Geschenkt - Umsonst

Ich werde das nie vergessen: Augenblicke, in denen das Leben jubiliert und leuchtet, in denen man das Leben selbst in den Armen hält. Ich war auch einmal dabei, um genau zu sein fünfmal. Das kleine, neugeborene Kind auf meinem Arm, so zart, so weich, die kleinen Finger, die Stupsnase, die großen Augen – was für ein Wunder. Augenblicke, die mein Leben verändert haben. Augenblicke - in denen Gott so nah ist wie ein Kind auf meinem Arm.  Wertvoll sind solche Augenblicke. Sie machen mein Leben leuchtend und schön, dass ich es bis in die Fingerspitzen fühle.

Mein Kind, schau dich um, hör dich um: Das alles ist für dich: Die Sonne, die Wolken, das Gezwitscherter der Vögel, die Regentropfen, die an das Fenster klatschen – alles für dich und umsonst. Einfach nur Geschenk, so wie du auch. Nichts von alledem musst du dir verdienen oder erarbeiten. Es ist einfach da: Die Luft, die du atmest, das Wasser, das du trinkst, die Milch, die dich nährt – umsonst.

Und dieses "Umsonst", man kann‘s kaum glauben, gilt nicht nur diesem kleinen Kind, sondern allen Menschen. So steht es in der Bibel, vom Propheten Jesaja vor langer Zeit aufgeschrieben und heute noch gültig wie damals:

Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!

Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.

Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!

Oh ja – umsonst – das hören wir schon gerne, aber wir trauen dem nicht so recht. Umsonst – das kann nicht viel wert sein. Irgendwann kommt schon die Rechnung. Alles hat seinen Preis. Im Leben wird einem nichts geschenkt. Man muss doch schließlich für alles bezahlen. Man muss Leistung bringen für das, was man vom Leben erwartet, für seine Träume, Träume vom Glück, von einem schönen, leidfreien Leben. Und aus lauter Angst, wir könnten irgendetwas verpassen, wir könnten zu kurz kommen, werden wir zu Krämerseelen und Pfennigfuchsern. Rechnen ständig nach und zählen zusammen: Was bringt es mir, wenn ich etwas abgebe zum Beispiel von meiner Zeit, von meiner Liebe – was bekomme ich heraus, wie zahlt sich das aus? So wird es uns eingehämmert, täglich und geschickt. Es gibt fast keine Nachrichtensendung mehr ohne Hinweis auf Aktienkurse, Banken, Geldgeschäfte und Finanzkrisen. Und in einer Werbeanzeige ist zu lesen: Denken Sie doch einmal an sich. Das klingt wie der Aufruf zur Selbstbesinnung, gemeint aber ist: Kauf dir ein neues Kleid, einen neuen Mantel, neue Schuhe und was noch alles. Leg dein Geld gut an und manche bringen es in die Schweiz oder in andere Länder. Dieses und jenes musst du haben, obwohl die Schränke und Regale schon überquellen. Ich frage mich schon: Ist es das, was mein Leben reich macht? Kann ich davon gut leben? Macht mich das alles satt? Und so fragt uns auch Jesaja: Warum zahlt ihr Geld für das, was kein Brot ist und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht?

Alles wird vermarktet – die Sehnsucht, auch die Religion: Seminare über Glück und Selbstverwirklichung, schau nur hin was alles angeboten wird auf dem Markt der religiösen Möglichkeiten. Man kann sich schier verzetteln und verlieren, wird aufgesogen von den tausend Dingen und Parolen, die ständig auf uns einprasseln. Deshalb gibt es ja auch so viele Aufrufe: "Finde Deine Mitte", "Geh nach innen", "komm zu dir selbst". Freie Auswahl: Hier mal nippen, dort mal kosten. Auch wenn’s Geld kostet. Da gibt einer locker einmal 300 Euro und mehr am Wochenende aus.  Das goldene Kalb ließen sich die Israeliten viel kosten – nicht nur an Gold, sondern auch an Freiheit und Vertrauen, ja sie hätten da den lebendigen Gott geopfert.

Und wieder höre ich diese Stimme des Propheten Jesaja: Warum zahlt ihr Geld für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Kommt lieber zu mir – bei mir ist alles umsonst.

Umsonst – sich etwas schenken lassen – damit tun wir uns dann doch schwer – wir Franken ganz besonders: Das machen wir schon wieder gleich, heißt es da, nur keinem etwas schuldig bleiben. Ich war bei denen zur Hochzeit eingeladen, also muss ich sie zu meiner auch wieder einladen. Weihnachten, Geburtstage, Jubiläen als Tauschmarkt, um alles gleich zu machen, um nur ja nicht in jemandes Schuld zu stehen. Was für ein Rechnen und Zählen, kein Wunder, dass manche denken, Gottes Liebe kann auch nur erkauft werden. Da heißt es dann: Du findest Gott nur, wenn du ihn suchst. Du musst dich anstrengen. Alles hat schließlich seinen Preis.

Aber Gott hat keinen Preis. Geschenkt, sagt er, umsonst. Er, der der Allmächtige und der Ewige genannt wird, heißt auch der Freigebige, der Schenkende.

Einmal wird uns gewiss

die Rechnung präsentiert

für den Sonnenschein

und das Rauschen der Blätter,

die sanften Maiglöckchen

und die dunklen Tannen,

für den Schnee und den Wind,

den Vogelflug und das Gras

und die Schmetterlinge,

für die Luft,

die wir geatmet haben,

und den Blick auf die Sterne

und für alle Tage,

die Abende und die Nächte.

Einmal wird es Zeit,

dass wir aufbrechen und bezahlen.

Bitte die Rechnung.

Doch wir haben sie

ohne den Wirt gemacht:

Ich habe euch eingeladen,

sagt der und lacht,

soweit die Erde reicht:

Es war mir ein Vergnügen![1]

Zu viel

Es ist zu viel – merkwürdig, wie gut dieser Satz für das Leben in unserem reichen Land passt. Merkwürdig, dass er immer stimmt, wenn ich an mein Leben denke. Ich schaue in meinen Kleiderschrank – eindeutig zu viel. In Deutschland hängen eine Milliarde Kleidungsstücke ungetragen in Schränken, meine sind dabei. Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2014 hat sich der Kauf von Kleidungsstücken in Deutschland verdoppelt. Und mir kommt der Satz in den Sinn, den ich einmal sehr betroffen gelesen habe: Haben und nicht benötigen, ist Diebstahl. Ich schaue in meinen Einkaufskorb oder in meinen Kühlschrank und weiß, dass in Deutschland – nach einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft – 4,4 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich im Abfall landen. Und wieder dieser Satz: Immer mehr kaufen und besitzen, was man nicht benötigt, ist Diebstahl. Und nun könnte ich immer so weiter aufzählen, was unter dem Stichwort "zu viel" anzuführen wäre: Ich schaue auf meinen Schreibtisch: Zu viel Arbeit. Und dann denke ich wieder an die freie Zeit, zu viel, was ich  da alles unterbringen möchte. Ich schaue auf mein Auto: Zu viele Kilometer gefahren, ich denke an den Urlaub: Zu viele Flüge, zu viele Kreuzfahrten. Zwei Grad Erderwärmung - einfach zu viel. Die Frage ist: warum werde ich nicht satt?

Längst wissen wir, dass man am Überfluss ersticken kann. Wenn wir alle Möglichkeiten nutzen, die wir haben, ertrinkt unsere Seele in der Fülle der Möglichkeiten. Wir verlernen zu unterscheiden, was ist wichtig und was ist unwichtig. Wir verlieren unseren Bezug zu den Dingen, wenn wir die Welt nur noch wie ein Warenhaus ansehen.  Zu viel bedeutet dann auch zu wenig: Zu wenig Lebensqualität, zu wenig Nachdenken, zu wenig Ruhe, zu wenig Beziehung zur Natur und zu den Menschen, zu wenig Sinn, zu wenig Gott.

Es klingt verrückt, wenn der Prophet Jesaja im Auftrag Gottes lebenswichtige Dinge gratis anbietet: Wasser, Brot, Wein. Unser Markt hat andere Gesetze: Er muss wachsen, immer mehr und immer mehr. Ob man das alles braucht, spielt keine Rolle. Wir leben von der Illusion, nur mit Wachstum ließe sich gut und im Wohlstand leben.

Das flüstert uns die Werbung ein an jeder Ecke, in jeder Zeitung, in all den Werbespots. Man kann, so habe ich gelesen, sogar seine Stirn als Werbefläche vermieten. Eine Fluggesellschaft in Neuseeland bietet Ihnen rund 500 €, wenn Sie sich einen Werbeschriftzug auf die Stirn tätowieren lassen. "Warum werde ich nicht satt?", so heißt es in dem Lied der deutschen Punkband "Die Toten Hosen". Ganz einfach: du sollst gar nicht satt werden, sonst bricht der Markt ein. Dabei wissen wir doch längst, was wir alles nicht brauchen.

In einem Hafen liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein Tourist kommt hinzu und spricht ihn an: "Sie werden heute einen guten Fang machen." Kopfschütteln des Fischers. "Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist." Kopfschütteln des Fischers. "Sie werden nicht mehr ausfahren?" Die knappe Antwort: "Ich bin heute Morgen schon ausgefahren." "Aber wenn Sie heute ein zweites, drittes, vielleicht sogar viertes Mal ausführen, würden sie drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen." Der Fischer nickt. Der Tourist fährt fort: "Sie würden nicht nur heute, sondern an jedem günstigen Tag zwei –, dreimal, vielleicht viermal ausfahren – wissen Sie, was geschehen würde?" Der Fischer schüttelt den Kopf. "In einem Jahr könnten Sie einen Motor kaufen, in drei oder vier Jahren vielleicht einen kleinen Kutter haben, ein Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik. Sie könnten ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer direkt ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren – und dann…", Dem Fremden verschlägt es vor Begeisterung die Sprache. Etwas stiller fährt er fort: "Dann könnten sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen – und auf das herrliche Meer blicken." "Das tue ich ja jetzt schon", sagt der Fischer und schließt langsam wieder die Augen.[2]

Zu wenig

Das "zu viel" hat auch eine Kehr- und Schattenseite und die heißt "zu wenig". Und beides hängt untrennbar zusammen. Wie mag das Angebot Gottes wohl in den Ohren der Ärmsten der Armen klingen, wenn Jesaja in die Welt ruft: Alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld umsonst Wein und Milch! Ich sehe vor mir eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Arm - irgendwo in einem der vielen Elendsvierteln der Welt. Ganz besorgt ist sie um ihr Kind wie so viele Mütter und Väter dieser Welt. Sorgenvoll schauen sie in die Zukunft. Können sie auch sagen: Schau her, das ist alles für dich – umsonst. Oder sind ihre Gedanken eher so:  Für dich wird es nicht genügend Brot geben, das essen andere. Und wer weiß, wie lange die Milch deiner Mutter reicht. Du wirst oft genug durstig bleiben oder Wasser aus fauligen Tümpeln schöpfen müssen. Und Wein – verbunden mit Freude an diesem Leben – wirst du nicht schmecken. Zu wenig zum Leben – das hängt untrennbar zusammen mit dem "zu viel" zum Leben.

Der ehemalige US Präsident Eisenhower hat vor über 60 Jahren folgendes gesagt und es hat an Aktualität nichts verloren:

Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.[3]

Die offensichtliche Armut, in der Hunger und Durst die täglichen Folterknechte sind, ist schrecklich. Es ist nicht die einzige. Es gibt noch eine weitere Art von Armut, nicht unbedingt von existenzieller Art wie in den Hungergebieten dieser Welt. Manche beschreiben sie mit dem Satz: "Zu wenig zum Leben zu viel zum Sterben". Diese Art von Armut ist in den reichen Ländern zu finden, auch bei uns. Ich denke jetzt an die Obdachlosen und Flaschensammler oder die Bettler, die in unserem reichen Land vor den vollen Kaufhäusern sitzen. Ich denke an die, deren geringes Einkommen sie vieler Möglichkeiten beraubt, die für die meisten ganz selbstverständlich sind, Zu wenig Bildungschancen, zu wenig Mittel, sich am kulturellen und gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, zu engen Wohnraum, zu wenig Rente, zu wenig Geld für gesundes Essen und mit alldem verbunden geringes soziales Ansehen und kaum eine Chance, das zu verbessern. Die Armutsquote in Deutschland ist gestiegen, um gut ein Prozent auf rund 16,8 %. Das heißt ungefähr jeder sechste Mensch in Deutschland verfügt über weniger als 60 % des deutschen Durchschnittseinkommens.

Es gibt noch eine dritte Art von Armut. Man kann so unendlich reich sein und doch so arm.  Es ist schon eigenartig: In einer Welt, die zählt und wiegt und rechnet, die hinter Besitztümern herjagt wie der Teufel hinter der Seele, da übersieht man, was das Leben wirklich ausmacht und wir nehmen die ganze Schönheit nicht wahr: Das Vogelgezwitscher am frühen Morgen, die Sonne, die auf meine Haut scheint, der Mensch, der mich in den Arm nimmt, das liebe Wort, das einer zu mir sagt. Die kostbarsten Dinge haben kein Preisschild. Kommt, kauft umsonst, nehmt, sagt Gott. Wenn das Evangelium dich trifft, du es hörst und es dich glücklich macht – was kannst du da anders als es annehmen und dich von ganzem Herzen darüber freuen. Wenn du Brot und Wein empfängst und darin die Gemeinschaft mit unserem Herrn, was kannst du anders als vor Freude singen und ihn loben. Wenn Wasser und Wort dir sagen: Du bist mein Kind, mein geliebtes Kind und Jesu Bruder oder Schwester – was willst du anderes tun als dankbar annehmen. Freilich, das weiß ich schon auch, satt werden wir davon nicht. Und wer Hunger hat und dem das Allernötigste zum Leben fehlt, dem fällt es schwer die Schönheit dieses Lebens zu hören und zu sehen. Aber ich bin überzeugt davon: Wenn wir alle mehr begreifen würden, was wir alles umsonst bekommen, dann wären wir viel großzügiger und es wäre uns eine Herzensangelegenheit, dass viele, dass alle satt werden. Darum spricht Gott zu uns: Hört auf mich, so werdet ihr leben und glauben und hoffen und lieben. Ohne Gott ist das Zuviel zu wenig. Mit Gott ist das Wenige unendlich viel.

Alles und Alle

Ich habe meine Aufgabe als Pfarrer immer darin gesehen, die Sehnsucht nach dem wahren Leben zu wecken. Es gelingt mir oft nur schlecht, besonders in Zeiten der Kargheit und Not, der Krankheit und des Todes. Wenn ich an einem Krankenbett stehe und es fehlen mir die Worte, jeder Trost klingt so kläglich oder wenn ich dem jungen Mann, der mir so deprimierend von seinem Leben erzählt, der sich so verzweifelt nach dem wahren Leben sehnt, nicht helfen kann, oder wenn ich frühmorgens seufzend an meinem Schreibtisch sitze und nicht weiß, wie ich die Arbeit dieses Tages schaffen soll, dann, ja dann habe ich es besonders nötig diese Stimme zu hören, die mich aus meiner Verzagtheit und Leere herausholt. Die um mich wirbt wie ein Marktschreier: "Was du brauchst, ist umsonst. Hör darauf, so wirst du leben." Es ist Gott selbst, der mich zum Leben führt, - mein Schöpfer. Die Bibel schildert uns einen einladenden Gott und ich erinnere mich an das Versprechen, das Jesus uns gegeben hat:

"Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Mt 11,28)

Was für eine Einladung! Was für ein Gastgeber! Er wirbt darum, dass wir dieses Leben genießen. Er sagt: Schau hin, hör hin: Das ist alles für dich. Er schenkt uns voll ein: Gutes und Barmherzigkeit. Die Fülle des Lebens ist bei ihm zu finden. Die Sehnsucht nach dem wahren Leben wird bei ihm gestillt - ohne jede Vorleistung, einfach so – umsonst. Was für eine frohe Botschaft. Man könnte einwenden: Das ist doch nur ein Traum, das ist eine Beschreibung des Himmels, hier auf dieser Erde sieht es ganz anders aus. Aber so einfach lässt sich Gott nicht in den Himmel abschieben. Nicht wie der reiche Kornbauer, der sammelt und sammelt und denkt: "Dann, wenn ich genügend habe, werde ich das Leben genießen." Nein, jetzt ist der Augenblick, jetzt ist die Zeit, jetzt sollst du dich an diesem Leben erfreuen und genießen: Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.

Einmal hatte ich drei Wünsche frei.

Ich brauche nur einen einzigen, entgegnete ich mutig.

Ich will alles.

Dafür, sagte der Engel, bin ich nicht zuständig

und verwies mich an Gott.

Wie klein ist ein Wunsch, fand Gott

und gab mir mehr als alles.[4]

Eingeladen sind alle. Das ist der große Traum, den uns die Bibel erzählt. Keiner wird ausgeschlossen und alle sind unterwegs und folgen dieser Einladung. Alle Völker, so ruft es uns der Prophet Jesaja im Namen Gottes zu (Jes.55,5). Wie wäre es bei solch einem Gastgeber auch anders denkbar. Ich sehe sie alle herbeiströmen. Keiner nimmt Anstoß daran, ob jemand ein Kopftuch oder eine Kippa trägt, ob jemand eine schwarze oder eine weiße Hautfarbe hat, ob jemand humpelt oder rennt - es sind einfach alle unterwegs. Ja, so muss der Himmel sein. Und manchmal, manchmal gelingt das schon hier bei uns, ein Stück vom Himmel. Ich sehe diesen Zug, diese Völkerwallfahrt, ich höre sie singen: Gott ist alles in allem für alle. Ich höre sie singen.