Warum gerade Plastikfasten? Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Martin Gundermann: Zusammen mit meiner Frau habe ich schon jedes Jahr die Passionszeit besonders gestaltet. Natürlich haben wir schon die "Klassiker" wie Süßigkeiten- oder Fernsehfasten ausprobiert. Oder wir haben uns bewusst Zeit genommen für das gemeinsame Lesen eines Fastenkalenders oder einer anderen geistlichen Lektüre.

Auf die Idee des Plastikfastens im vergangenen Jahr kam meine Frau. Sie hatte gelesen, dass in der Stadtbibliothek für ein paar Wochen versucht wurde, komplett auf Plastik zu verzichten. Selbst Kugelschreiber aus Plastik werden dort nicht mehr benutzt. Nachdem wir schon länger der Meinung waren, dass die Anzahl unserer "Gelben Säcke" zu hoch ist, wollten wir dieses "Plastikfasten" auch selbst mal ausprobieren.

Sie haben das Plastiksparen innerhalb der letztjährigen Aktion "Sieben Wochen ohne" getestet. Hatte das für Sie auch einen geistlichen Aspekt?

Gundermann: Natürlich schwingt beim Plastikfasten der Gedanke mit, verantwortungsvoller mit Gottes Schöpfung umzugehen. Die Bilder von mit Plastik verschmutzten Meeren und Stränden (von den Tieren ganz zu schweigen) erschrecken ebenso wie die "illegalen" Mülldeponien im Ausland.

Mir ist dabei aber auch die alte Weisheit "weniger ist mehr" neu bewusst geworden.

Eigentlich klingt das ja paradox: Wie kann denn weniger mehr sein? Aber wenn ich weniger shoppen gehe, habe ich zum Beispiel mehr Zeit. Und wenn ich mich weniger mit dem Handy beschäftige, bedeutet das mehr Ruhe. Fasten ist eine gute Umschreibung für "weniger ist mehr". Gerade in der Zeit vor den hohen Festtagen wie Weihnachten und Ostern können wir das wiederentdecken. Denn die Fastenzeiten waren traditionell Zeiten des Verzichts – für Gott und für uns selbst.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Plastikfasten gemacht und welche Tipps können Sie an andere Leute weitergeben, die selbst das Plastiksparen ausprobieren wollen?

Gundermann: Wir sind keine Experten und haben deshalb einfach damit angefangen, beim Einkaufen immer zuerst die Produkte ohne Plastikverpackungen zu nehmen. Das hat sich ganz gut eingespielt, aber es ist immer wieder erschreckend, wo alles Plastik drin und drumherum ist. Fürs Essen haben wir oft saisonale Produkte vom Markt gekauft. Bei Molkereiprodukten ist es kein Problem, auf Glas umzusteigen, und beim Metzger oder auf dem Markt kann man sich offene Produkte in mitgebrachte Behältnisse füllen lassen.

Kaum noch "Schnäppchen"

Für viele Reinigungsmittel ist Schmierseife eine Alternative, im Kosmetikbereich gibt es viele Seifen – sogar für die Haare – und auch für Zahncremes gibt es gute Ersatzmöglichkeiten. Der Nachteil ist, dass man kaum mehr "Schnäppchen" machen kann, weil man nur noch auf die Verpackung und nicht auf den Preis schaut. Und oft kostet das Einkaufen mehr Zeit, da man nicht mehr alles unter einem Dach bekommt. Auch Süßigkeiten sind schwer zu bekommen. Anderen, die das Plastikfasten auch ausprobieren wollen, kann ich nur raten, mit kleinen Schritten anzufangen und sich bei Rückschlägen nicht frustrieren zu lassen. Und: 100 Prozent plastikfrei ist nicht umsetzbar.