"Ja, wir sparen Energie, indem wir nur einen Teil der Bankheizung einschalten", meldet Robert Foldenauer, Pfarrer der Kirchengemeinde Winterhausen, aus dem Dekanat Würzburg. "Und das auch erst eine Viertelstunde vor Gottesdienstbeginn und bis zum Vaterunser, danach wird sie wieder ausgeschaltet."
Bei gewöhnlichen Gottesdiensten werde etwa ein Drittel des Kirchenraumes beheizt, der Rest bliebe kalt. An Heiligabend und Silvester hingegen wolle man wegen der vielen Besucher eine Ausnahme machen.
Auch in der St.-Markus-Gemeinde Erlangen, Dekanat Erlangen, wird die Sitzbankheizung erst zehn Minuten vor Gottesdienstbeginn aktiviert. "In den vergangenen Jahren haben wir sie auch mal 30 bis 45 Minuten vorher angestellt", berichtet Agnes de Wall, Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Flure, Lagerräume und Sanitärräume des Gemeindehauses würden zudem nicht mehr beheizt, auf Warmwasser an Waschbecken verzichtet, die Grundtemperatur in Gruppenräumen abgesenkt.
"Einen energetisch sehr ungünstigen Raum haben wir sogar stillgelegt", so de Wall weiter.
Ähnliches gilt für das Gemeindehaus der Kirchengemeinde Wettringen und Gailnau im Dekanat Rothenburg ob der Tauber. Die Kirche wird auch hier nur noch teilweise geheizt: "Die Empore nicht mehr und die Bänke nicht mehr alle", fasst Pfarramtssekretärin Annette Rohn ihre Heizstrategie zusammen. Auch Gemeindehaus und Pfarrhaus würden sparsam beheizt.
Die Winterkirche
Eine Strategie, auf die Pfarrer Michael Weber mit seiner Kirchengemeinde in Königshofen a.d.H., Dekanat Ansbach, nicht erst seit diesem Winter setzt:
"Wir beheizen unsere Kirche schon seit etlichen Jahren nur noch teilweise. Wenn es ohne Heizung nicht mehr auszuhalten ist, hängen wir Schilder an die hintere Hälfte der Sitzplätze und laden dazu ein, vorne zusammenzurücken. Das geht gut."
Auch habe sich das Konzept einer sogenannten Winterkirche bewährt: "Seit 2018 siedeln wir nach Neujahr bis Mitte März zum Gottesdienst in unser Gemeindehaus über. Wir nennen es unsere Winterkirche. Unser Saal ist nicht nur leichter und billiger zu beheizen, der andere Rahmen ermöglicht auch musikalische Experimente und anschließende Begegnungen bei Kaffee und Keksen."
Wärmedecken und Sitzkissen
Ähnlich konsequent handhabt Pfarrer Niko Natzschka die Situation in Würzburg: "Die Martin-Luther-Kirche wird in diesem Winter überhaupt nicht beheizt." Alle Gottesdienste fänden im benachbarten Gemeindesaal statt.
"In der Übergangszeit werden die Besucher von uns mit Wärmedecken ausgestattet."
Decken, "in die man sich einhüllen kann", will auch Pfarrer Helmut Gottschling von der St.-Lukas-Kirche in München anschaffen und "so weit wie möglich aufs Heizen verzichten." Seine Gemeinde bittet Besucher zudem, mit wärmerer Bekleidung zu Gottesdiensten und Veranstaltungen zu kommen. "Gepolsterte Sitzkissen haben wir ja auch schon."
Im mittelfränkischen Kalchreuth bietet man nicht nur Decken an, sondern auch Wärmflaschen. Zehn Stück befüllt Kirchenvorsteher Willi Schmidt vor dem Gottesdienst. Die sollen sich die Besucher*innen auf den Bauch legen, rät er,
"denn da sitzt das Leben".
Manches Gemeindemitglied würde über die Wärmflaschen lächeln, erzählt er, "aber ein paar ältere Damen nehmen sie gerne an". Schmidt ist jedenfalls überzeugt, dass das Befüllen der Wärmflaschen weniger Energie kostet als die Infrarot-Heizung unter den Bänken.
Pfarrer Foldenauer hingegen rät seinen Gottesdienstbesuchern in Winterhausen, sich selbst Decken mitzubringen: "Decken von der Kirchengemeinde stellen wir nicht zur Verfügung; denn wenn man so eine Anschaffung tätigen würde, müsste man ja viele wegen der Hygiene waschen - auch nicht so energiesparend!" Dies funktioniere "erstaunlich gut und klaglos".
Energiesparen vor Ort
Apropos Energiesparen: Während die St.-Markus-Gemeinde in Erlangen bereits fast komplett energetisch saniert und dabei ist, eine Photovoltaik-Anlage einzurichten, steht dies der Martin-Luther-Kirche in Würzburg noch bevor. Pfarrer Niko Natzschka erklärt:
"Wir wollen kein Öl und Gas mehr, künftig wird nur noch mit Solarstrom und Wärmepumpe geheizt. Die Kirche wird energetisch saniert und erhält eine Fußbodenheizung."
In Königshofen a.d.H. setzt Pfarrer Michael Weber bei der Beleuchtung auch auf Bewegungsmelder: "Die Lichter in den Fluren und in den Toiletten gehen schon seit 2017 von selbst wieder aus."
Weitere Energiespartipps von ihm: "Wir haben in unserem Gemeindehaus die Thermostate entsprechend eingestellt, dass sie nur noch auf eine mittlere Stufe hochgestellt werden können und alle informiert, wie man richtig lüftet und dass man beim Verlassen die Heizung auf das Mondsymbol stellen soll."
Mit der konsequenten Nutzung von LED-Leuchtmitteln wollen einige befragte Gemeinden außerdem künftig Energie sparen, die Kirchengemeinde Wettringen und Gailnau stellt zudem die äußere Kirchenbeleuchtung früher ab.
Wie können Kirchengemeinden einfach Energie sparen?
Auch Energieberaterin und Kirchenvorständin Julia Matthias aus Rotenburg/Wümme empfiehlt den Umstieg auf LEDs dringend. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) berichtete die Expertin für Brennstoffzellen und Wärmepumpen aus ihrer eigenen Gemeinde in Rotenburg: "Wir haben in unserem Gottesdienstraum große Ringleuchter, allesamt mit Glühbirnen ausgestattet. Genau 144 Stück mit je 40 Watt - ich habe sie beim letzten Gottesdienst gezählt. Ein Wahnsinn! Wenn man die gegen LED tauscht, spart das 90 Prozent der Energie, in unserem Fall 1.000 Euro pro Jahr."
Die 32-jährige Projektleiterin einer Energieberatungsfirma hat gerade für Kirchengemeinden mit riesigen, oft unsanierten Gebäuden, einfache Tipps:
"Eine Dämmung wäre ein einfacher Schritt. Einfach Wolle ins oberste Geschoss legen - das kostet wenig und könnte oft unglaublich viel bringen. Und warum haben viele Fenster eigentlich keine oder eine kaputte Dichtung? Die auszutauschen, damit könnte man in vielen Gemeinden anfangen."
Ausführliche und weitere Tipps zum Energiesparen speziell für Kirchen sind hier auf der Webseite für Umwelt- und Klimaarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zu finden.
Gottesdienst in einer Würzburger Eisdiele
Und falls es in der Kirche doch zu kalt für den Gottesdienst ist? Dann bleibt immer noch die Möglichkeit, ihn wie Pfarrer Natzschka spontan in eine Eisdiele zu verlegen: "Am Erntedanksonntag habe ich – in Absprache mit dem italienischen Wirt - den Gottesdienst kurzfristig in die benachbarte Eisdiele verlegt. Teilgenommen haben etwa 120 Personen, davon 60 Kinder. Der Raum war groß und warm. Er wurde mit Äpfeln, Birnen, Trauben und einem großen Kürbis dekoriert."
Wie sind eure Erfahrungen?
Ihr habt in eurer Gemeinde Erfahrungen mit dem Thema Energiesparen gemacht, von denen andere profitieren können? Ihr wollt erzählen, wie ihr mit dem Thema Heizen und kalte Kirchen umgeht? Schreibt mir direkt.