In den vergangenen zwei Jahren ist der außergewöhnliche Gottesdienst pandemiebedingt ausgefallen, aber zum zehnjährigen Jubiläum wird er in diesem Jahr wieder stattfinden. Ideengeber für den volkmusikalischen Gottesdienst war das hochfränkische Original Max Hertel. Der 82-Jährige, den viele weit über Oberfranken hinaus durch seine nach ihm benannte Hähnchenbraterei kennen, bezeichnet sich selbst als "Freund der Volksmusik".

Leute wollen das Einfache, Gemütliche

"Die Leute wollen das Einfache, Gemütliche", sagt Hertel, der schon im Alter von zehn Jahren im heimischen Gasthaus tätig war und so hautnah mitbekommen hat, was die Menschen in Hochfranken mögen. Schon bevor der Volksmusikgottesdienst 2013 aus der Taufe gehoben wurde, ist Max Hertel volksmusikalisch durch viele Kirchen "getourt", ob in Weißenburg oder auch in Salzburg und Wien, und hat dort musiziert. Zwar nicht während der Gottesdienste, aber allein die akustischen Möglichkeiten in Kirchen haben ihn fasziniert. 

Mit dem Schwarzenbacher Pfarrer Daniel Lunk hat er jemanden gefunden, der gern auch mal Außergewöhnliches ausprobiert, und so hat man sich schnell geeinigt und auch mit dem Sonntag vor Fasching einen geeigneten Termin gefunden. Wichtig ist beiden, dass es keine Faschingsveranstaltung sei, sondern ein normaler Gottesdienst mit Verkündigung und eben besonderer Musik. Schon zu Beginn des Gottesdiensts wird klar, dass dies kein üblicher Sonntagsgottesdienst wird, wenn der Organist auf der Schwarzenbacher Orgel den "Narhallamarsch" zum Besten gibt.

Musikalisch ist es eine gute Mischung quer durch die Volksmusik, von Blasmusik über Gesang bis hin zu Alphornbläsern. Seine Kontakte in die Volksmusikszene nutzt Hertel, um wieder Gruppen aus dem gesamten oberfränkischen Raum nach Schwarzenbach zu holen. Die Zielgruppe sind zwar Volksmusikliebhaber, aber eine Altersstruktur kann man nicht erkennen: Jung, alt, Familien – viele freuen sich einfach auf diesen Gottesdienst und nehmen sogar Fahrten von über 100 Kilometern auf sich, um dabei zu sein. Eine Herausforderung sei es, die Musikgruppen in der richtigen Reihenfolge einzuplanen; es solle kein Konzert, sondern ein musikalischer Gottesdienst sein, in klassischer liturgischer Struktur.

"Am Anfang muss es natürlich ruhiger sein beim Kyrie, aber am Ende, da darf es dann auch schon rauschen."

Predigt in Reimform

Daniel Lunk hat sich für diesen Gottesdienst etwas Besonderes einfallen lassen: Seine Predigt trägt er in Reimform dar. "Eigentlich war es eine Schnapsidee von mir, damals vor 10 Jahren", grinst Lunk verschmitzt, "ich habe es einfach ausprobiert, und es kam super an." So gut, dass im darauffolgenden Jahr eine Reimpredigt bereits vorausgesetzt wurde. "Es ist aber keine Büttenrede", stellt der Pfarrer klar, gelacht darf freilich trotzdem werden. Lunk orientiert sich an dem jeweiligen Predigttext für den Sonntag und ist auch der Meinung, dass man in Reimen manche Sachen aussprechen kann, die man sich in einer "normalen" Predigt vielleicht nicht traut, "aber in Reimen kann man das dann schön augenzwinkernd verpacken".

An diesem Sonntag geht es um die Liebe, und natürlich hat sich Daniel Lunk wieder schöne Reime einfallen lassen.

"Liebe Frauen, jetzt schaut mal an, neben euch den Ehemann. Gerhard, Bertram oder Klaus, ganz frisch sieht er ja nicht mehr aus. Die Haare schütter und der Bauch – recht grantig ist er manchmal auch. Auf dem alten Hochzeitsfoto war deutlich fescher noch der Otto."

Spätestens wenn sich Dekanatskantor Jürgen Kerz beim Stück nach der Predigt wieder was Besonderes hat einfallen lassen, brandet Applaus in der mit 400 Menschen voll besetzten Kirche, auf. "Eigentlich muss man ja nicht für eine Predigt applaudieren, aber wenn ich ehrlich bin, freut es mich schon."

Rechtzeitig kommen

Los geht es, am 19. Februar um 10.30 Uhr in der St.-Gumbertus-Kirche in Schwarzenbach an der Saale. Rechtzeitiges Kommen wäre von Vorteil, wenn man noch einen Parkplatz und einen guten Sitzplatz ergattern will.

"Wer erst fünf Minuten vor Beginn kommt, der muss auf die zweite Empore in die dortige dritte Sitzreihe, aber da ist es auch schön", lacht der Schwarzenbacher Pfarrer

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