Geschenk "aus heiterem Himmel"

Manchmal sind es Dinge, die aus heiterem Himmel geschehen, die hoffen lassen. Der Regensburger Krippenvereinsvorsitzende Franz Glas fand im Frühjahr vor der Haustür einen unscheinbaren Karton. Als Erstes habe er an den Paketdienst gedacht, berichtet er: "Das Päckchen hätte von der Post sein können, sodass ich es mit in die Wohnung nahm - ohne mir Gedanken über die anonyme Sendung zu machen." Er öffnete den Karton - und staunte. Auf einem Zettel stand:

"Handgemacht und mit Liebe geschenkt."

Darunter lagen Krippenfiguren. Diese sind nun bis 6. Januar beim Regensburger Krippenweg zu sehen.

Neue Figuren für den Regensburger Krippenweg

Es sind prunkvolle Figuren, aus edlen Stoffen gemacht, mit Strass besetzt und von Brokat gesäumt. Kein Absender, kein Name, keine Erklärung.

"Die Figuren selbst waren in einem guten Zustand, schöne Stoffe, nichts beschmutzt oder beschädigt, nichts musste repariert werden", berichtet Glas.

Nach ein paar Tagen kam ihm die Idee, dass er daraus eine Krippe für den Regensburger Krippenweg machen könnte, der in der Stadtbibliothek zu sehen ist. Auf dem Dachboden fand der passionierte Krippensammler einen einfachen Holzstall, in den er die Figuren probeweise hineinlegte, um dann festzustellen: "Es passte. Die Figuren und ihre neue Herberge ergänzten sich wunderbar."

Dargestellt ist die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Deren Mäntel sind in Rot, Gelb und Violett gestaltet, sie tragen goldfarbene Kronen. Die drei Weisen aus dem Morgenland blicken in den ärmlichen Stall. Sie finden Maria, Josef und das Kind vor. Während Maria ein rotes Tuch trägt, ist Josef in Filz gekleidet, das Kind in der Krippe in weiße Windeln gewickelt. Als Köpfe haben die Figuren nur eine Holzkugel.

"Das heißt, sie sind gesichtslos: Jeder kann sich selbst darin wiederfinden", sagt Glas, dem gerade das gefällt.

Die "Findelkrippe" ein kleines Weihnachtswunder

Zusammen mit seiner Frau habe er überlegt, was mit der Krippe zu geschehen habe.

Die Stofffiguren waren abgegeben worden "wie ein Kind, das in einer Babyklappe landet, wie ein Findelkind", sagt Glas und nennt sie deshalb "Findelkrippe".

Das sei zwar kein historischer Begriff, aber nachdem sie weder Adresse noch Telefonnummer von dem Spender hatten, hielten sie den Namen für sinnvoll. Seit Kindesbeinen ist Glas beim Krippenverein und seit acht Jahren arbeitet er ehrenamtlich als dessen Vorsitzender, aber so etwas habe er noch nicht erlebt, deshalb sei es für ihn "wie ein Weihnachtswunder".

Vielleicht melde sich der- oder diejenige, die den Krippenverein beschenkt haben, "dann könnte man zumindest ein Gespräch führen und wüsste, woher die Figuren kommen", sagt Glas. Denn das wäre sein größter Wunsch. "Es muss jemand sein, der meine Adresse kennt. Lassen wir uns überraschen, vielleicht erhalten wir eine Meldung."

Eine Krippe aus Liebe gebaut

Glas hat schon viele Krippen gesehen, historische, aus aller Herren Länder, kunstvoll gestaltet. In seinen Augen hat diese Krippe, die nun als Kinderkrippe in der Stadtbibliothek ausgestellt ist, einen besonderen Wert.

"Eine Krippe lässt sich nicht in Euro beziffern, sondern, dass sie aus Liebe gebaut wurde, das drückt für mich den Sinn der Krippe aus."

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