Der Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) fordert zum Start des neuen Schuljahrs am kommenden Dienstag (8. September) von der Staatsregierung mehr Realitätssinn. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sagte in München, momentan prallten "zwei Krisen aufeinander: der akute Lehrermangel und die Pandemie".
Nach wie vor wolle die Staatsregierung den Eindruck erwecken, die "riesigen Löcher" in der personellen Versorgung an den Schulen könnten etwa mit Springern oder Pensionären "prima gestopft" werden. Das sei nicht nur unglaubwürdig, sondern auch "vor allem nicht nachhaltig".
BLLV-Präsidentin Fleischmann kritisiert "chronisch personelle Unterbesetzung"
Fleischmann kritisierte, dass die Lehrerinnen und Lehrer "nur so viel geben" könnten, "wie wir sind". Zu den ohnehin vielen Aufgaben der Lehrkräfte komme nun noch die Umsetzung der Hygienemaßnahmen und eines möglichen Distanzunterrichtes hinzu - bei der "chronischen personellen Unterbesetzung" etlicher Schulen sei das kaum machbar, zumal diese durch die Corona-Pandemie noch verschärft worden sei.
Das neue Schuljahr werde nicht nur deshalb "keinesfalls ein normales sein und alle erneut vor viele Herausforderungen stellen", sagte die BLLV-Vorsitzende. Sie forderte mehr Ehrlichkeit von der Politik.
Die Bildungsgewerkschaft GEW ging in ihren Forderungen am Montag noch weiter. Angesichts der geltenden Hygiene-Auflagen für größere Veranstaltungen sei es unverständlich, weshalb diese Obergrenzen für Teilnehmer sowie die Mindestabstände zwischen Personen nun an den Schulen nicht gelten sollten.
Bayern führt zweiwöchige Maskenpflicht zum Schulstart ein
Die GEW will, dass das Schuljahr nur mit halbierten Schülerzahlen startet sowie ein Teil weiter Distanzunterricht zu Hause erhält. Außerdem sollten für "alle Menschen im Schulbetrieb" engmaschige Corona-Testungen angeboten werden. Eltern sollten fürs Zuhause-Bleiben eine "vollständige Lohnfortzahlung" erhalten.
Am Montag trafen sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann, Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) in der Staatskanzlei mit Vertretern der Schulfamilie. Dazu zählten neben den Lehrer- und Direktorenverbänden auch Vertreter der Eltern und der Schüler. Sie wollten dort über die Rahmenbedingungen sprechen, wie ein Regelbetrieb an den Schulen mit Hygieneauflagen möglich wäre.
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