In einer Vitrine im Jüdischen Museum Franken in Fürth hängt eine dunkelgrüne Christbaumkugel. Auf ihr zu sehen ist ein goldener Kerzenständer, an dem keine vier Advents-, sondern neun Chanukka-Kerzen brennen. Das jüdische Lichterfest beginnt in diesem Jahr am 7. Dezember und dauert acht Tage.

Chanukka soll die Freude darüber ausdrücken, dass das Licht die Dunkelheit vertreibt. Historischer Hintergrund ist die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) nach dem Makkabäeraufstand der Juden Judäas gegen hellenisierte Juden und Seleukiden.

Manche Jüdinnen feiern Weihnachten und Chanukka zusammen

Gestiftet wurde die Weihnukka-Kugel, ein Kofferwort aus Weihnachten und Chanukka, von der Nürnberger SPD-Stadträtin Diana Liberova. "Manche säkulare Jüdinnen und Juden feiern als Reaktion auf die christlich dominierte Mehrheitsgesellschaft oder die eigene interreligiöse Zusammensetzung ihrer Familie beide Feste zusammen", schreibt sie für das Museum.

"Das ist ein schönes Symbol dafür, dass keine Religion hermetisch von ihrer Umwelt abgeriegelt ist, sondern dass es auch zu Adaptionen und Vermischungen kommt",

sagt Kuratorin Alisha Meininghaus. Sie hat die Ausstellung "Lebkuchen und Davidstern" zusammen mit Schülerinnen und Schülern eines P-Seminars des Hans-Sachs-Gymnasiums in Nürnberg und ihrem Lehrer Markus Sternecker konzipiert.

Schüler*innen wollen aktuelles Judentum zeigen

"Die Schüler haben selbst entschieden, dass sie in ihrer Ausstellung das aktuelle Judentum in Nürnberg zeigen wollen", erzählt Meininghaus. Dafür haben die jungen Menschen Interviews mit Stadträtin Diana Liberova, dem Rabbiner Steven Langnas, der Psychologin Esther Hadar, dem Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde, Yonathan Amrani, und Schülern des Gymnasiums geführt. In einem Zeitstrahl wurden wichtige positive sowie negative oder katastrophale Ereignisse in der jüdischen Geschichte Nürnbergs gesammelt. Anderthalb Jahre hat das Projekt gedauert, dessen Ergebnis in einem eigenen Raum des Museums ausgestellt ist.

Die Objekte, die das heutige jüdische Leben veranschaulichen, stammen von den Interviewpartnerinnen und -partnern. Schüler Jonathan hat sich dafür von einem liebgewonnenen lila T-Shirt getrennt. "Don't Stop Believing" steht in großen gelben Buchstaben darauf - das Motto der Jewrovision 2023 in Frankfurt, dem größten Musik- und Tanzwettbewerb jüdischer Jugendzentren in Deutschland, bei dem Jonathan mitgemacht hat.

Der Lulav meines Vaters

Ein traditionelleres Ausstellungsstück ist der Lulav, den Kantor Yonathan Amrani zur Ausstellung beigesteuert hat. Dieser Feststrauß wird zum Laubhüttenfest geschwenkt, zusammen mit einer Zitrusfrucht, der Etrog. Der Strauß besteht aus einem Palmzweig, drei Myrtenzweigen und zwei Bachweidenzweigen und "wird in alle Himmelsrichtungen geschüttelt, wenn um Regen gebetet wird", schreibt Amrani. Extra für die Ausstellung hat er auch das Gedicht "Der Lulav meines Vaters" geschrieben.

Alisha Meininghaus freut sich über die vielfältigen und persönlichen Einblicke, die die Museumsbesucher bekommen. "Unsere Museumsstücke in der Dauerausstellung fokussieren sich eher auf die Geschichte und sind meistens älter. Hier haben wir das aktuelle Zeitgeschehen mit dabei und Menschen, mit denen man noch sprechen kann." Oder deren Lieblingsrezepte man einfach mit nach Hause nimmt. Auf einem Tisch neben dem Gästebuch warten Rezeptkarten auf Köchinnen und Köche, die sich an jüdisch-israelischer Küche versuchen wollen. Darunter gehackter Hering auf Weißbrot oder Sabich, ein Sandwich aus Pitabrot, gefüllt mit frittierter Aubergine, Gurken, Tomaten und gekochtem Ei.

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