Das Bischofsamt in der bayerischen Landeskirche gehört zu den attraktivsten Spitzenämtern der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bayern hat durch die nach wie vor hohen Kirchensteuereinnahmen genügend Spielraum, um den anstehenden Umbruch zu gestalten. Und anders als in Ost- oder Norddeutschland hat sich im traditionell geprägten Bayern die Kirchenbindung besser erhalten.

Auf der anderen Seite stehen gewaltige Aufgaben bevor. Der Traditionsabbruch, also der Verlust von Glaubenswissen bei den kommenden Generationen, wird das kirchliche Leben aushöhlen, die Digitalisierung wird das Gemeindeleben verändern. Dass viel zu wenige Pfarrerinnen und Pfarrer für die vielen frei werdenden Stellen nachrücken, macht die Sache nicht leichter.

Auf manchen Gebieten und in manchen Gegenden wird es um einen geordneten Rückzug gehen. Es wird also kein leichtes Amt sein, das der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Heinrich Bedford-Strohm übernimmt.

Der Vierer-Vorschlag wurde aus 26 vorgeschlagenen Personen erstellt

Wer das machen wird, entscheidet sich bei der Tagung der Landessynode am 27. März in München. Früher als vom synodalen Wahlausschuss geplant, sind seit vergangenem Montag vier Namen für die anstehende Bischofswahl publik.

Nach Informationen des Sonntagsblatts kandidieren die Direktorin des Partnerschaftszentrums Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann (54), der Münchner Regionalbischof Christian Kopp (58), die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski (47) und der Windsbacher Dekan Klaus Schlicker (55).

Den Vierer-Vorschlag hat der Wahlausschuss der Synode aus 26 vorgeschlagenen Personen erstellt. Dabei ist die Absicht des Wahlvorbereitungsausschusses erkennbar, das Spektrum der Kandidierenden breit anzulegen: Geschlechterparität, jüngere und ältere, von der theologischen Ausrichtung her konservativ und liberal.

Die Bewerber kommen aus der Großstadt, einem städtischen und einem Landdekanat – und aus der kirchlichen Megametropole Neuendettelsau. Alle vier können mehr oder weniger das vom Synodalpräsidium im Vorfeld mantraartig vorgetragene Hauptkriterium "Leitungserfahrung" vorweisen. Das ist für das frei werdende Amt auch sicher nötig.

Bewerberinnen und Bewerber haben zwei Monate Zeit, um bei den Synodalen um Zustimmung zu werben

Auf der anderen Seite wurden durch dieses Ausschlusskriterium Kandidatinnen und Kandidaten ausgebremst, die zwar noch nicht Dekanin oder Dekan waren, aber von ihrem Charisma und ihrer Strahlkraft mindestens genauso infrage gekommen wären wie die nun vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten.

Nun haben die Bewerberinnen und Bewerber zwei Monate Zeit, um bei den Synodalen um Zustimmung zu werben. Die Wahl wird spannend, einen Favoriten oder eine Favoritin gibt es nicht.

Heinrich Bedford-Strohm

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und war von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) und promovierte anschließend. Als Professor lehrte und lehrt er an verschiedenen Universitäten, u.a. in Gießen, Bamberg, New York (USA) und Stellenbosch (Südafrika). Sein Vikariat absolvierte er in einer Kirchengemeinde in Heddesheim, als Pfarrer war er in Coburg tätig.