Im Berufungsverfahrens des Bremer Pastors Olaf Latzel hat das Landgericht Bremen den umstrittenen evangelischen Theologen vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen. Latzel war im November 2020 in erster Instanz wegen homophober Volksverhetzung verurteilt worden. 

Nach drei Verhandlungstagen schloss sich die Kammer der Forderung der Verteidigung an und kippte das Urteil. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bestätigung des Schuldspruchs Bremer Amtsgerichts gefordert.

Aussagen sollen unter Religionsfreiheit fallen

Das Gericht sah es nicht als erwiesen an, dass sich der 54-jährige Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde in einem auf Youtube veröffentlichten Eheseminar homosexuellenfeindlich und volksverhetzend geäußert hat. Latzel habe "nicht vorsätzlich gehandelt" und mit seinen Worten gesellschaftliche Konzepte angegriffen, nicht konkrete Menschen, heißt es in der Urteilsbegründung.

Er stachele damit nicht zum Hass auf. Seine Aussagen seien mit einer "strengen Auslegung" der Bibel vereinbar und fielen damit unter die Religionsfreiheit.

Gegen Homosexualität, nicht gegen Homosexuelle

Das Bremer Amtsgericht hingegen hatte es in erster Instanz als erwiesen angesehen, dass Latzel in einem Monate später online gestellten Eheseminar zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt hatte. 

Der Pastor hatte sich demzufolge im Oktober 2019 in einer "biblischen Fahrschule zur Ehe" vor 30 Paaren geäußert, ein Mitschnitt wurde im Gerichtssaal abgespielt. Latzel hatte unter anderem gesagt, Homosexualität sei eine "Degenerationsform von Gesellschaft".

Er sprach von einer "Homolobby":

"Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day. Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch."

Latzel spricht von "Missverständnis"

Wie schon in der ersten Instanz entschuldigte sich Latzel auch vor dem Landgericht für "missverständliche" Formulierungen und erklärte: "Homosexuelle Menschen gehören ganz selbstverständlich zu unserer Gemeinde."

Er sehe sich aber an das Wort Gottes gebunden, das Homosexualität verurteile. Die Bibel sei eine Gebrauchsanweisung für das Leben. Eine theologische Studie kam 2021 allerdings zu dem Ergebnis, dass die Bibel Homosexualität nicht verurteile.