Die seit Dienstag, den 25. Juli, geschlossene Ausstellung "Jesus liebt" in der Nürnberger Egidienkirche sorgt weiter für Diskussionen. Inzwischen hat sich Filmemacher und Künstler Rosa von Praunheim, von dem die Bilder stammen, selbst zu Wort gemeldet.

Trotz der aktuellen Schließung der Kirche sowie der wortstarken Kritik einiger Menschen sieht er die Ausstellung als Erfolg. Er sei begeistert, dass es eine Reaktion gebe, sagte von Praunheim. "Ist doch schön, wenn Leute sich aufregen."

Den verantwortlichen Pfarrer lobte er als "sehr mutig". Er könne nachvollziehen, dass sich Leute in ihrem religiösen Empfinden verletzt fühlten. Er selbst sei streng katholisch und autoritär erzogen worden. "Ich bin erzogen worden, dass ich als Schwuler eben Höllenstrafen leiden muss."

Es sei wichtig, dass die Bilder der Ausstellung nun Aufmerksamkeit erregten und zu Diskussionen führten. "Wir sind ja in einer Zeit, die wieder ins konservative, reaktionäre, rechte Lager schlittert und müssen aufpassen, dass die Schwulen nicht wieder eins auf den Deckel kriegen", sagte er. 

Konservativer Arbeitskreis: "Entsetzt und beunruhigt"

Der theologisch konservative Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (ABC) indes zeigt sich "entsetzt und tief beunruhigt" über die Ausstellung. Man nehme "mehrere verheerende Wirkungen" wahr, die von der Ausstellung ausgingen, teilte der ABC am Donnerstag in einem offenen Brief mit. Dieser ist neben den Verantwortlichen vor Ort unter anderen auch an Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern und Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel adressiert.

Konkret stören sich die ABC-Unterzeichner daran, dass die Ausstellung das Schamgefühl verletzte und absichtlich "mit ins Pornografische gehenden Bildern" provoziere. Gerade in einem Kirchenraum habe es eine "übergriffige Wirkung", wenn Intimität an die Öffentlichkeit gezerrt werde. Die Darstellungen scheinen die Botschaft vermitteln zu wollen, dass alle selbstbestimmten Formen von Sexualität Ausdruck der Liebe Gottes seien. "Diese Botschaft widerspricht dem christlichen Verständnis", heißt es in dem Schreiben. Insgesamt attestieren die Unterzeichner den ausgestellten Bildern "eine blasphemische, gotteslästerliche Wirkung".

"Jesus liebt" erst vergangenen Freitag eröffnet

Die Ausstellung war erst am vergangenen Freitag als Programmbestandteil der "Pride Weeks" des CSD Nürnberg eröffnet worden - nach massiver Kritik und Anfeindungen wurde sie am Montagabend zunächst vorübergehend geschlossen. Auch eine erste Sitzung des Kirchenvorstands am Dienstagabend brachte keine finale Entscheidung. 

Die Bilder der Ausstellung setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen provokant teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befinden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene geeignet seien. Die Ausstellung wolle sich kritisch mit Themen wie Missbrauch in der Kirche, Frauen- und Queerfeindlichkeit auseinandersetzen, hieß es. Pfarrer Brons hatte die Ausstellung gegen die harte Kritik verteidigt: Man müsse "in der weltoffenen Kulturkirche St. Egidien auch gesellschaftspolitisch und religiös herausfordernden künstlerischen Positionen" Raum geben.

 

(mit Material von epd)

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