Lutheraner aus aller Welt treffen sich im überwiegend katholischen Polen. Die 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 13. bis 19. September in Krakau ist das höchste Entscheidungsgremium der weltweiten Gemeinschaft von lutherischen Christen aus rund 100 Ländern. Sie findet nur alle sieben Jahre statt, zuletzt in Kanada (2003), Deutschland (2010) und Namibia (2107). Dazu werden bis zu tausend Teilnehmer erwartet.

Die Internationalität der Versammlung zeigt sich in den fünf Tagungssprachen Spanisch, Englisch, Französisch, Polnisch und Deutsch. Die rund 150 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbunds vertreten mehr als 77 Millionen Menschen. Gastgeberin des Gipfels in Krakau ist die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen, Gründungsmitglied des LWB im Jahr 1947.

Katholiken und Lutheraner legen "Gemeinsames Wort" vor

Dienstag, 19. September 2023: Der "Ökumene-Minister" des Papstes, Kardinal Kurt Koch, und die Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes (LWB), Anne Burghardt, haben die Gemeinsamkeiten von Katholiken und Lutheranern betont. Zum Abschluss der 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Dienstag in Krakau legten sie ein "Gemeinsames Wort" vor, das die ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen weiter stärken soll.

Koch sagte zu den Delegierten: "Liebe Schwestern und Brüder, wir brauchen einander, um miteinander erinnern zu können, aber auch, um miteinander die notvollen Ereignisse der Vergangenheit überlassen zu dürfen." Koch nannte als Beispiel der ökumenischen Verbundenheit "unsere Heilige Taufe", sie sei Sakrament der Rechtfertigung und der Einheit. Der Schweizer Theologe betonte, dass "heilvolles Erinnern" den ökumenischen Dialog auch weiterhin befruchten und inspirieren werde.

Mit Blick auf den 500. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses im Jahr 2030 regten die LWB-Generalsekretärin, die estnische Theologin Burghardt, und Kardinal Koch eine tiefergehende Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Lutheranern an. Als "vorkonfessionelles" Zeugnis für die Einheit der Kirche sei das Augsburgische Bekenntnis nicht nur von historischem Interesse, "vielmehr birgt es in sich ein ökumenisches Potenzial von bleibender Aktualität".

Eine "gemeinsame Reflexion" könne zu einem weiteren "Meilenstein" auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft führen, der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre vergleichbar, heißt es weiter. Papst Franziskus habe ausdrücklich zu einer solchen "gemeinsamen Reflexion" ermutigt. Die "Confessio Augustana", oder auch Augsburger Bekenntnis, aus dem Jahr 1530 war der letzte große Versuch in der Reformationszeit, die Einheit der Kirche zu retten.

Nach rund 30-jährigem Dialog hatten Lutheraner und Katholiken 1999 in einer gemeinsamen Erklärung ihrer früheren gegenseitigen Lehrverurteilungen aufgehoben. Die verbleibenden Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken in der Rechtfertigungslehre gelten in der ökumenischen Theologie seitdem als nicht mehr kirchentrennend.

Die Exkommunikation Martin Luthers (1483-1546) im 16. Jahrhundert stelle für manche bis heute einen Stein des Anstoßes dar, heißt es in dem "Gemeinsamen Wort" weiter: "Sie behauptet ihren Platz im konfessionellen Gedächtnis, auch wenn die Exkommunikation mit dem Tod des Reformators längst ihre unmittelbare Wirkung verloren hat und Lutheraner für Katholiken weder Feinde noch Fremde, sondern Schwestern und Brüder sind."

Auf mehr ökumenische Verbundenheit hoffen Burghardt und Koch bereits für das Jahr 2025, wo die Kirchen weltweit zahlreiche Aktivitäten zur 1.700-Jahr-Feier des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahr 325 planen. Das erste ökumenische Konzil war eine Zusammenkunft von Bischöfen in Nizäa, dem heutigen Iznik in der Türkei. Es gilt als der erste Versuch, durch eine Versammlung von Vertretern der gesamten Christenheit Konsens in der Kirche zu erzielen.

Lutheraner verurteilen Gewalt und rufen zum Frieden auf

Dienstag, 19. September 2023: Der Lutherische Weltbund (LWB) hat zum Abschluss seiner 13. Vollversammlung alle Formen der Gewalt verurteilt und zum Frieden aufgerufen. "Wir haben uns in einer Region versammelt, in der der Krieg Russlands gegen die Ukraine Hunderttausende von Toten und Verletzten gefordert hat und Millionen weitere Menschen durch die Kämpfe vertrieben wurden", betonten die Delegierten der 150 Mitgliedskirchen in ihrer Botschaft am Dienstag im polnischen Krakau.

Die Delegierten gedachten auch der Opfer der Konflikte in Äthiopien, Haiti, Jemen, Myanmar, Nigeria, Sudan, Venezuela, im Nahen Osten und anderer Orte. Überall auf der Welt seien die Schreie von Menschen zu hören, die verstümmelt, getötet oder vertrieben würden. Während der Versammlung hatten die Lutheraner das Vernichtungslager Auschwitz besucht, wo die Nazis zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen ermordeten, die meisten davon Juden.

In seiner Botschaft unterstrich der 1947 gegründete Weltbund, dass sich das Böse von Auschwitz nie wiederholen dürfe. "Unser Glaube ruft uns dazu auf, Boten der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung zu sein und denen zur Seite zu stehen, die am verletzlichsten sind", hieß es. Zudem verlangte der Weltbund mehr Klimagerechtigkeit und ein entschlossenes Vorgehen gegen die Erderwärmung.

Delegationsleiter July: Krakau-Gipfel stärkt Lutherischen Weltbund

Dienstag, 19. September 2023: Der Delegationsleiter der deutschen Mitgliedskirchen, Frank Otfried July, hat eine positive Bilanz der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) gezogen. Das Treffen im polnischen Krakau "habe das Gefühl der Zusammengehörigkeit der 150 Mitgliedskirchen gestärkt", sagte der frühere württembergische Landesbischof am Dienstag zum Abschluss der nur alle sechs bis sieben Jahre stattfindenden Tagung dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der neugewählte Präsident des Weltbundes, Henrik Stubkjær aus Dänemark sei ein hervorragender Theologe, Diakoniker und Ökumeniker. July sieht nicht die Gefahr eines nordeuropäischen Übergewichts in der Leitung des Weltbundes. Die seit 2021 amtierende LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt stammt aus Estland. Präsident Stubkjær und Generalsekretärin Burghardt seien in der Lage, die Anliegen der Kirchen aus allen Regionen der Welt zu berücksichtigen. "Das traue ich den beiden ganz klar zu", so July.

Der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des LWB unterstrich, dass bei dem lutherischen Dachverband trotz seiner beiden Führungspersönlichkeiten aus Dänemark und Estland keine Eurozentriertheit vorläge. Die lutherischen Kirchen aus Äthiopien, Tansania oder Indonesien wüchsen stark und agierten mit Selbstbewusstsein. "Die Achse des LWB verschiebt sich in Richtung Süden", hielt July fest. Die vorige LWB-Vollversammlung fand 2017 in Namibia statt.

July betonte, dass eine überzogene "ökumenische Höflichkeit" echte und ehrliche Debatten nicht verhindern dürfte. "Wenn man nur alle sieben Jahre zusammenkommt, muss man kontrovers diskutieren können." Er nannte Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Geschlechter, den Klimawandel und die vielen bewaffneten Konflikte.

Ukrainischer Bischof sieht sein Land im Kampf um Leben und Tod

Montag, 18. September 2023: Die Ukraine befindet sich laut dem lutherischen Bischof Pawlo Schwarz seit dem Beginn des Angriffskrieges Russlands in einem Kampf um Leben und Tod. Es sei nicht abzusehen, wann dieser Kampf enden werde, sagte der ukrainische Bischof während der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Montag im polnischen Krakau.

Der Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine führte aus, dass seine Landsleute nur zwei Optionen hätten. Entweder sie kämpften erfolgreich für ihre Unabhängigkeit oder sie würden zu einem Teil Russlands. Dann müssten auch sie als Krieger für Russlands Imperialismus ins Feld ziehen.

Zwei Bayern gehören neuem LWB-Rat an

Sonntag, 17. September 2023: Zwei bayerische Kirchenvertreter gehören seit diesem Wochenende dem 48-köpfigen Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) an: Jugendvertreter Tim Götz und der Leiter der Abteilung Ökumene und kirchliches Leben im Landeskirchenamt, Oberkirchenrat Michael Martin, wurden von der Vollversammlung in Krakau in den Rat gewählt. Der Rat des LWB ist das höchste Leitungsgremium des LWB zwischen den alle sechs bis sieben Jahre stattfindenden Vollversammlungen.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gratulierte Götz und Martin am Sonntag. Die Wahl in den LWB-Rat sei "eine große Ehre für die beiden gewählten Vertreter aus Bayern". Dies werde "nicht nur dem Lutherischen Weltbund guttun, sondern auch unserer bayerischen Landeskirche". Impulse aus der weltweiten Ökumene böten oft auch "Kraftanstöße" für die Landeskirche.

Der württembergische Alt-Bischof Frank Otfried July gratulierte ebenfalls dem neuen Präsidenten und den neuen Ratsmitgliedern des Lutherischen Weltbundes (LWB) gratuliert. July bezeichnete den neuen LWB-Präsidenten, den dänischen Bischof Henrik Stubkjær, als "klugen Theologen, engagierten Diakoniker und überzeugten Ökumeniker", wie das deutsche LWB-Nationalkomitee am Samstagabend mitteilte.

Bei der Vollversammlung des kirchlichen Dachverbandes im polnischen Krakau hatte am Samstag eine große Mehrheit der Delegierten für den 61-jährigen Bischof von Viborg gestimmt. Für Stubkjær stimmten 274 Delegierte, gegen ihn votierten 26, weitere 18 enthielten sich der Simme. Eine Stimme war ungültig. Die LWB-Mitgliedskirchen repräsentieren mehr als 77 Millionen Christen.

Neben Götz und Martin gehören vier weitere Vertreter aus Deutschland dem LWB-Rat an: Vikarin Charlotte Horn (Württemberg), Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Nordkirche), Dirk Stelter (Hannover) und Synodalpräsidentin Bettina Westfeld (Sachsen).

July sagte in seiner Funktion als Delegationsleiter der deutschen LWB-Mitgliedskirchen, die LWB-Räte übernähmen "eine verantwortungsvolle, aber auch ungemein bereichernde Aufgabe". Er wünsche ihnen, dass "die Vielfalt der Positionen im LWB ein Gewinn für Sie und für Ihre Arbeit sein wird".

 

Tim Götz beim LWB
Tim Götz von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Mitte) mit Elies Tataruch und Sara Śimková. (Archivbild)

Henrik Stubkjaer zum 14. Präsidenten gewählt

Sonntag, 17. September 2023: Die im polnischen Krakau tagende Vollversammlung des kirchlichen Dachverbandes wählte den Bischof von Viborg, Henrik Stubkjær (61), am 16. September zu ihrem 14. Präsidenten. Der LWB umfasst rund 150 Mitgliedskirchen mit mehr als 77 Millionen Gläubigen.

Stubkjær war der einzige Kandidat für die Nachfolge des bisherigen Präsidenten Panti Filibus Musa aus Nigeria. Stubkjær ist seit 2014 der 44. Bischof von Viborg. Er schloss 1990 sein Theologiestudium an der Universität Aarhus ab. Von 1993 bis 1996 war er Vikar der Møllevang-Kirche in Aarhus und Studentenseelsorger an der Universität Aarhus. Von 1996 bis 2005 leitete er das Diakonische Kolleg der Küstenstadt.

Von 2005 bis 2014 amtierte Stubkjæ als Generalsekretär von DanChurchAid, einer humanitären Nichtregierungsorganisation. DanChurchAid ist in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Dänemark verwurzelt und eine Mitgliedsorganisation des kirchlichen Hilfsnetzwerks ACT Alliance. Er war zudem Vorstandsmitglied von ACT Alliance.

Bischof Henrik Stubkjær wurde in Krakau zum 14. Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) gewählt.
Bischof Henrik Stubkjær wurde in Krakau zum 14. Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) gewählt. ^

Mission EineWelt-Direktoren erwarten Impulse von LWB-Vollversammlung

Donnerstag, 14. September 2023: Von der 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau erwarten die Mission EineWelt-Direktoren Gabriele und Hanns Hoerschelmann wichtige Impulse für die Arbeit des internationalen Partnerschaftszentrums der evangelischen Kirche in Bayern. Der LWB bilde den Rahmen der weltweiten Beziehungen, die Mission EineWelt im Auftrag der bayerischen Landeskirche gestalte, sagte Hanns Hoerschelmann laut Mitteilung am Donnerstag.

Die Beschlüsse von Krakau bildeten eine wichtige Grundlage für diese Beziehungen und würden in der konkreten Zusammenarbeit mit den Partnerkirchen mit Leben gefüllt. Es sei eine große Herausforderung, "die Themen und Beschlüsse der Vollversammlung in den kommenden Jahren in unseren eigenen kirchlichen Kontext hier in Bayern hineinzutragen", sagte der Mission EineWelt-Direktor.

Das übergreifende Thema der Vollversammlung "Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung" mache für ihn deutlich, dass es eine Einheit geben könne, "die unsere Verschiedenheiten aushält". "Gerade in Zeiten, in denen populistische Parolen und kriegerische Auseinandersetzungen in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt zu unser Wirklichkeit gehören, braucht es Orte der gelebten Gemeinschaft", sagte Hanns Hoerschelmann.

Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann zeigte sich gespannt darauf, "wie sich die Delegierten zur Klimakrise äußern werden". Bei der Partnerschaftsarbeit von Mission EineWelt werde immer wieder deutlich, in welch großem Ausmaß die Menschen in den Partnerkirchen seit einigen Jahren unter dem Klimawandel litten.

Maria Stettner, Leiterin des Ökumene-Referats der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, regte an, dass der LWB seine nächste Vollversammlung 2030 in Augsburg halten solle. Im Jahr 2030 jährt sich das Augsburger Bekenntnis von 1530 zum 500. Mal. Es wurde zu der zentralen Bekenntnisschrift der protestantischen Kirchen lutherischer Prägung.

Lutheraner-Präsident ruft Kirchen zur Friedensarbeit auf

Mittwoch, 13. September 2023: Der scheidende Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Panti Filibus Musa, hat die Kirchen zu einer verstärkten Friedensarbeit aufgerufen. Angesichts des Angriffskrieges Russlands in der Ukraine und anderer Konflikte sagte der nigerianische Geistliche am Mittwoch in Krakau, die Kirchen müssten notleidenden Menschen helfen und sich für Versöhnung einsetzen.

Der Präsident sprach in der polnischen Stadt zur bei der Eröffnung der 13. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes zu den rund 360 Delegierten. Der Nigerianer führte weiter aus, dass der russische Angriff auf die Ukraine ein "Schock" für ihn und für viele Afrikaner gewesen sei. Es sei ihnen unvorstellbar gewesen, dass in Europa nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs wieder ein Konflikt mit diesen Dimensionen beginnen könne.

Der Krieg zeige die Verletzlichkeit der gesamten menschlichen Familie, so der LWB-Präsident. In einer gespaltenen und zersplitterten Welt sei es wichtig, zusammenzukommen, sich gegenseitig zu unterstützen, Gottesdienst zu feiern, zu beten und zu dienen. Russland hatte im Februar 2022 die Ukraine mit einem großangelegten Angriffskrieg überzogen, die Ukraine und Polen grenzen aneinander.

Der Bischof erinnerte an die humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit des LWB-Weltdienstes. Jedes Jahr bringe der Weltdienst mehr als drei Millionen Menschen Hilfe und Hoffnung. Als weltweite Kirchengemeinschaft dürfte der LWB stolz auf seine geleistete Arbeit sein.

Am Samstag sollen die Delegierten eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten wählen. 

Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes eröffnet

Mittwoch, 13. September 2023: Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Panti Filibus Musa, hat am Mittwoch die Vollversammlung in Krakau eröffnet. Die Lutheraner feierten zum Auftakt ihres siebentägigen Treffens in der polnischen Stadt einen Gottesdienst.

Die Generalsekretärin des Bundes, Anne Burghardt, begrüßte die rund 360 Delegierten aus den verschiedenen Weltregionen. Ein Thema auf der Versammlung wird der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und andere Konflikte sein. Polen und die Ukraine grenzen aneinander und unterhalten enge Beziehungen. Am Samstag sollen die LWB-Delegierten über die Nachfolge des Präsidenten entscheiden.

Auf dem Programm der Versammlung stehen auch globale Gerechtigkeitsfragen, etwa mit Blick auf den Klimawandel, Armut und Hunger sowie die Rechte von Frauen und Kindern. Das Thema der Vollversammlung lautet "Ein Leib, Ein Geist, Eine Hoffnung." Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium des Lutherischen Weltbundes und kommt nur alle sechs bis sieben Jahre zusammen, zuletzt 2017 in Namibia.

Hoffnung auf mutige und kluge Entscheidungen

"Ich hoffe inständig, dass die Vollversammlung wichtige, mutige und kluge Entscheidungen treffen wird, die nicht nur die lutherischen Gläubigen in allen Ecken der Welt berühren werden, sondern auch die Gesellschaften und Gemeinden, aus denen wir kommen", erklärte Jerzy Samiec, Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen im Vorfeld.

Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen (EAKP) ist in Polen eine Minderheitenkirche. Von den mehr als 38 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern des Landes sind nur etwas über 60.000 Mitglieder in der EAKP, etwa die Hälfte von ihnen im Teschener Land in Oberschlesien. Doch es ist auch eine Kirche mit langer Tradition. Die Lehre Martin Luthers (1483-1546) fand schon früh im 16. Jahrhundert in Polen Verbreitung, Historikern zufolge vor allem unter der deutschen Bevölkerung im späteren Ost- und Westpreußen sowie in den polnischen Städten.

Nicht einmal 0,5 Prozent der Polen sind protestantisch

Zwar gehört die Mehrheit der polnischen Bevölkerung - rund 90 Prozent - zur römisch-katholischen Kirche. Aber in Polen gibt es Schätzungen zufolge auch rund 190 offiziell gelistete Kirchen und religiöse Vereinigungen, nicht nur christliche (Stand 2022). Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft stellen die Mitglieder der orthodoxen Kirche (0,9 Prozent). Daneben sind 0,3 Prozent der Bevölkerung Polens protestantisch.

In Polen gebe es eine interessante ökumenische Landschaft, heißt es weiter. Doch obwohl der frühere Papst Johannes Paul II. (1920-2005) in seinem Heimatland nach wie vor verehrt und bewundert wird, verliert die Kirche Beobachtern zufolge auch in der polnischen Gesellschaft nach und nach immer mehr an Bedeutung.

Bedford-Strohm hofft auf starke Impulse

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erhofft sich von der dreizehnten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Krakau starke Impulse für die weltweite Zivilgesellschaft. Bei der Versammlung, die am Mittwoch (13. September) beginnt, würden Menschen aus vielen Ländern zusammenkommen, die unmittelbar von Verfolgung wegen ihres Glaubens, von Hunger und von den Folgen des Klimawandels betroffen seien, sagte Bedford-Strohm am Montag laut Mitteilung.

"Die Lösungen für die großen Menschheitsprobleme können nur auf Weltebene gefunden werden."

Bedford-Strohm erwartet außerdem wichtige Impulse für das geistliche Leben und die Urteilsbildung in öffentlichen Fragen:

"Wir in Europa brauchen mehr Glaubensfreude und mehr Zuversicht. Dafür wird uns die weltweite Gemeinschaft in Krakau guttun."

Bedford-Strohm wird in seiner Funktion als Vorsitzender des Weltkirchenrats an der Vollversammlung teilnehmen.

Die bayerische Landeskirche ist unter den Delegierten aus Deutschland vertreten mit Oberkirchenrat Michael Martin, Kirchenrätin Maria Stettner, Tim Götz als Jugendvertreter sowie den Landessynodalen Nicole Grochowina und Philipp Hildmann. Martin erwarte von der Vollversammlung vor allem eine Stärkung der kleinen lutherischen Kirchen in Mittel-Ost-Europa, sowie eine Profilierung der lutherischen Identität in den verschiedenen Ländern und Kulturen, hieß es weiter.

Von Auschwitz bis Ukraine

Nach Russlands Überfall auf Polens Nachbarn Ukraine wird der Konflikt eine wichtige Rolle auf dem Lutheraner-Gipfel spielen. Polen hat mit Deutschland von allen EU-Mitgliedstaaten die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Viele Ukrainer lebten bereits vor dem Krieg in dem Land. Die Gastgeber betonen:

"Neben der aktiven Unterstützung der Ukraine beteiligt sich Polen auch an den Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft um Frieden in der Ukraine und wirkt an der Stärkung der ukrainischen Stellung in der Region und der Welt mit."

Ein Besuch der rund 60 Kilometer entfernten Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau am 15. September gilt bereits als Schlüsselmoment der 13. Vollversammlung, denn es ist "ein Ort des Verbrechens, der uns zwingt, uns mit dem schlimmsten Teil der menschlichen Natur zu konfrontieren, einem Teil, den wir lieber vermeiden würden", so Pfarrer Ireneusz Lukas, LWB-Regionalsekretär für Europa.

Auschwitz sei "ein dringender Aufruf, dem Leiden in der heutigen Welt nicht gleichgültig gegenüberzustehen, ein Aufruf zum Handeln, um zusammenzustehen, wo immer die Würde von Menschen verletzt wird."

In Krakau wird auch ein neuer LWB-Präsident oder eine Präsidentin gewählt. Die Amtszeit des amtierenden Erzbischofs Panti Filibus Musa endet. Der Pfarrer der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria wurde auf der 12. Vollversammlung im Mai 2017 im namibischen Windhuk gewählt. Er ist der 13. Präsident des Lutherischen Weltbundes. Nominiert ist bislang der dänische lutherische Geistliche und Bischof des Bistums Viborg, Henrik Stubkjær.

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