Auch die neben der Moschee Freimann zweite große Münchner Moschee liegt am Rand der Großstadt. (Wir gehen an dieser Stelle über den Einwand eingefleischter Pasinger hinweg, dass "München bei Pasing" liege, weil a) Pasing bereits 763 erstmals als "villa Pasingas" urkundlich erwähnt wurde und deshalb fast 400 Jahre älter als München sei; und weil b) Pasing von 1905 bis zur Eingemeindung durch die Nationalsozialisten 1938 eine eigenständige Stadt war).
In unmittelbarer Nachbarschaft alter Bauernhäuser gelegen, fällt der im Mai 1999 eröffnete Moschee-Bau mit seiner kupfergedeckten Kuppel und dem charakteristischen Doppelminarett durchaus auf. Hinter den kleinen Minarett-Türmchen an dem eher nüchternen Gebäude verbergen sich in Wirklichkeit Lüftungsrohre - und ein Veto der Münchner Stadtplaner. Wie andernorts (und zuletzt um das Moschee-Projekt am Gotzinger Platz) gab es bei der Frage nach einem großen Minarett, wie es sich die Muslime wünschten, auch in Pasing seinerzeit heftigen Streit.
Pasinger Moschee benannt nach Sufi-Mystiker Hacı Bayram Veli
Zur Moschee gehören eine Bibliothek, ein Aufenthaltsraum, mehrere Wohnungen, im Erdgeschoss ein Reisebüro mit integriertem Handy-Geschäft und eine Teestube. Die Gemeinde bietet Führungen durch die Moschee an. Sehenswert ist besonders die prachtvoll bemalte Kuppel über dem großen Gebetsraum im obersten Stockwerk. Ein zweiter Gebetsraum befindet sich im zweiten Stock.
Benannt ist die Pasinger Moschee nach Hacı Bayram Veli (1352 - 1429). Der türkische Sufi-Mystiker wurde als Sohn eines einfachen Bauern in Anatolien in der Nähe von Ankara geboren. Eigentlich war sein Name Numan bis er den religiösen Ehrennamen "Bayram" (Feiertag) annahm. Um 1400 gründete er den nach ihm benannten Bayramiye-Orden, der sich schnell ausbreitete.
Was hat denn mein Herz? Was hat denn mein Herz?
Mit Kummer und Schmerz erfüllt ist mein Herz!
Es brannte mein Herz, es brannte mein Herz
Im Brennen nur fand die Heilung mein Herz.
Und ist's auch verbrannt, ist's wahrhaft verbrannt,
In Liebe gefärbt, in Liebe gebannt.
Es fand in sich selbst, in sich selber nun fand
Sein wahrhaftes Ziel mein suchendes Herz.
"Die Armut mein Stolz, die Armut mein Stolz!"
Hat so nicht gesagt des Weltkreises Stolz?
Gedenk seines Stolzes, blick auf seinen Stolz -
Es fand dieses Glück im Entwerden mein Herz.
Pasinger Moschee gehören rund 250 Mitglieder an
Die Zentren und Versammlungsorte einer Sufi-Bruderschaft (Tariqa) bezeichnen die Türken als "Tekke". Die Araber nennen sie "Zawiya", die Perser "Khanqah". Die Namen beschreiben die Funktion der Sufi-Konvente als spirituellen "Rückzugsort", als "Schutzhaus" und "Asyl". Gegen den Vergleich mit christlichen Konventen oder Klöstern wehren sich Muslime jedoch.
Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 breitete sich der heute nahezu verschwundene Bayramiye-Orden mit der osmanischen Expansion immer mehr nach Europa aus - nach Rumelien, Griechenland, Makedonien, Bosnien.
Ihr Name lässt es bereits vermuten: Die Pasinger Moschee ist anders als die arabisch und deutsch geprägte in Freimann eine türkisch-muslimische. Träger ist "DITIB" ("Diyanet İşleri Türk İslam Birliği" - "Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion e.V." mit Sitz in Köln), der größte Dachverband türkisch-muslimischer Gemeinden in Deutschland, der wiederum von der staatlichen türkischen Religionsbehörde getragen wird. Der Gemeinde gehören rund 250 aktive Mitglieder aus Pasing und Umgebung an.