Wenn im November die Tage kürzer und die Nächte länger werden, wird seit alters her der Toten gedacht. Selbst in einer Zeit, in der die Themen "Sterben und Tod" gern tabuisiert werden, pflegt man viele alte Bräuche des Gedenkens weiter.

Zu Allerheiligen oder Allerseelen am 1. und 2. November, am Volkstrauertag, der 2024 am 17. November begangen wird, oder am Totensonntag (24. November 2024) folgen viele Menschen den gleichen Ritualen: Dazu gehört es, den Friedhof zu besuchen, das Grab mit Tannenzweigen schmücken und ein ewiges Licht aufzustellen.

Allerheiligen oder Allerseelen: Krümel vom Esstisch für die armen Seelen

Während sich heute das Totengedenken im Wesentlichen auf diese wenigen Tage im Jahr zu konzentrieren scheint, wurde in vergangenen Zeiten das ganze Jahr über - auch im Alltag - der Gestorbenen gedacht. So wurden die ganze Woche hindurch die Krümel vom Esstisch gesammelt und Sonntagnacht ins Herdfeuer geworfen, damit die "armen Seelen" sonntags etwas zu essen hatten.

Wer Brot backte, ließ ein Stückchen Teig in den Backofen fallen, um aus den Teigresten in der Brotmulde kleine Brötchen zu formen und sie an Bedürftige zu verschenken. Dabei hoffte man, durch diese mildtätigen Gaben eine "arme Seele" zu verköstigen und sie gar vor dem Fegefeuer zu bewahren.

Vom Brauchtum rund um den Tod

Der eigene Tod stand früher ebenfalls viel stärker im Mittelpunkt. Viele Menschen lauschten auf seine vermeintlich hörbaren Zeichen. Der Ruf eines Käuzchens kündigte etwa einen baldigen Sterbefall in der Familie oder Nachbarschaft an. Und auch die "Totenuhr", das Bohren des Holzwurms, galt einst als ernstzunehmende Warnung.

War dann tatsächlich jemand im Dorf gestorben, so erfuhren es die Einwohner entweder durch das persönliche "Ansagen" der eigens bestellten Totenfrau und etwas später durch das sogenannte Versehläuten oder Zinken der Totenglocke auf dem Kirchturm. Während dann im Sterbehaus die Familienangehörigen die Leiche aufbahrten, verbreitete sich die Nachricht rasch im ganzen Dorf. Meist gab es stattliche Leichenzüge.

Trauerzeit dauerte früher ein Jahr

Während der Trauerzeit, die zumeist ein Jahr dauerte, enthielten sich die Angehörigen aller "Lustbarkeiten" und trugen  schwarze Kleidung. Die Männer trugen seinerzeit als Zeichen der Trauer unter dem umgelegten Hemdkragen ein schwarzes Halstuch, das vorne als Knoten sichtbar war.

Zwar standen die Menschen nicht mit dem Tod auf "Du und Du", wie es Sagen und Mythen zu überliefern scheinen, in denen der Tod als "Freund Hein", als Gevatter Tod, als Schnitter oder Sensenmann in menschlicher Gestalt in Erscheinung tritt. Aber das Sterben wurde von klein auf als zum Leben gehörig erfahren. Viele dieser Riten gerieten im Lauf der Zeit in Vergessenheit. Geblieben sind die Totengedenktage.

Was an Allerheiligen gefeiert wird

Allerheiligen ist ein katholischer Feiertag am 1. November jedes Jahres. An Allerheiligen gedenken die Katholiken ihrer Heiligen, also der Menschen, die gläubig gelebt und die christliche Botschaft verkündet haben. Heutzutage ist Allerheiligen vor allem ein Fest, an dem sich Gläubige an vorbildlichen Menschen erinnern, darunter auch an solche, die nicht offiziell zum Kreis der Heiligen gehören.

Allerheiligen ist nur in manchen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag, so etwa in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Weil Allerheiligen ein stiller Feiertag ist, darf keine laute Musik gespielt werden, und Tanzveranstaltungen sind ebenfalls verboten. Alle Feiertage in Bayern gibt es hier im Überblick.

Was an Allerseelen gefeiert wird

Am 2. November jedes Jahres folgt dann Allerseelen. Hier gedenken katholische Christen aller Verstorbenen und beten für deren Seelen. Der Trauertag Allerseelen soll vor allem diejenigen trösten, die im vergangenen Jahr einen geliebten Menschen verloren haben. Bei einer feierlichen Prozession über den Friedhof segnet der Priester die geschmückten Gräber. Kerzen auf den Ruhestätten erinnern an das ewige Leben und die Überzeugung, dass es durch Jesus Christus eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten gibt.

Brauchtum: Allerheiligenstriezel backen

Zum Brauchtum an Allerheiligen gehören vor allem Teigwaren. Der Allerheiligenstrietzel ist ein Zopf aus Hefeteig und wird mit Zuckerstreuseln verziert. Damit wird an den alten Brauch erinnert, dass früher die Frauen als Zeichen der Trauer ihre geflochtenen Haare abschnitten.

Dem Gebäck wurden einst auch Zauberkräfte nachgesagt. Der Zopf sollte böse Geister abhalten. Lange hielt sich auch der Aberglaube, dass ein nicht aufgegangener oder verzogener Striezel Unheil für das nächste Jahr bedeute.

Termine Volkstrauertag

  • Volkstrauertag 2023: Sonntag, 19. November

  • Volkstrauertag 2024: Sonntag, 17. November

  • Volkstrauertag 2025: Sonntag, 16. November

  • Volkstrauertag 2026: Sonntag, 15. November

  • Volkstrauertag 2027: Sonntag, 14. November

Termine Totensonntag

  • Totensonntag 2023: Sonntag, 26. November 2023
  • Totensonntag 2024: Sonntag, 24. November 2024
  • Totensonntag 2025: Sonntag, 25. November 2025