Ein richtiges "Hosagärtla" habe sie als kleines Mädchen mit Zweigen im Garten aufgebaut und brav darauf gewartet, dass der Osterhase viele Eier dort hineinlegen würde, erzählt eine Besucherin. Im Museum "22 I 20 I 18 I Kühnertgasse" der Altstadtfreunde Nürnberg sieht sie nun die "Hosagärtla" in verschiedenen Ausführungen als Holzmodelle. Auch die "Klappeier" aus Pappe kennt die Frau noch aus Kindertagen: ihr Großvater habe ihr sie früher zu Ostern geschenkt. Barbara Häublein vom Museum weist auf die alte gestanzte Bordüre aus Papier hin, die die Innenseite eines goldenen Ostereis aus Pappmaché ziert.

Ausstellungsgegenstände entstammen privater Sammlung aus Seiffen

Die Begeisterung für Osterhasen, Frühlingsgedichte, blumige Malereien und Ostereiertechniken merkt man der pensionierten Grundschullehrerin durch ihren besonderen Blick für die kleinen Details sofort an. Die Nürnbergerin ist schon seit 1976 Mitglied der Altstadtfreunde, bietet Museums- und Stadtführungen an und hat die aktuelle Sonderausstellung mit aufgebaut. Nahezu alle Exponate stammen aus der privaten Sammlung von Ursula Michalke, die gerade selbst nicht in Nürnberg, sondern am Ort des Geschehens ist, und zwar in Seiffen im Erzgebirge.

Dort stellt die Firma Leichsenring wertvolle Holzfiguren her und ist somit neben Esco und Wendt & Kühn eine der drei Hauptlieferanten, wenn es um Osterhasen und allerlei Zubehör geht. Bei Leichsenring wird jedes Einzelteil von Hand gedrechselt. Häublein zeigt das seltene Exemplar eines detailgetreu gedrechselten Blumenverkaufsstandes von 1962.

Ausstellung erklärt Faszination mit dem Frühling mit Gedichten und Gemälden

Der Frühling habe die Menschen schon immer begeistert, erzählt Häublein und bleibt vor einer Kreidezeichnung "Frau mit Blumen" von Fritz Griebel (1899-1976) stehen, der als Künstler, Professor und Direktor an der Akademie der Künste in Nürnberg tätig war. Die welkenden Tulpen könnten als Sinnbild der Vergänglichkeit gesehen werden, erklärt die Expertin. An einem weiteren Werk Griebels, das den Titel "Osterlamm" trägt, erläutert sie christliche Symbole: Das Osterlamm als Opferlamm steht mit seiner Siegesfahne für die Auferstehung Jesu.

Zu den wohl bekanntesten Lobpreisungen des Frühlings gehört Eduard Mörikes Gedicht "Er ist's". Es beschreibt das "blaue Bands des Frühlings" und dessen "süße, wohlbekannte Düfte". Neben Mörike sind weitere Frühlingsgedichte von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Annette von Droste-Hülshoff, Theodor Fontane oder Ludwig Uhland mit kunstvollen Verzierungen an einer Schnur im literarischen Frühlingszimmer des Museums aufgereiht. Auch der von Johann Wolfgang von Goethe beschriebene Osterspaziergang in "Faust I" ist dort zu finden.

Ostereier in allen Formen und Farben

In einer Vitrine im Nebenraum ist alles zu finden, was das Ostereierherz begehrt. Dort sind mit Aquarell- und Ölfarbe bemalte Eier, Spruchband-Eier, Scherenschnitt-Eier, Eier mit Strohapplikation oder Häkelspitzen. Und allen, die sich schon einmal gefragt haben, warum wir zu Ostern eigentlich Eier färben, liefert die Ausstellung auch eine Antwort. Der Brauch des Eierfärbens gehe auf die Fastenzeit vor Ostern zurück. Eier fielen unter das Abstinenzgebot und wurden in dieser Zeit als Zahlungsmittel für die Pacht eingesetzt, heißt es in einer Erklärung.

Die Eier, die die Hühner in der Woche vor Ostern legten, behielt man allerdings, und damit diese haltbar wurden, kochte man sie ab. Um diese älteren Eier später noch von den frischeren unterscheiden zu können, die die Hühner nach Ostern gelegt hatten, färbte man sie rot. Diese Tradition des Eierfärbens hat bis heute Bestand, auch wenn sich die Farben geändert haben. Zunächst wurde mit Blut, Kalk oder Kohle gefärbt, später verwendete man Pflanzenfarbstoffe, bevor Heitmann und Braun den Markt mit ihren chemischen Anilinfarben eroberten.

Die Besucherin ist nach dem Gang durch die verwinkelten Ecken der Ausstellung vor einem österlich dekorierten Kaufladen stehengeblieben. "Wunderschön", sagt sie. Und die ganze Ausstellung findet sie "gut fürs Herz".