Wissenschaftler der Universität Jena haben mit zehn Thesen auf die Bedeutung des Religionsunterrichts gerade in Corona-Zeiten hingewiesen.

Kinder hätten ein grundsätzliches Recht auf umfassende Bildung, sagte der Mitherausgeber der "Zeitschrift für Pädagogik und Theologie", Ralf Koerrenz, am Mittwoch in der Saalestadt.

Wie der Inhaber des Lehrstuhls für Historische Pädagogik und Globale Bildung erklärte, sei das Nachdenken darüber, was wirklich zählt, gerade dann besonders wichtig, wenn das gewohnte Umfeld erschüttert ist, eine existenzielle Bedrohung im Raum steht und der Alltag aus den Fugen gerät.

Priorisierung anderer Fächer

Im abgelaufenen Schuljahr seien viele Unterrichtsstunden ausgefallen. Ministerien und Schulleitungen hätten die Fächer unterschiedlich gewichtet und dabei Kernfächer priorisiert, sagte der Bildungsforscher und Theologe. Der Religionsunterricht sei als nicht systemrelevant betrachtet worden.

Dieser Einschätzung habe man mit der Publikation "Gerade jetzt! ? 10 Thesen, warum der Religionsunterricht in der Corona-Zeit unverzichtbar ist", begegnen wollen.

 

Zusammengefasst: 10 Thesen, warum der Religionsunterricht gerade jetzt besonders wichtig ist

  1. Kinder haben Mitteilungsbedürfnis, wollen Erfahrungen austauschen
  2. Ist wichtiger Teil allgemeiner Bildung
  3. Auseinandersetzung mit Glaubensfragen in Extremsituationen
  4. Gemeinsames Einordnen verschiedener Positionen zum Thema Pandemie
  5. Diskussion der Frage, warum die Krise manche härter trifft als andere
  6. Entwicklung von Modellen zum Umgang mit aktuellen Problemstellungen
  7. Pandemie trifft uns alle: Religionsunterricht zeigt globale Perspektive auf
  8. Diskurs über Chancen und Grenzen digitaler Gemeinschaft
  9. Religion als hoffnungsvolle Perspektive auf das Wohl der Menschheit
  10. Möglichkeit der sensiblen Begleitung in geschütztem Raum

Religionsunterricht hilft

Eine Beschäftigung mit Fragen der Religion und Ethik helfe den Schülern, Orientierung zu finden. Zudem biete das Fach eine Gesprächsplattform, um sich über die existenziellen Erfahrungen, die mit der Pandemie einhergingen, auszutauschen.

Dabei spiele es zunächst keine Rolle, um welche Religion - Christentum, Islam oder Judentum - es sich handele, so Koerrenz. Die Lehrkräfte in diesem Bereich seien zudem oft seelsorgerisch besonders sensibilisiert und könnten die jungen Leute beratend durch die Krise begleiten.