Wie steht Christian Lindner, FDP-Chef und bis vor kurzem Bundesfinanzminister, zu Kirche und Glaube?
Kein "harter Atheist oder Kirchenfeind"
Christian Lindner, 1979 in Wuppertal geboren, ist in einer katholischen Familie aufgewachsen und zur Erstkommunion gegangen, aber mit 18 Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten. Er sei kein "harter Atheist oder gar Kirchenfeind" hat er 2019 in im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" bekannt, gehe aber auch nicht "einmal im Jahr pro forma in die Christmette, das brauche ich nicht."
An ein Leben nach dem Tod glaube er nicht. "Ich würde mich über eine positive Überraschung nach dem Tod freuen. Sollte es keine geben, stört's mich auch nicht mehr."
Wie alle seine FDP-Kollegen leistete der neue Finanzminister seinen Amtseid gleichwohl mit der Formel "So wahr mir Gott helfe".
Funktionales Verständnis von Religion
Religion und damit auch die Kirchen seien wertvoll für die Gesellschaft als "eine Quelle für Zusammenhalt, Sinn und Wertvorstellungen". Bei der Frage nach dem Kopftuch muslimischer Lehrerinnen oder Beamtinnen sieht Lindner eine "Pflicht zur Zurückhaltung" bei den Betroffenen. Das Kopftuch für Schülerinnen sei dagegen "eine Frage der Religionsfreiheit, die man staatlicherseits nicht einschränken" könne.
Jede Form der Symbolpolitik mit religiösen Zeichen halte er für gefährlich. Bestehendes – etwa das Kreuz in einem Gerichtssaal – könne bestehen bleiben. Den bayerischen Kreuzerlass hält Lindner für eine verlagerte Symboldebatte:
"Es gibt eine identitäre Konfliktlinie in der Gesellschaft, die durch die Migrationsfrage offenbar geworden ist. Und statt die Migrationsfrage einfach zu lösen, durch ein weltoffenes, zugleich steuerndes Einwanderungsgesetz, werden andere Fragen kompensatorisch hochgezogen."
Lindner tritt für eine Stärkung säkularer oder liberaler Muslime ein. In den Fragen des Lebensschutzes oder der Sterbehilfe vertritt Lindner wie seine Partei eine liberale Haltung.