Der Tod eines Kindes gehört zu dem Schwersten, was Menschen durchmachen müssen. Er ist mit unvorstellbarem Leid verbunden und stürzt nicht nur die Eltern, sondern auch das gesamte soziale Umfeld in eine tiefe Krise.

Dies gilt in besonderer Weise auch für den Verlust eines sogenannten Sternenkindes, das vor, während oder nach der Geburt mit weniger als 500 Gramm oder vor der 24. Schwangerschaftswoche verstorben ist. Lange Zeit wurde der Verlust eines Sternenkindes totgeschwiegen und die Mütter mit ihrer Trauer alleine gelassen, weil man davon ausging, die Mütter würden traumatisiert, wenn sie ihr vor oder nach der Geburt verstorbenes Kind sehen oder gar berühren. Damit ist heute endlich Schluss – auch wenn der Tod eines solchen Kindes oft noch immer zu den Tabuthemen unserer Gesellschaft gehört.

Um dieses Thema mehr in den Fokus zu rücken und der Öffentlichkeit näherzubringen, holte die Stadtkirchengemeinde Bayreuth auf Initiative von Pfarrerin Manja Brall und Familientrauerbegleiterin Melanie Hader in Zusammenarbeit mit der Bayreuther Klinikseelsorge und der Gruppe "Verwaiste Eltern Bayreuth und Region" eine Wanderausstellung der Universitätsklinik Erlangen unter dem Titel "Tod am Anfang des Lebens".

Darüber reden und verstanden werden

Sie soll sensibel über das Thema informieren, verwaisten Eltern Hilfestellungen geben und Möglichkeiten der Trauerbewältigung aufzeigen. Sowohl Pfarrerin Manja Brall als auch ihre Mitstreiterin Melanie Hader sind selbst betroffen und wissen nur allzu gut, was Eltern, die gerade ihr Kind vor oder nach der Geburt verloren haben, durchmachen und was sie brauchen.

"Ich habe im vergangenen Jahr selbst ein Kind verloren und meine Hebamme hat mir den Kontakt zur Selbsthilfegruppe 'Verwaiste Eltern Bayreuth und Region' hergestellt", erzählt Manja Brall, "dann habe ich mich mit Melanie Hader im Hofgarten zum Spazierengehen getroffen und war froh, dass ich meine ganze noch frische Geschichte erzählen konnte und mich richtig verstanden und auch getröstet gefühlt habe."

Bald entstand dann die Idee, eine eigene Gruppe für Eltern von Sternenkindern zu gründen, die sich seither einmal pro Monat trifft. Dort finden betroffene Mütter und Väter Zuspruch, Trost und Unterstützung in ihrer Trauer.

Eltern schreiben Briefe an ihre verstorbenen Kinder

Die Angebote sind vielfältig und reichen von Einzelgesprächen und Gesprächen in der Gruppe über die individuelle Gestaltung von Kerzen mit dem Namen des jeweiligen Kindes bis hin zu anderen gestalterischen Angeboten zur Auseinandersetzung mit der Trauer. Jährlich am zweiten Advent findet ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt, bei dem auch persönliche Beiträge, wie Gebete, Texte oder Gedichte, Raum finden. Als Pfarrerin Manja Brall und ihr Mann Carsten, evangelischer Pfarrer an der Stadtkirche Heilig Dreifaltigkeit in Bayreuth, auf die Wanderausstellung aufmerksam wurden, zögerten sie nicht lange und holten die Ausstellungstafeln in die Bayreuther Stadtkirche.

Auf großen eingerahmten Plakaten informiert die Ausstellung umfassend und sensibel über das Thema Sternenkinder. Die Bayreuther Veranstalter haben die Ausstellung noch ergänzt, um den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit einer aktiven Beteiligung zu geben. So gibt es zwei Glasvitrinen, in denen neben ganz kleinen Anziehsachen und Nestchen, Kerzen und Kärtchen auch bemalte Steine und ein kleiner Holzsarg zu sehen sind, sowie eine Station, an der Kerzen mit Namen des jeweiligen verstorbenen Kindes beschriftet werden können.

Gut sichtbar im Eingangsbereich der Ausstellung befindet sich ein sogenannter Schmetterlingsbriefkasten. Hier können die Eltern Briefe an ihre verstorbenen Kinder schreiben und sie in den Briefkasten stecken. Diese Briefe werden schließlich – selbstverständlich ungelesen – dem kleinen Kindersarg beigelegt, der bei einer Sammelbestattung im Sternenkindergrab mit Gedenkstätte auf dem Bayreuther Stadtfriedhof bestattet wird. Manja Brall und Melanie Hader tragen sich auch mit dem Gedanken, einen solchen Schmetterlingsbriefkasten am Sternenkindergrab und in der Bayreuther Frauenklinik aufzustellen.

Raus aus der Tabuzone

An Ideen mangelt es den beiden jedenfalls nicht – denn ihnen gemeinsam ist der Wunsch, das Thema Sternenkinder aus der Tabuzone zu holen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neben der Ausstellung hilft dabei sicher nicht zuletzt auch die Beteiligung am weltweiten Gedenktag am zweiten Sonntag im Dezember, an dem Familien auf der ganzen Welt um 19 Uhr eine brennende Kerze ins Fenster stellen. Durch die Zeitverschiebungen ergibt sich so eine Lichterwelle, die einmal um die ganze Erde wandert und an jene Kinder erinnern soll, die so früh verstorben sind.

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