Gianna von Crailsheim gehört zu einer ganzen Reihe junger Synodal*innen, die sich bundesweit in der evangelischen Kirche engagieren. Im Sonntagsblatt-Interview erzählt sie, warum die Partnerschaftsarbeit der Kirchen wichtig ist und wie sie sich dafür stark macht, die Kirche "zukunftsfähig" zu machen.

 

Was möchten Sie als Synodale in den nächsten sechs Jahren erreichen?

Von Crailsheim: Eines meiner persönlichen Herzensthemen ist Kirche im internationalen Kontext. Die Erfahrungen, die ich während einer Jugendbegegnung in Tansania und eines Gemeindepraktikums auf den Philippinen sammeln durfte, haben mir gezeigt, wie viel wir von unseren Partnerkirchen lernen können, angefangen mit der Lebendigkeit, mit der der Glaube in diesen Ländern gelebt wird. Deshalb möchte ich mich durch meine Arbeit im Ökumene-Mission-Dialog-Ausschuss der Landessynode dafür einsetzen, dass wir unsere vielfältigen Partnerschaften für einen lebendigen Austausch nutzen sowie - und dies auch als Mitglied des Ökumene-Mission-Europa-Ausschusses der EKD-Synode gesprochen - wichtige Themen der (weltweiten) Ökumene voranbringen, gerade im Hinblick auf die im Jahr 2022 in Karlsruhe stattfindende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Welche Themen möchten Sie in der Synode besonders fördern?

Von Crailsheim: Dass wir in dieser Synodalperiode – sowohl in der ELKB als auch in der EKD – so viele junge Menschen sind, die ihre Perspektive in die kirchliche Arbeit einbringen möchten, bietet ein großes Potenzial. Auch ich möchte mich daran beteiligen, die Kirche "zukunftsfähig" zu machen und sehe Initiativen wie den #glaubengemeinsam Hackathon oder die MUT-Projekte als sehr unterstützenswerte Schritte in die richtige Richtung. Jedoch ist es mir wichtig, dass wir uns trotz der notwendigen Anpassungen an die Zeit immer auch auf die Grundlagen unseres christlichen Glaubens rückbesinnen und unsere Traditionen bewahren - also mit der Zeit gehen, aber nicht zu schnell.

Was reizt Sie am Amt der Synodalin?

Von Crailsheim: Am Amt der Synodalin reizt mich vor allem der Blick über den eigenen Kirchturm hinaus: Nicht nur über die Themen der eigenen Gemeinde zu sprechen, sondern das große Ganze in den Blick zu nehmen. Besonders auf EKD-Ebene ist es spannend, Landeskirchen mit unterschiedlichen Traditionen kennenzulernen oder auf VELKD-Ebene gemeinsam unsere "lutherischen" Anliegen voranzubringen.

Muss Kirche mehr für die Digitalisierung tun?

Wir alle haben gesehen, dass die Kirche in den letzten 1,5 Jahren sehr große Fortschritte im Bereich der Digitalisierung gemacht hat und neue Formate wie beispielsweise Zoom-Gottesdienste ganz neue Zielgruppen erreichen können. Jedoch müssen wir all unsere Mitglieder im Blick behalten und deshalb bin ich der Meinung, dass wir die analogen Angebote nicht ersetzen, sondern ergänzen sollten. Auch finde ich es gut und wichtig, dass sich die Kirche Gedanken über die ethischen Aspekte der Digitalisierung macht, so beispielsweise in der EKD-Denkschrift "Freiheit digital".

Gianna von Crailsheim

Gianna von Crailsheim hat ihren Bachelor in Evangelischer Theologie an der Universität Regensburg abgeschlossen und absolviert nun ihr Masterstudium in Religion, Wirtschaft und Politik an den Universitäten Zürich, Luzern und Basel. Crailsheim ist Mitglied der bayerischen Landessynode sowie der EKD-Synode. Sie ist Mitglied im Beirat der Segen.Servicestelle Südbayern und Mitglied im Fachausschuss Entwicklung und Politik von Mission EineWelt.