Luther kann geradezu als Musterbeispiel eines moralismus- und ideologiekritischen Realpolitikers und Theologen gelten. Zwar hatte die Realpolitik des Reformators, der kein politischer Revolutionär sein wollte, einen hohen Preis. Man denke aus gegebenem Erin­nerungs­anlass nur an die Bauern­kriege vor fünfhundert Jahren.

Dennoch war Luthers Instinkt für die Gefahren des religiösen und des politischen Schwärmertums bemerkenswert. Schwärmer oder Schwarmgeister nannte Luther die radikaleren Reformatoren seiner Zeit deshalb, weil sie ihm wie Insektenschwärme vom Boden der Realität abgehoben erschienen und weil er voraussah, dass sie sich dazu verurteilten, wie Falter und Motten in der Flamme ihrer Leidenschaft zu verglühen.

An den Schwärmern ließ Luther auch deshalb kein gutes Haar, weil sie nicht zwischen Vorletztem und Letztem und zwischen Christus und Christen unterschieden, sondern an ihre eigene Sündlosigkeit und an eine perfekte Welt glaubten, für die sie auch Blut zu vergießen bereit waren.

Wird Politik zur Religion?

An dem, was Luther vor Augen stand, hat sich auch in fünfhundert Jahren nichts geändert. Wenn Politik – sei es aus moralistischen oder aus antimoralistischen Gründen – schwärmerisch vollkommene Gerechtigkeit, paradiesischen Zusammenhalt und die Lösung aller Probleme verspricht, dann wird sie zur Religion. Obendrein wird sie irgendwann mit totalitären Herrschaftsformen zu flirten beginnen und inquisitorisch alle Ambiguitätstoleranz und allen Humor verlieren. Es stimmt leider.

Alle Versuche, den Himmel auf die Erde zu zwingen, drohen die Welt zur Hölle zur machen. Die Frage ist nur, wann die Äquivalente der Scheiterhaufen aufgerichtet und die Gulags 2.0 zur Zähmung der Widerspenstigen in Betrieb genommen werden. Ein entscheidender Schlüssel zum Verständnis jeder Politik liegt daher darin, wie sie mit Andersdenkenden, mit Differenz und mit Diversität umgeht.

Appell an alle Christenmenschen

Ich möchte deshalb allen Christenmenschen auf dem Weg zur Wahlurne und zum po­litischen Engagement nachdrücklich ans Herz legen, sich in der Kunst der Unterscheidung zwischen Politik und Moral, zwischen Politik und Religion, zwischen Über­zeugung und Ideo­­logie, zwischen Vorletztem und Letztem und zwischen Mensch und Gott zu üben. Wenn Christinnen und Christen ihre Kreuzchen machen und im Raum der Politik aktiv werden, dann sollten sie das im Wissen tun, dass die Politik nur vorletzte Antworten geben und nur vorletzte Lösungen finden kann.

Sie sollten der Versuchung widerstehen, von der Politik Erlösung zu erwarten. Und sie sollten sich – mein Großonkel Gott hab ihn selig lässt grüßen – auch nicht der Illusion hingeben, dass es so etwas wie eine unschuldige, moralisch reine Partei und daneben nur unreine Parteien geben könnte. Die Heimat der Politik sind nicht die Wolkenkuckucksheime einer idealen Welt, sondern die zwielichtigen Morastlandschaften der Realität, die – wie Jeff Bezos einmal bemerkt hat – "ein unbesiegter Champion" ist.

Jede Politik, die sich nicht damit begnügt, dem Volk Sand oder Puderzucker in die Augen zu streuen, weiß, dass sie sich mitunter die Hände schmutzig machen muss, wenn sie diese Morastland­schaften so kultivieren will, dass Menschen darin gangbare Wege finden, dass möglichst Wenige dabei auf der Strecke bleiben, dass geopolitische Arglosigkeit nicht zur Selbstzerstörung führt und dass auch der Bio­sphäre die Luft nicht ausgeht. Kluge Politik ist also das schwere Handwerk des bestmöglichen Endlichkeits- und Grenzmanage­ments.

Politik heißt nicht Verwirklichung des absolut Guten

Wählerinnen und Wähler wären unklug, wenn sie von der Politik die Verwirklichung des absolut Guten erwarten würden, das es nur auf Wahlplakaten gibt. Und sie würden fahrlässig wählen, wenn sie Parteien wählen, die um der totalen Transformation der Gesellschaft willen nicht zögern, das Volk und sein Wohl für ein vermeintlich höheres oder gar höchstes Gut zu opfern.

"Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben", sagt Christus im zehnten Kapitel des Matthäusevangeliums. In dem Wörtlein "und" dürften die Quintessenz menschendienlicher Realpolitik, die Qua­dratur des Kreises und die Antwort auf die Frage verborgen liegen, wo Christen auf den politischen Kampf- und Schauplätzen der Welt sind oder sein sollten.

Dort nämlich, wo diesseits und jenseits von Moralismus und Antimoralismus nüchtern, pragmatisch, frustrationstolerant und unerschrocken nach menschendienlichen Lösungen gesucht wird, ohne in einer gefallenen Schöpfung den Glauben an das Gute inmitten des Unguten gänzlich zu verlieren.

Der französische Journalist André Frossard schrieb am 22. Oktober 1978: "Die Menschheit durchschreitet derzeit eine Periode ihrer Geschich­te, die im Fluss ist wie kaum eine zuvor. Es ist eine Periode, in der die moralischen und rationalen Fundamente wanken. Es ist eine Zeit kollabierender Werte und Ideologien, in welcher der, der wirk­lich vorwärts­kommen will, nur eine einzige Wahl hat: über das Wasser zu gehen."

Die Welt ist nicht verloren

Der 22. Oktober 1978 war der Tag, an dem das Pontifikat Papst Johannes Pauls II. begann. Allerdings vermochte selbst eine Lichtgestalt wie Karol Wojtyła nicht über das Wasser zu gehen – ebenso wenig wie der Heilige Petrus und wie irgendein für den Messias gehaltener Politiker unserer Zeit und aller Zeiten. Gerade deshalb kann es der Politik nicht schaden, sich ihren Herrn vor Augen zu führen: den Einzigen, der einer untergehenden Welt auf schwerer See wirklich entgegenzukommen imstande ist.

Wer, wenn nicht er, könnte die Hochmütigen demütig machen und sie zugleich wissen lassen, dass die Welt auch dann nicht verloren ist, wenn sie am politischen Abgrund steht.

Kommentare

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U. Speck am Fr, 24.01.2025 - 10:56 Link

Im Artikel werden u. a. Teilchenphysik, (Moral-)Philosophie, Theologie, Soziologie, Mathematik, Ideologiekritik, die Politik Luthers, die Weltanschauung einer Pippi Langstrumpf und die des - im Nationalsozialismus verfolgten - Großvaters des Autors wild zusammengewürfelt.
Komplexität allein macht jedoch Inhalte noch nicht brauchbar - eine Handlungsrelevanz für den Gang eines gläubigen Christen zur Wahlurne erschließt sich mir nicht.
Klar erkennbar ist meines Erachtens einzig die Ablehnung, gar Verteufelung der AFD – undifferenziert und ganz dem politisch-medialen Mainstream folgend.
Schade!
P.S.: Ich war gestern das erste Mal auf dieser Plattform und werde versuchsweise wiederkommen. Bin mal gespannt, ob die Beiträge anderer Autoren nachvollziehbarere und weniger voreingenommene Standpunkte vertreten.
Mein Gebet gilt den Akteuren dieser Web-Site und unserem Land.

Florian Meier am Fr, 24.01.2025 - 23:04 Link

Das Land kann das Gebet sicher gut gebrauchen. Ich finde die Beiträge von Herrn Frisch immer sehr anregend gerade aufgrund mancher etwas unerwarteten Wende. Ich fand die Kernaussage des Beitrags: Auf konkrete Politik der kleinen Schritte achten und nicht auf den vermeintlich großen Wurf und die reine Lehre gerade in polarisierten Zeiten beachtenswert, wo soviele glauben auf der richtigen Seite zu stehen. Mich lässt das an die ironisch polemische Einstiegsszene in der Rühmannverfilmung des braven Soldaten Schweijk denken, wo die Staatenlenker ihre Bürger voll Überzeugung, dass ihre Sache gerecht sei in den 1. Weltkrieg schicken, wobei immer die gleichen Worte gewählt werden und nur der Name des Landes der guten Sache wechselt. Der Ausgang ist bekannt: Europa und die "gute alte Zeit" waren perdu.

Florian Meier am Fr, 24.01.2025 - 23:18 Link

Das Land kann das Gebet sicher gut gebrauchen. Ich finde die Beiträge von Herrn Frisch immer sehr anregend gerade aufgrund mancher etwas unerwarteten Wende. Ich fand die Kernaussage des Beitrags: Auf konkrete Politik der kleinen Schritte achten und nicht auf den vermeintlich großen Wurf und die reine Lehre gerade in polarisierten Zeiten beachtenswert, wo soviele glauben auf der richtigen Seite zu stehen. Mich lässt das an die ironisch polemische Einstiegsszene in der Rühmannverfilmung des braven Soldaten Schweijk denken, wo die Staatenlenker ihre Bürger voll Überzeugung, dass ihre Sache gerecht sei in den 1. Weltkrieg schicken, wobei immer die gleichen Worte gewählt werden und nur der Name des Landes der guten Sache wechselt. Der Ausgang ist bekannt: Europa und die "gute alte Zeit" waren perdu.

Florian Meier am Sa, 01.02.2025 - 08:27 Link

Das ist abgesehen von Klonversuchen in Frankensteinlabors ja auch der Fall. Es wäre auch fad wenn wir alle einig und eins wären. Als Paulaner sollten wir eh immer streitbar und versöhnlich sein vor 2000 Jahren wie heut.

Florian Meier am Don, 23.01.2025 - 19:43 Link

So sehr dem Autor in der Sache zuzustimmen ist so wenig halte ich Luther als politisches Vorbild für geeignet: Populismus und rohe Sprache, nationale Verengung, Intoleranz bishin zur Hasspredigt und mit dem Blutvergießen waren seine Probleme auch nicht so groß. Frauen aus der relativen Autonomie des Klosters hinter den Herd, Verbandelung der letzten Dinge mit dem jeweiligen oft ziemlich weltlichen deutschen Provinzschulzen äh Fürsten und dazu die Fehlannahme, dass das Priestertum aller Gläubigen, das Lesen des Evangeliums keine Auswirkungen auf Leibeigenschaft und die bestehende Ordnung habe und zuletzt auch noch überzeugt der Teufel und die Verderbtheit gingen um. Zu diesem Mann würde wohl heute mancher Landesbischof gerne eine Prophetin zwecks Kopf Wäsche senden. Bei aller theologischen Leistung bleibt Luther auch gerade für evangelische Christen eine sehr ambivalente, teils finstere und sehr deutsche Figur. Man kann viel von und über ihn lernen, aber als Wahlhilfe würde ich eher bei Erasmus oder Osiander bleiben.