Lässig, mit offen wehendem Haar, dem Jesuskind auf einem Arm, die andere Hand am Handy am Hosenbund steht sie in einer Nische vor der Kirche – die "Satellitenmadonna", ein Kunstwerk von Susanne Rudolph aus Langeburg, zu dem auch die goldene Satellitenschüssel im Hintergrund gehört, die auch als Heiligenschein durchgehen könnte. "Maria ist auf Empfang", erklärt Klara Wolkersdorfer. Die 17-Jährige ist mit den gleichaltrigen Mara Hertle und Jakob Stiegler am zweiten Adventssonntag unter anderem für die Fürbitten im Fernsehgottesdienst zuständig, für den seit Wochen schon fleißig geprobt wird.
Mit Stoppuhr im Gottesdienst
Seit das GEP Mitte 2018 auf die Kirchengemeinde mit der Idee zukam, scheint ganz Schwabach auf den Beinen zu sein: der Pfarrer, die beiden Dekanatskantoren Klaus Peschik und Seonghyang Kim, Sängerin Maria Zakel, Mesner Klaus Trinks, Pressereferentin Margot Huyskens, die Schwabacher Kantorei und die drei Jugendlichen: Sie alle stehen im detaillierten Skript zum rund 45-minütigen Gottesdienst, der live gesendet wird.
Musikstücke werden mit der Stoppuhr getaktet, die perfekte Kameraeinstellung beim Anzünden der Altarkerzen gesucht, die Kunstwerke der Kirche für die Schnittbilder ausgewählt – das GEP hat ein strammes, aber stimmiges Programm zusammen mit den Schwabachern erarbeitet. "Wir durften unsere Ideen aber immer mit einbringen. So werden sich die Fürbitten um Umweltschutz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, aber auch die aktuelle politische Lage drehen", meint Mara. Und Jakob ergänzt augenzwinkernd: "Wenigstens dürfen wir uns selbst aussuchen, was wir anziehen." Es sei ungeheuer spannend, eine solche Produktion mitmachen zu dürfen, die im Schnitt rund 700.000 Zuschauer sehen werden.
Doch es ist nicht nur das Medienereignis, das sich den Mitwirkenden einprägen wird. Margot Huyskens zeigt auf die Mariendarstellung des berühmten Hochaltars aus der Werkstatt Michael Wolgemuts. Das Kleid der Gottesmutter fällt in Form eines Ohrs. Eine typische Darstellung im Mittelalter, die auf das am 8. Dezember vor allem bei den Katholiken gefeierte Fest "Maria Empfängnis" hinweist. Dabei geht es allerdings nicht um die Jungfrauengeburt, gefeiert wird ein Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria.
"Wann schaut man sich den Altar schon so aus der Nähe an?", ist Huyskens begeistert von der Bildsprache. Wenige Meter weiter steht an einer Wand der Dreikönigsaltar. In einer Darstellung wird die eben gestorbene Maria beweint. Ihr Sohn Jesus nimmt ihre Seele auf und trägt sie zu Gott. "Dieses Bild gibt es nur ganz selten, und man muss schon sehr genau hinsehen, damit man diese Art des Empfangens erkennt", erklärt Zellfelder.
Schwabacher sitzen am Telefon
Er wird am 8. Dezember für die Liturgie zuständig sein, die Predigt hält Kirchenrätin Melitta Müller-Hansen. Im Anschluss wird es dann noch eine Hotline geben, unter der Zuschauer Lob und Kritik zur Sendung äußern können, aber auch Gelegenheit zum Vertiefen des Gehörten haben. Am anderen Ende des Apparats sitzen dann rund 25 freiwillige Schwabacher, die bis 19 Uhr ebenfalls auf Empfang sind. Sie wurden vom GEP extra geschult. Seelsorge sollen die Hörertelefonisten keine leisten, dafür aber vielleicht ein paar Informationen zu Schwabach geben und sich einfach anhören, was der Gottesdienst in dem ein oder anderen ausgelöst hat.
Fest steht: Der kommende 8. Dezember hat jetzt schon seine Spuren in der Stadt hinterlassen und den Schwabachern ihre Kirche noch ein Stückchen näher gebracht. Und neue, evangelische Sichtweisen auf Maria hat man auch noch gesendet und empfangen.