Was reizt Sie am Amt der Synodalen?

Finzel: Das Wichtigste ist mir, die Anliegen der Menschen aus den Kirchengemeinden, die mich gewählt haben in die Synode einzubringen, denn die Diskussionen sind hier oft schwer nachzuvollziehen, mit viel Insidersprache und unklaren Abläufen. Viele wissen gar nicht, dass jedes Kirchenmitglied einen Antrag an die Synode stellen kann, sich mit einem konkreten Thema zu beschäftigen. Als Journalistin spreche ich gerne mit Menschen, die mir frank und frei die Meinung sagen und lasse mir auch Kritik gefallen. Das gehört dazu, das darf man nicht persönlich nehmen.

 Welche Themen bewegen Sie persönlich – und warum?

Finzel: Mich beschäftigt seit vielen Jahren die hohe Zahl der Kirchenaustritte, die über 25.000 ausgetretene bayerische evangelische Christen und Christinnen im vergangenen Jahr führen einen Trend fort, gegen den es leider kein Patentrezept gibt. Kirchen sind offensichtlich für viele nicht mehr die geistlichen Orte, um Kraft und Zuversicht zu tanken. Das macht mich traurig, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass wir alle auf der Suche nach Spiritualität, Gemeinschaft und ermutigenden Worten sind. Gottes Gegenwart individuell in der Ruhe der Natur zu erleben ist wunderbar, gemeinsam im Gottesdienst zu beten, zu singen, Gottes Wort zu hören und den Segen zugesprochen zu bekommen eine starke Kraftquelle der anderen Art.

Wie engagieren Sie sich in Ihrer Gemeinde vor Ort? Woran arbeiten Sie gerade im Kirchenvorstand?

Finzel: Wir arbeiten gerade an allen Ecken und Enden an der Umsetzung des Landesstellenplans. Mehr Entscheidungsspielraum auf der Dekanatsebene bedeutet folgerichtig mehr Diskussionsbedarf und Entschlussfreudigkeit. Logischerweise treten dabei auch Konflikte auf. Mehr Freiheit bedeutet eben auch mehr Verantwortung. Wir können nicht sagen, "die da oben" haben wieder mal über unsere Köpfe hinweg entschieden. Das ist schön und anstrengend zugleich.

Woran mangelt es in der Organisation Kirche am meisten?

Finzel: In unseren Einrichtungen wie zum Beispiel Gemeinden, Kitas und Schulen praktizieren wir Christentum und stehen den Menschen bei den Herausforderungen des Lebens zur Seite. Aufgrund der demokratischen Strukturen in unserer Kirche verlieren wir uns gleichzeitig jedoch zu stark in Gremienarbeit und Strukturdebatten – ja, es geht dabei auch um menschliche Dinge wie Macht und Eitelkeit. Gerade in Zeiten von abnehmender Kirchenbindung dürfen wir uns nicht noch mehr von dem entfernen, was von unserer Kirche erwartet wird: Seelsorge und Fürsorge im direkten Kontakt zu den Menschen.

Stefanie Finzel

Stefanie Finzel aus Bayreuth ist Diplom-Germanistin und  Journalistin. Sie arbeitet als stellvertretende Pressesprecherin beim Augustinum in München, einem der führenden Sozialdienstleister in Deutschland mit Seniorenresidenzen, Sanatorien, einer Fachklinik und pädagogischen Einrichtungen. Finzel ist Mitglied der bayerischen Landessynode sowie der EKD- und VELKD-Synode. Besonders engagiert sie sich für die kirchliche Publizistik und Kirchenmusik, unter anderem den Windsbacher Knabenchor und die Hochschule für Evangelische Kirchenmusik in Bayreuth.

Evangelische Synodale in Bayern

Wer sind eigentlich die 108 Personen, die zur Landessynode der evangelischen Kirche in Bayern gehören? In unserer Sonntagsblatt-Reihe stellen wir die Synodalen vor. Wir sprechen mit den Mitgliedern der Landessynode -  über Kirche, Glaube, Religion und natürlich die Aufgaben, Ziele und Projekte der Landessynode.